Weilheim · Lenningen · Umland
Projektchor reist um die Welt

Konzert Der Frauenchor „Salto Vocale“ und das Stuttgarter Michael-Strauss-Jazz-Trio lieferten im Löwensaal in Weilheim mit „New York, Rio, Tokio“ einen Hörgenuss par excellence. Von Sabine Ackermann

Wer das Singen im Chor als spießig und langweilig abstempelt – der kennt Andreas Baumann und seine „Mädels“ noch nicht. Sind es sonst um die dreißig Sängerinnen von „Salto Vocale“, gesellten sich zum Projektor noch weitere zehn singfreudige Damen dazu, die sich allesamt mit Leidenschaft und Stimme auf eine musikalische Weltreise begaben. Und die wurde ein voller Erfolg – was zu einem großen Teil dem kreativen Reiseführer geschuldet ist.

Mit seinem Gespür und Mut für Neues überraschte Chorleiter Andreas Baumann bei allen zehn Stücken mit seinen sensiblen Arrangements, die durch seine Handschrift nichts vom Ursprung verloren haben, aber doch irgendwie pfiffiger rüberkommen. Klasse, wie das der Frauenchor auf der Bühne umsetzt – alle singen alles auswendig. Passend zum Thema bunt gekleidet, schließlich macht Reisen Spaß, und doch mit dem nötigen Respekt vor so manchem legendären Welthit, den sie mitunter recht bewegungsfreudig zum Besten gaben.
 

Die Geschichten zu den Titeln

Kurz und knackig gestalteten sich die Geschichten zu den anstehenden Titeln, die abwechselnd von unterschiedlichen Sängerinnen vorgetragen und von Kofferträgerin Susanne Oeffinger mit Unikaten von anno dazumal in Szene gesetzt werden.

Musikalisch begleitet wird der Projektchor vom Michael-Strauss-Jazz-Trio, das den Abend mit dem mitreißenden „Chattanooga Choo Choo“ eröffnet, für den Glenn Miller 1942 übrigens die erste goldene Schallplatte der Musikindustrie bekam. Ein perfekter Türöffner, das Publikum ist angefixt. Drei ausgebildete Musiker mit viel Gefühl, die jeweils mit ihren Instrumenten auf Du und Du sind. Einfach nur grandios! Da werden sogar Jazz-Muffel zu Fans.

Namensgeber ist Michael Strauss – ein begnadeter Pianist mit schnellen Fingern, der seine Vorliebe für amerikanische Unterhaltungsmusik, Mainstream-Jazz und Bossa Nova auslebt und sich auch bei zahlreichen Theaterproduktionen einen Namen gemacht hat.

Nicht minder umwerfend: Hans-Joachim Weiß, der am Kontrabass die Saiten schwingen lässt und damit Töne zaubert, die man so noch nie gehört hat. Da wundert es nicht, dass er fast zwanzig Jahre lang im Friedrichsbauorchester unter anderem Marlène Charell, die Kessler-Zwillinge sowie Robert Kreis begleitet hat.

Nicht zuletzt Joe Kukula am Schlagzeug, der unter anderem zehn Jahre lang bei „Stars in der Manege“ für den richtigen Rhythmus sorgte. Und das macht er im Löwensaal nicht wie ein Raubtier, sondern verzaubert vielmehr mit Sticks, Besen und seinem Gespür für die leisen Töne. Eine hohe Kunst, denn laut kann jeder.

Fazit: Ein großartiges und rundweg gelungenes Konzert – bei dem einfach alles passte. Sogar hungern musste man in Weilheim nicht, denn der Chor sorgte für Getränke und Verpflegung.

Was wurde gesungen und gespielt?

Chor mit musikalischer Begleitung: „New York, Rio, Tokio“, „Istanbul, not Constantinople“, „Streets of London“, „Weilheim-Lied 2.0“, Lass uns geh‘n“, „Englishman in New York“, „Ganz Paris träumt von der Liebe“, „Ein Student aus Uppsala“, „Westerland“.

Rein instrumental: „Chattanooga Choo Choo“, „The Girl from Ipanema“, „Route 66“, „Irgendwo auf der Welt“, New York, New York“, „Aquarela do Brasil“, „Sous le Ciel de Paris“, „I left my Heart in San Francisco“, „Over the Rainbow – What a Wonderful World“.    ack