Die Verbindungsstraße zwischen Hülben und Dettingen an der Erms, bekannt als Promillesteige, hatte ganz klar ihre Tücken: an manchen Stellen recht eng, Straßenschäden und immer wieder Gesteinsbrocken auf der Fahrbahn. Dennoch war sie bei vielen Autofahrern beliebt, nicht zuletzt, weil man dank dieser Straße deutlich Zeit einsparen konnte.
Als die Gemeinde Dettingen – in ihre Zuständigkeit fällt die Promillesteige – die Straße am 22. Dezember 2023 aus verkehrstechnischen Gründen schloss, bestand für viele die Hoffnung, dass sie knapp zwei Wochen später wieder geöffnet werden würde. Doch dem war nicht so. Spätestens mit dem Beschluss des Dettinger Gemeinderates im Mai 2024 wurde das endgültige Aus besiegelt.
Seit dem 1. Januar 2025 gilt die Promillesteige jetzt ganz offiziell als Waldweg und wird auch durch entsprechende Schilder als solcher gekennzeichnet. Vor einigen Wochen ließ die Gemeinde Dettingen am oberen und unteren Ende Schranken anbringen. Am Mittwochmorgen war aus der Ferne, kurz nach dem Abzweig zum Hülbener Flugplatz, aber nur noch eine senkrechte Stange zu sehen. Bei näherem Hinschauen konnte man die Schranke daneben liegen sehen.
Verschwendung von Steuergeldern
Sowohl Bernd Streicher, Leiter des Dettinger Bauhofs, als auch Dettingens Bürgermeister Michael Hillert und sein Hülbener Amtskollege Siegmund Ganser gehen von einer mutwilligen Sachbeschädigung aus. Auch der Anblick lässt deutlich darauf schließen. Nun wurde bei der Polizei eine Anzeige gegen Unbekannt gestellt.
Man könnte es schon als vorausschauend bezeichnen, dass man sich in Dettingen für „Schranken, die nicht zu teuer, reparierbar und schnell ersetzbar sind“, entschieden hat, wie Streicher auf Nachfrage der Zeitung mitteilte. Dennoch koste eine solche Schranke um die 800 Euro, und die Reparaturkosten würden sich auf knapp 300 Euro belaufen, so der Bauhofleiter. Durch diese mutwillige Zerstörung verschwende man auch ganz klar Steuergelder.
„Das ist Sachbeschädigung und sehr ärgerlich“, erklärt Hillert. „Ich hätte die Straße auch gerne aufgelassen, aber es geht halt nicht.“ Er und Streicher sind sich einig: Die Promillesteige jetzt noch mit dem Auto zu nutzen, sei gefährlich. Felssturz komme immer wieder vor. Die Straße zu sanieren, hätte zum einen jeglichen finanziellen Rahmen der Gemeinde Dettingen gesprengt, und zum anderen befindet sie sich mitten in einem Vogelschutzgebiet. Eine Genehmigung wäre also mehr als fraglich gewesen, wie es vor der endgültigen Entscheidung im vergangenen Mai hieß.
Kein Einzelfall
„Es wird immer wieder versucht, die Absperrungen zu beseitigen, ob zuvor als gesperrte Straße oder jetzt als Waldweg“, berichtet der zuständige Förster Ulrich Wahl. Und in der Tat, schon bevor die Promillesteige zu einem forstwirtschaftlichen Weg erklärt wurde, zeigten Menschen ihren Unmut: Vereinzelte Protestplakate und eine Onlinepetition mit fast 4500 Unterschriften waren das eine. Doch auch an den Absperrungen am oberen Ende, an der Hülbener Gemarkungsgrenze, zeigte manch einer seinen Frust: 1,5 Tonnen schwere Betonblöcke wurden beiseite geschoben und Absperrgitter zerstört. Bernd Streicher ist überzeugt, dass dies nur mit Maschinen beziehungsweise schwerem Gerät möglich gewesen ist.
Wie Streicher erklärt, wird vermutet, dass die Zerstörungen nicht von jemandem vorgenommen werden, der in dem Moment durchfahren möchte. Wahrscheinlich handle es sich eher um Protest. Beseitigt man nämlich nicht beide Absperrungen, muss man Umwege über weitere Wald- und Feldwege nehmen. Neben möglichen Fahrzeugschäden würde das sicherlich eher mehr anstatt weniger Zeit kosten.
Während die beschädigte Schranke repariert wird, wurde die untere, noch funktionsfähige Schranke nach oben versetzt. Zwecks Holzarbeiten habe diese zuletzt ohnehin offen gestanden, so der Bauhofleiter. Dass dies die letzte Beschädigung gewesen ist, hofft zwar jeder, aber die wenigsten glauben so recht dran. Siegmund Ganser spricht beispielsweise davon, dass man sich in Hülben gegebenenfalls Gedanken machen müsse, wie sich die Verkehrsführung ändern lässt.
Als Waldweg ist mittlerweile der Forst für die Promillesteige zuständig. Hier mit dem Auto lang zu fahren, ist ebenso rechtswidrig, wie auf einer gesperrten Straße. Der Unterschied: „Man muss nicht die Sicherheit gewährleisten“, klärt Streicher über mögliche Ansprüche gegenüber Gemeinde und Forst auf, sollte etwas passieren. Das bedeutet, auch Radfahrer und Wanderer müssen mit den typischen Waldgefahren rechnen.