Zwischen Neckar und Alb
Projekt: Gemüse vom eigenen Acker

Selbstversorgung Gemüse ohne Garten selbst anbauen? Das „Grüne-Oase-Projekt“ des Jebenhäuser Landwirts Friedrich Wagner macht‘s möglich. Von Inge Czemmel

Wer aus Richtung Heiningen nach Jebenhausen fährt, hat mit Sicherheit schon das große, selbst gemalte Schild mit der Aufschrift „Grüne-Oase-Projekt“ gesehen. Doch die wenigsten haben vermutlich angehalten, um sich zu informieren, um was es da eigentlich geht. Nämlich um die Möglichkeit, sein eigenes Gemüse anzubauen, auch wenn man selbst keinen geeigneten Garten hat.

Der Jebenhäuser Landwirt Friedrich Wagner verpachtet für diesen Zweck kleine Ackerparzellen und bietet zudem einen Service an, der den Äckerlesbewirtschaftern das Gemüseziehen erleichtert. Den Acker optimal vorbereiten - also im Herbst mit Stallmist düngen und pflügen sowie im Frühjahr saatfertig machen - das übernimmt Wagner selbst. Mit einer speziellen Pflanzmaschine steckt er zudem Ende April auf einem zehn Meter breiten Ackerstreifen zwei Reihen Kartoffeln sowie drei Reihen Gemüse und Salat für die Pächter. Auf den restlichen sieben Metern kann der Pächter dann nach Lust und Laune „wursteln“ und von A wie Aubergine bis Z wie Zucchini anbauen, was immer er mag. Vorausgesetzt es handelt sich um einjährige Pflanzen, denn bis zum 15. Januar muss das Feld wieder geräumt sein.

Da Wagner mehrere Äcker zur Verfügung hat, sollen die „Gemüseanbaugebiete“ jedes Jahr wechseln, damit als Vorfrucht Getreide gepflanzt werden kann. „Das ist ein Riesenvorteil gegenüber Hausgärten“, erklärt Wagner. „Wenn Gemüse immer an der gleichen Stelle wächst, kommt es häufig zu Krankheiten.“ Unkrautjäten, Gießen und Ernten ist allein Sache des Pächters. Wagner stellt jedoch die entsprechenden Hilfsmittel zur Verfügung. Es gibt eine Gemeinschaftskiste mit Gartenwerkzeugen, und auch Fässer mit Gießwasser werden bereitgestellt. „Wie groß die Parzelle sein soll, entscheidet der Pächter selbst“, erklärt Wagner, rät jedoch davon ab, sich zu viel vorzunehmen. In der Summe sei ein Meter Ackerstreifen schließlich zehn Quadratmeter groß. Unterteilt werden die Parzellen mit einer Schnur.

„Ich finde es schön, etwas Nützliches anzupflanzen und zudem den Leuten aufzuzeigen, wie mühevoll es ist, Lebensmittel zu erzeugen“, erklärt Wagner, warum er sich entschloss, das „Grüne-Oase-Projekt“ ins Leben zu rufen. „Unkraut jäten, gießen, Schnecken bekämpfen, Kartoffelkäfer ablesen - vielleicht werfen die Menschen ja weniger Lebensmittel weg, wenn ihnen wieder bewusst wird, wie viel Arbeit in einem bisschen Gemüse steckt“, hofft er.

Vor allem für die Kinder sei es eine wichtige Erfahrung, dass Zwiebeln, Kartoffeln, Bohnen und Karotten nicht aus dem Supermarkt kommen, sondern aus der Erde. Deshalb freut sich Wagner besonders, dass auch einer der Jebenhäuser Kindergärten mit von der Gemüseacker-Partie ist und die Kleinen hautnah erleben können, wie das Gemüse wächst.

Elke Karaus-Lein vom Kinderhaus Stiftung Wieseneck in Jebenhausen, wo es mit den Wurzelkindern eine Gruppe mit speziell naturpädagogischer Ausrichtung gibt, kann ihm da nur beipflichten. „Wir wollen bei den Kindern wieder mehr Sensibilität und Wertschätzung für Natur, Ernährung und Umwelt wecken“, erklärt sie. „Das Angebot von Herrn Wagner ist für uns sozusagen perfekt. Wir können dann in unserer Küche mit den Kindern eigenes Gemüse verarbeiten und sie können mit eigenen Augen sehen, dass Pommes mal Kartoffeln waren.“

Um den Gemüseacker vor Füchsen, Wildschweinen und Langfingern zu schützen, wird Wagner ihn während der Gemüsesaison einzäunen. Der Landwirt ist gespannt auf die Resonanz seines Angebotes. „Ein paar Leute haben nachgefragt“, berichtet er, „aber es sind noch Kapazitäten frei.“

Info Wer Interesse daran hat, sein Gemüse selbst anzubauen, kann einfach seine Adresse und Telefonnummer im Briefkasten von Friedrich Wagner in der Blasengasse 10/1 in Jebenhausen hinterlassen oder unter der Telefonnummer 01 76/52 45 71 25 Kontakt aufnehmen.