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Pro und Contra: Mit den Öffis zur Arbeit?

Streitgespräch Auf dem Land gilt das Auto als unverzichtbar. Wer eines hat, stellt es als Transportmittel oft gar nicht mehr infrage. Denn die Öffis locken weder mit Zeitersparnis noch sind sie günstig. In der Redaktion des Teckboten tobt ein Streit darüber, ob sich der Versuch eines Umstiegs lohnt. Im Artikel kann man über diese Frage abstimmen.

Irene Strifler ist dafür: Mit den Öffis brauche ich aus ­einem Göppinger Vorort glatt doppelt so lang zur Arbeit wie mit dem Auto. Trotzdem ­wähle ich – wenn ich meinen inneren Schweinehund überwinden kann – manchmal den Bus. Schließlich fahre ich ja auch mit dem Rad, das kein E-Bike ist, obwohl das im puren Zeitvergleich genauso schlecht abschneidet. Doch Zeit ist nicht alles, und Verkehrswende findet auch im Kopf statt.
Den Weg zur Haltestelle verbuche ich als Sport oder zumindest Bewegung an der frischen Luft. Für den Bus habe ich schon die Earpods bereit. Manchmal quatsche ich bis zum Umstieg am Göppinger ZOB mit jemandem. Doch spätestens in der 914, die in 38 Minuten bis zum Kirchheimer Alleenring fährt, habe ich eine Bank für mich und kann mich ganz der neuen ­Folge von „Gemischtes Hack“ oder „Toast Hawaii“ hingeben. Unglaublich, aber wahr: Den Anschluss schaffe ich trotz drei Minuten Umstiegszeit immer. Am Ziel sind’s nur noch ein paar Schritte, der Parkplatz ist mir schnuppe.
Zugegeben: Da ist viel Schönreden und Selbstbetrug dabei. Aber egal. Denn mit den ­Öffis komme ich entspannt am Arbeitsplatz an – wenn ich zuvor den inneren Schweinhund besiegt habe.

Gerd Esslinger ist dagegen: Jetzt hat man schon mehr oder weniger die Bushaltstelle direkt vor der Hütte, dann kommt selbst ein wenig Öffi-Affiner wie ich schon mal auf den Gedanken, umzusteigen, einzusteigen am Wernauer Quadrium und auszusteigen an der Martinskirche – entspannt. Doch das Spannende, was die schnell installierte VVS-Mobil-App ausspuckt, ist, dass zu den Zeiten, wo ich zur Arbeit sollte, die ­Weltreise 58 Minuten dauern soll. Beim genaueren Betrachten wundert das auch nicht, geht’s doch mit der Kirche ums Dorf oder ­genauer: Erst entführt mich der Bus eigentlich weg von meinem Ziel zum Wernauer Bahnhof, dort wird erst mal eine solide Pause für ein ausgiebiges zweites Frühstück auf dem Bahnsteig eingeplant, dann in elf Minuten nach Kirchheim, dort wieder nach einer Wartezeit ist ein bisschen Sightseeing-Tour mit dem Bus durch Kirchheim angesagt und ich wäre da – hurra. Fast eine Stunde versus keine zehn Minuten – okay, wenn ich Teilstrecken zu Fuß gehe, kann ich die Anreise auf etwas über ein halbe Stunde drücken, aber bei Pisswetter wäre ich bei knapp 20 Minuten Gehzeit auch nass – aber wahrscheinlich fürchterlich entspannt. Da fahr ich dann lieber im Sommer wieder mit dem Rad.