Region. Bass erstaunt war die Plochinger Ratsrunde, als ihr das Regierungspräsidium (RP) zum ersten Mal seine favorisierte Trasse des Radschnellwegs Reichenbach-Stuttgart vorstellte. Was der Projektleiter Thomas Gernhardt dem zuständigen Gemeinderatsausschuss präsentierte, hat zumindest auf Plochinger Markung in weiten Teilen nichts mehr mit der Machbarkeitsstudie des Landkreises oder den Wünschen vor Ort zu tun. Knackpunkt am Neckarknie: das Gelände der Landesgartenschau 1998, der heutige Landschaftspark Bruckenwasen.
„Wir hatten von Anfang an klargestellt, dass der Radschnellweg nicht durchs Gartenschaugelände laufen darf“, betont Bürgermeister Frank Buß. Die Stadt hatte deshalb eine Streckenführung südlich des Bruckenwasens bevorzugt. Zu der gehörte auch eine Radfahrer- statt der bisherigen Fußgängerbrücke über die Kreisstraße K 1211. Die Anbindung Richtung Deizisau wäre dann über den Waldweg südlich der B 10 erfolgt. Das Regierungspräsidium hat sich jedoch für eine Route am nördlichen Bruckenwasen entschieden - und kommt damit nicht ohne die Uferzone des Landschaftsparks aus. Denn der Radschnellweg soll von Deizisau direkt entlang der B 10 und dann in einer Schleife mitsamt einer neuen Unterführung durch die K 1211 ans südliche Neckarufer geleitet werden.
Dort wird es anfangs extrem eng - ein Problem, das die geplante Strecke auch schon entlang der B 10 hat, wo sie ohne Grunderwerb voraussichtlich nicht auskommt. Auf den kommenden Metern nutzt sie dann zwar nicht den Weg an der Alten Spinnerei vorbei. Aber sie soll unterhalb im Neckarvorland gebaut werden. „Sie berührt damit landschaftlich hoch sensible Bereiche“, stellt Buß fest. Denn die Uferzone ist im Zuge der Landesgartenschau geschaffen worden, um das Brachland neu zu ordnen, ökologisch aufzuwerten und dem Fluss wieder eine Überschwemmungszone zu geben. Eine Funktion, die sie in den vergangenen Jahren auch immer wieder erfüllt hat. „Wir haben deshalb gefordert, auf jeden Fall den Gartenschauarchitekten Jörg Stötzer in die Planungen einzubeziehen“, sagt Buß. Auch dass vor allem der Otto-Steg die Plochinger Pedaleure an den Radschnellweg anbinden soll, sieht die Ratsrunde kritisch.
Gernhardt begründete die Abweichungen der Trasse von der Machbarkeitsstudie mit den Qualitätsvorgaben für einen Radschnellweg und dem Ziel einer direkten, kreuzungsfreien Streckenführung. Auch in Plochingen weiß man um die Probleme, im engen Neckartal eine Radautobahn unterzubringen. Buß: „Wir bewegen uns noch im Bereich eines Strichs, der durch die Landschaft gezogen wird.“ Man sei aber am Anfang der Diskussionen. „Ich denke schon, dass die Gemeinden ein Wort mitzureden haben. Aber wir gehen die Sache konstruktiv an.“ Oder wie es Stefan Kirchner von der Offenen Grünen Liste formuliert: „Wir befürworten den Radschnellweg. Aber er muss die Akzeptanz der Bürgerschaft finden, sonst ist nichts gewonnen.“ Claudia Bitzer