Ordentlich Fahrt aufgenommen hat die Haushaltsdebatte im Dettinger Gemeinderat, als es um die Abstimmung der Kleinkindbetreuung auf dem Guckenrain ging. Zuvor waren die Reden der Fraktionssprecher auf Anregung von Andreas Hummel (CDU/FWV) im Vergleich zum Vorjahr erfreulich kurz gehalten.
Emotional wurde es bei der U 3-Betreuung, die auf dem Guckenrain neu angeboten werden soll. Wo einst Wurst und Brötchen über die Theke gingen, sollen künftig Kinder wuseln. Zwei Gruppen mit je zehn Kindern können dort untergebracht werden - in unmittelbarer Nachbarschaft zum evangelischen Gemeindehaus mit seinem Garten. Dort gibt es zwei Spielgruppen der gleichen Altersgruppe. Die evangelische Kirchengemeinde hat zugesagt, die Betreuung für die zwei neuen Gruppen im „Breitenstein“ zu übernehmen. Mit dieser Idee kann sich die SPD-Fraktion aber so gar nicht anfreunden, allen voran Peter Beck. „Wir bitten die Verwaltung, alternative Standorte zu prüfen“, stellte er den Antrag.
„Unser Vorschlag ist das Nachhaltigste überhaupt. Er ist völlig unabhängig von den bestehenden Einrichtungen. Hier gilt: kurze Beine, kurze Wege“, erklärte Bürgermeister Rainer Haußmann und erinnerte an die zahlreichen Haussanierungen auf dem Guckenrain. Der Kindergarten Regenbogen liegt gegenüber. Auch das hat nach Ansicht des Schultes Charme. „Das ist ein Gewinn für alle, die dort wohnen - und für andere auch“, sagte er. Gespräche mit den Anwohnern hätten gezeigt, dass sie der Neuerung positiv gegenüberstehen. „Die U 3-Betreuung muss komplett getrennt sein. Deshalb sehen wir in einem dritten Standort einen Vorteil“, so Rainer Haußmann.
Dr. Werner Hack vermisst jedoch den Synergieeffekt mit angegliederten Gruppen, sei es bei der Betreuung oder der Essenszubereitung. Gleicher Ansicht war auch Peter Beck. „Wenn eine Stelle im U 3-Bereich nicht besetzt ist, kann vom benachbarten Kindergarten eine Person abgezogen werden. Die Betreuung ist so gewährleistet“, sagte er. „Zwei Gruppen sind perfekt und pädagogisch besser als große Einheiten. Synergie gibt es mit den Spielgruppen“, konterte Rainer Haußmann.
Auch die Finanzierung stieß bei Peter Beck auf wenig Gegenliebe. Knapp eine Millionen Euro sind nach seiner Rechnung für den „Breitenstein“ eingeplant. Die Verwaltung kommt auf andere Zahlen: 600 000 Euro Baukosten, für die es 240 000 Euro Fördergelder gibt, macht für die Gemeinde 360 000 Euro. „Das sind 180 000 Euro pro Gruppe. Wo bekommt man das so günstig?“, rechnete Kämmerer Neubauer herunter. „Es ist im Moment das Wirtschaftlichste, dazu kommt noch die Wertigkeit der Immobilie“, sagte Rainer Haußmann.
Außen vor bleibt dabei der Kaufpreis für die Immobile, ein einstiges Architekturbüro. Doch der Gemeinderat hat zugestimmt, es für diesen Zweck zu kaufen - es ist bereits im Besitz der Kommune, quasi das letzte Drittel, das es für die U 3-Betreuung braucht, denn die einstige Bäckerei und Metzgerei gehört der Gemeinde schon. So ergibt sich jetzt eine Fläche von 231 Quadratmetern. „Das ist eine Immobilie. Brauchen wir den Platz nicht mehr, kann sie schnell für andere Zwecke umgebaut oder verkauft werden. Das wird bei einem reinen Kindergarten schwieriger“, so der Rathauschef.
„Wir brauchen die Einrichtung eigentlich seit gestern“, legte Stefan Russ den Finger in die Wunde. Das meiste sei für den „Breitenstein“ da. Neu und passender zu bauen erübrige sich deshalb allein schon aus Zeitgründen. Ab dem neuen Kindergartenjahr im September sind zehn Kinder angemeldet. Vor Dezember sind die Räume aber nicht fertig. Zu einem Monat Verzögerung kam es, weil der Gemeinderat in der Februar-Sitzung den Punkt vertagt hat. Wo die Kinder in der Zwischenzeit unterkommen, steht bislang in den Sternen.
Bis zum morgigen Donnerstag wollte Peter Beck der Verwaltung Alternativvorschläge zum „Breitenstein“ vorlegen, über die dann bei der Haushaltsverabschiedung geurteilt hätte werden können. Dieser Aufwand blieb ihm erspart, denn der Antrag wurde äußerst knapp bei Stimmengleichheit abgelehnt. In dem Fall kommt der Verwaltungsvorschlag zum Tragen.