VVS
Probefahrt für den neuen Schulweg

Mit dem Eltern-Kind-Ticket können Fünftklässler einen Testlauf mit Bus und Bahn zur Schule unternehmen.

Eine kostenlose Testfahrt bereitet aufs neue Schuljahr vor.             Foto: Nicole Mohn

Kreis. Anfang September steht für viele Kinder der Beginn eines neuen Lebensabschnitts bevor. Sie wechseln von der Grundschule auf eine weiterführende Schulen. Für viele heißt das: Nicht nur viele neue Gesichter, neue Lehrer und Klassenkameraden, sondern auch ein neuer Schulweg mit dem Öffentlichen Nahverkehr.

„Es ist eine Umbruchsituation in den Familien“, weiß Cornelia Christian, Geschäftsführerin des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS). „Für viele Kinder ist es oft das erste Mal, dass sie mit Bus und Bahn unterwegs sind.“ Um die neue Lebenssituation gut zu begleiten, hat der VVS für die Sommerferien das Eltern-Kind-Ticket ins Leben gerufen. Einen Tag lang können Eltern mit den künftigen Fünftklässlern damit den neuen Schulweg mit den Öffentlichen austesten. Schauen, in welche Bus-Linie man steigen muss und an welcher Station es rausgeht.

Am Automaten gibt es diesen besonderen Fahrschein nicht. 20.000 Flyer inklusive Tickets für bis zu zwei Erwachsene und ein Kind hat die VVS vor den Sommerferien an die Schulen im Tarifgebiet an alle Kinderverteilt, die im Herbst an die weiterführenden Schulen wechseln. Gültig ist es einen Tag während der Sommerferien – also noch bis zum 8. September einlösbar. Das Ganze ist denkbar einfach gestaltet: „Einfach Ticket aus dem Flyer trennen, entwerten und lösdüsen“, ermuntert Cornelia Christian dazu, das kostenlose Angebot zu nutzen.

Schnell gelernt

Matthias Rebmann aus Neuffen ist einer der Testfahrer. Bisher hatte der Neunjährige knapp einen Kilometer Fußweg bis zur Neuffener Grundschule. Ab September besucht er das Peter-Härtling-Gymnasium in Nürtingen. Zusammen mit seiner Mutter hat er die Ferienzeit und das Ticket genutzt, um den neuen Schulweg zu testen. Und weiß schon genau, wann er die Tälesbahn nehmen muss, um pünktlich in Nürtingen am Pult zu sitzen. „7.44 Uhr“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Ich habe den Luxus, dass ich erst ab 8 Uhr Schule habe“, grinst er. In Neuffen rein und am Nürtinger Bahnhof wieder raus, dann durch die Unterführung, und Matthias ist bei seiner neuen Schule. „Einfach“, findet er, „in einer halben Stunde war alles erledigt.“

Für Manuela Auer-Rebmann war es keine Frage, dass ihr Sohn mit den Öffentlichen nach Nürtingen fährt. Die Familie ist regelmäßig mit Bus und Bahn auf Tour. „Ich bin früher auch mit der Tälesbahn zum HöGy“, sagt sie. Matthias mit dem Auto zur Schule zu bringen ist für sie keine Alternative: „Der Verkehr morgens ist eine Katastrophe.“ Mit der Tälesbahn dauert die Fahrt hingegen gerade mal zwölf Minuten. Für die Mutter spielt ein anderer Gedanke eine wichtige Rolle: „Es ist ein Stück mehr Selbstständigkeit.“

Für andere Kinder dürfte der Weg weiter und aufwendiger sein. Den neuen Schulweg zu üben, insbesondere, wenn Umsteigen dazu gehört, hält Cornelia Christian für wichtig. Das gebe Sicherheit, wenn die Schule startet. Aber nicht nur den neuen Schulweg kann man so üben. Per Flyer gibt der VVS den Eltern auch noch Tipps dazu an die Hand, was bei der Nutzung der Öffentlichen sonst noch zu beachten ist. Wie verhält man sich an der Haltestelle, was gelten für Regeln beim Ein- und Aussteigen?

Wie wichtig es ist, die Kinder vorzubereiten, weiß Busfahrerin Bianca Scheibeck aus 25 Jahren Berufserfahrung nur zu gut. Vor allem nach Schulschluss gibt es oft Gedränge. „Wenn fünf gleichzeitig durch die schmale Tür wollen, kann’s eng werden“, berichtet sie aus ihrem Alltag.

Beim Omnibus-Verkehr Ruoff (OVR) ist man deshalb dazu übergegangen, für die neuen Fünftklässler an den Schulen ein Schulbustraining anzubieten. „Das wird gut angenommen“, sagt Mark Hogenmüller, Geschäftsführer der Württembergischen Bus-Gesellschaft. „Wir können den Schülern zum Beispiel zeigen, wo der Busfahrer sie noch sieht, wenn sie hinter dem Bus stehen, und wo nicht.“

Das Eltern-Kind-Ticket ist ein weiterer Baustein im Bemühen, den Schulweg sicherer zu machen. Vielleicht bewegt die Erfahrung mit Bus und Bahn auch den einen oder anderen, öfter auf den ÖPNV umzusteigen.

„Einfach in Ruhe probieren“

Das Eltern-Kind-Ticket soll übrigens keine einmalige Sache bleiben. Ob Eltern und Kinder künftig mehr als nur einen Tag testfahren können oder es andere Anregungen gibt, werde der Test zeigen, meint die Geschäftsführerin des VVS, die die Idee zum Ticket aus Bielefeld mitgebracht hat. Manuela Auer-Rebmann und ihr Sohn Matthias jedenfalls finden das Angebot klasse: „Es war gut, das Ganze einfach mal in Ruhe zu probieren“, sind sich die beiden einig.