Bei Nagel und Elgan in Nürtingen gibt es bis einschließlich Donnerstag, 9. April, nur noch einen Notbetrieb. „Wir wollen mit der Maßnahme zum einen natürlich unsere Mitarbeiter schützen“, sagt Geschäftsführer Bernd Nagel. „Darüber hinaus wollen wir unseren Beitrag leisten, um den starken Anstieg der Neuinfektionen durch das Coronavirus zu verlangsamen. Eine vorübergehende Firmenschließung kann dieses Ziel wirksam unterstützen, wenn unsere Mitarbeiter zu Hause bleiben und nicht täglich in Kontakt mit ihren Kollegen und Kunden stehen.“
Das Unternehmen stehe mit dieser Maßnahme nicht allein. „So gut wie alle unserer Kunden - etwa Audi, BMW, Daimler und VW - fahren in diesen Tagen ihre Betriebe vollständig herunter“, so Nagel. Zuvor hätten die Geschäftsaktivitäten bereits mehr und mehr eingeschränkt werden müssen. „Maschinenabnahmen wurden von den Kunden auf unbestimmte Zeit verschoben, die Auslieferungen von Teilen wurden nicht mehr angenommen, zahlreiche Montage-Einsätze in Risikogebieten wurden abgebrochen oder gar nicht erst angetreten. Hinzu kam eine zunehmende Anzahl von Mitarbeitern, die sich in häuslicher Quarantäne befanden. Zuletzt kam es zu Verzögerungen in der Teileversorgung. Durch die diversen Grenzschließungen drohten Zulieferungen ganz auszufallen“, berichtet der Geschäftsführer.
Bei dem Hersteller von Hon- und Superfinishmaschinen Nagel und der zur Gruppe gehörenden Firma Elgan, die Diamantwerkzeuge für die Metallbearbeitung fertigt und ihren Sitz auch auf dem Nagel-Gelände hat, sind insgesamt rund 430 Mitarbeiter beschäftigt. Fast alle seien von der vorübergehenden Schließung betroffen.
Lediglich ein kleines Team von Spezialisten aller Fachrichtungen und vereinzelte Mitarbeiter, die mit Entwicklungsarbeiten im Home-Office betraut seien, arbeiteten weiter. „Wir sind uns bewusst, dass dieser Einschnitt für viele unserer Mitarbeiter ein einschneidendes Ereignis darstellt, zumal wir bei allen Konjunktureinbrüchen in der Vergangenheit nie zu einem solchen Schritt gezwungen waren“, sagt Bernd Nagel. „Unsere Mitarbeiter reagierten über die vorübergehende Schließung vielfach erleichtert.“
Die Mitarbeiter erhalten bei der 100-prozentigen Kurzarbeit über das Kurzarbeitergeld hinaus eine tarifliche Aufstockung auf 86,5 Prozent ihres Nettoeinkommens, so Nagel - eine Regelung, die es nur in Baden-Württemberg gibt.
Es ist wohl damit zu rechnen, dass in den nächsten Tagen weitere Firmen wegen der Coronakrise ähnliche Maßnahmen ergreifen werden. Am Freitag hatte der Aichtaler Betonpumpenhersteller Putzmeister angekündigt, dass er ebenfalls ab heutigen Montag seine Werke in Deutschland vorübergehend komplett schließt.
Es sei notwendig, appelliert Bernd Nagel, in den kommenden Wochen die Kontakte zu Mitmenschen außerhalb der Familie auf ein absolutes Minimum einzuschränken. „Lassen Sie uns die Zeit nutzen, um ein wenig in uns zu gehen und die Familie in den Mittelpunkt zu stellen.“