Zwischen Neckar und Alb
Radschnellweg nach Esslingen soll Menschen vom Auto aufs Rad bringen

Verkehr Die Radverbände im Landkreis und das Esslinger Aktionsbündnis fordern Verbesserungen für die geplante Trasse für den Radschnellweg durch den Neckaruferpark. Von Melanie Braun

Die Stadt Esslingen konkretisiert ihre Planungen für den Neckaruferpark. Das haben die Kreisverbände von ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) und VCD (Verkehrsclub Deutschland) sowie das Aktionsbündnis „Esslingen aufs Rad“ zum Anlass genommen, die aktuellen Entwürfe zu analysieren und zu bewerten.Im Fokus steht für sie dabei die Trassenführung des geplanten Rad­schnellwegs. Hier sei man zwar auf einem guten Weg - doch an einigen Stellen hake es noch.

Elementar sei, den Radschnellweg so zu gestalten, dass deutlich mehr Menschen vom Auto aufs Rad umsteigen, heißt es von den Radverbänden. Gerade die Pendlerverbindung zwischen Stuttgart und Esslingen habe ein großes Potenzial dafür - und damit auch großes Potenzial für mehr Klimaschutz. Aber eben nur, wenn das Radfahren zeitsparend, sicher, kalkulierbar und bequem sei. Wichtig sei deshalb, dass Fuß- und Radweg auf der gesamten Strecke - also auch im Neckaruferpark - konsequent getrennt geführt würden. Zudem habe die Durchgängigkeit des Radwegs oberste Priorität.

Damit kommt ein altbekanntes Problem aufs Tapet: „Die Schiebestrecke für Radfahrer am Neckar muss möglichst bald Vergangenheit sein“, betont Joachim Schleicher vom Esslinger ADFC. Vorerst würde eine Verbindung des Neckarufers mit dem Bahndamm ausreichen, um schnellstmöglich eine fahrbare Verbindung statt der Schiebestrecke anzubieten.

Aber auch für die Bereiche rund um den Pliensauturm und die Bahnhofsunterführung haben die Radler klare Forderungen an die Stadt. So sollte aus ihrer Sicht spätestens im Jahr 2025 der marode Teil der Pliensaubrücke zwischen Pliensauturm und Steinbogenbrücke neu gebaut und in diesem Zuge der Pliensauturm freigestellt werden. Denn dann könnten sowohl der Radschnellweg als auch ein möglichst davon getrennter Fußweg ebenerdig unter der Pliens­aubrücke hindurchgeführt werden. Tatsächlich hat die Stadt einen solchen Neubau, für den der Erdwall zwischen Pliensauturm und Steinbogenbrücke entfernt werden würde, als eine Option für die Zukunft vorgestellt. Allerdings geht man im Rathaus davon aus, dass dieses Vorhaben angesichts der aktuellen Haushaltslage am fehlenden Geld scheitert. Für die Radverbände hingegen ist die Freistellung des Pliensauturms zwingend notwendig. Denn die steile Rampe auf die Pliensaubrücke hoch halte zu viele Fahrradfahrer davon ab, den Radweg zu nutzen, argumentieren sie.

Mit den Planungen rund um die Bahnhofsunterführung sind die Radverbände ebenfalls nicht zufrieden. Sie vermissen direkte barrierefreie Zugänge vom Fuß- und vom Radweg in die Bahnhofsunterführung und damit zu den Bahnsteigen. Zudem seien die von der Stadt vorgesehenen 40 Stellplätze für Fahrräder an dieser Stelle viel zu wenig. Angesichts der zu erwartenden rund 6000 Nutzer des Radschnellwegs am Tag, von denen sicher viele in die Bahn steigen wollten, brauche man ein Vielfaches an Abstellmöglichkeiten.

Möglichst viele Radabstellplätze an einer Rampe entlang könnten eine Lösung sein. Außerdem könne man sich sogenannte Radabstelltürme mit rund 300 Plätzen vorstellen, sagt Joachim Schleicher. Die kompakten Bauten funktionierten vollautomatisch und könnten im Stil eines Hochlagers viele Räder auf engstem Raum unterbringen.

Doch es gibt nicht nur Kritik, sondern auch Lob für die Stadt: Die Planungen für die Bereiche zwischen Bahnhof und Ross­neckar begrüßen die Radverbände ausdrücklich. Hier seien die Anregungen aus der Bürgerschaft gut umgesetzt und die durchgehende Trennung von Rad- und Fußverkehr sehr gut realisiert worden. Auch insgesamt könne man mit der bis dato anvisierten Trasse des Radschnellwegs auf Esslinger Gemarkung leben - sofern die Route am Neckarufer entlang als Alternative zur Strecke durch die Innenstadt erhalten bleibe, sagt Joachim Schleicher.

Im Februar hatte die Stadt eine Dialogwerkstatt zum geplanten Neckaruferpark veranstaltet und die Ergebnisse in die Entwurfsplanung für den Park einfließen lassen. Diese konnte angeschaut und kommentiert werden. Dafür hat man im Rathaus den etwa 1,2 Kilometer langen Bereich, der sich zwischen Bahngleisen und Neckar vom Pliensauturm bis zur Einmündung des Rossneckarkanals in den Neckar erstreckt, in fünf sogenannte Möglichkeitsräume eingeteilt, zu denen die Bürgerinnen und Bürger Stellung nehmen konnten.

Bis Anfang 2021 soll die Entwurfsplanung samt den Ergebnissen aus der Bürgerbeteiligung dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Bis dahin soll auch klar sein, ob und in welcher Höhe das Projekt mit Bundesmitteln gefördert wird.