Kirchheim. Auf insgesamt fünf Anklageschriften wirft die Stuttgarter Staatsanwaltschaft einem 26-jährigen abgelehnten somalischen Asylbewerber vor, in der Zeit zwischen Mai 2020 und Januar dieses Jahres in Kirchheim bei Diebstählen Verkäufer, Passanten und selbst Polizisten geschlagen, beleidigt und verletzt zu haben.
Das Erste, was der Angeklagte zu den Richtern auf die Vorwürfe sagte, war: „Ich möchte Präsident der Vereinigten Staaten werden“. Danach gab er durch den Dolmetscher bekannt, dass er Stimmen höre, die ihn auffordern, mit einer Waffe zu schießen. Seine Anwältin beantragt, den Mann in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung unterzubringen.
Wie lauten die Vorwürfe?
Der Hauptanklagepunkt betrifft einen Vorfall, der sich am 6. November in einer Bäckerei in Kirchheim ereignet hat. Dort habe der Angeklagte eine Dose Cola entwendet, wurde aber von der Verkäuferin am Verlassen des Geschäfts gehindert. Kurzerhand schlug der 26-Jährige auf die Frau ein, warf sie zu Boden und verletzte sie dabei. Bei seiner Flucht durch die Alleenstraße wehrte er sich, indem er seine Verfolger mit Steinen und Flaschen bewarf.
In den weiteren Anklageschriften geht es um einen Fall von Körperverletzung, der sich am 3. Oktober in einer Kirchheimer Gaststätte ereignet haben soll. Einem Gast schüttete er laut Anklage den Salzstreuer auf den Tisch und schlug dem Mann auf den Kopf. Die Folge: blutende Verletzungen. Sechs Wochen später soll er in der Max-Eyth-Straße einem Mann einen schmerzhaften Kopfstoß verpasst haben, nachdem er dort aus einem Modegeschäft eine 289 Euro teure Jacke stahl. Auch hier habe er die Verfolger mit Fausthieben bedroht und misshandelt.
Am 5. Januar soll er ein Sweatshirt aus einer Kirchheimer Boutique gestohlen haben. Hier habe ihn die Polizei stoppen können. Doch der Mann habe sich so sehr gegen die Festnahme gewehrt, dass es bei den Beamten Verletzte gab. Der letzte aktenkundige Diebstahl, ein 39-Euro-Sweatshirt aus einem Kirchheimer Modegeschäft, soll sich am 24. Januar ereignet haben.
In zwei weiteren Anklageschriften, die wegen seiner psychisch bedingten Schuldunfähigkeit als „Antragsschriften“ bezeichnet werden, habe er nach seiner Einlieferung in die Stuttgarter Justizvollzugsanstalt die Wachbediensteten geschlagen, bespuckt und schwer beleidigt. Nur mithilfe mehrerer Beamte war es jeweils möglich, den rabiaten Gefangenen zurück in seine Zelle zu bringen. Auch hier seien Wachbeamte verletzt worden, heißt es in den Vorwürfen.
Der 26-Jährige selbst gibt an, in seiner Heimat weder eine Schule besucht, noch einen Beruf erlernt zu haben. Er sei Kindersoldat gewesen, flüchtete 2013 über das Mittelmeer nach Italien und weiter nach Deutschland, wo er in einer Unterkunft in Kirchheim landete. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, das Verwaltungsgericht hat gegen ihn eine Ausreiseverfügung erlassen. Zurück in seine Heimat will er nicht mehr. Bernd Winckler