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„Rassetauben sind wie Models“

Hobby Rassetaubenzüchter Kai Kilger aus Weiler räumt auf der Weltausstellung der „Tauben aus Modena“ in Straßkirchen den Weltmeistertitel ab. Von Helga Single

Im Garten von Kai Kilger aus Weiler, einem Ortsteil von Ebersbach, flattern über 100 Vögel in einer Voliere. Es sind nicht irgendwelche Vögel, sondern Rassetauben, die „Deutsche Modeneser“, deren Ursprünge im italienischen Modena liegen. Seine „Schätzle“ haben ihn zum zweifachen Weltmeister und vierfachen Weltchampion bei der Weltausstellung „der Tauben aus Modena“ im bayrischen Straßkirchen gemacht. Bei weit über 3000 Tieren von 260 Züchtern aus acht Ländern schafften seine Rassetauben acht Mal die Höchstnote. Den Weltmeistertitel gab es in der Gesamtleistung für sechs seiner Tauben von über 200 schwarzen „Modenesern“. Fünf seiner Exemplare bekamen „vorzüglich“ und eines „hervorragend“ in der Wertung.

Erinnerungen an die Kindheit

Über Kai Kilger zu sagen, er züchte Rassetauben, würde ihm nicht gerecht werde, denn: Sein Hobby ist seine Leidenschaft, für das er brennt. Schon als kleiner Bub hatte es dem dreifachen Familienvater, aufgewachsen in Reichenbach unterm Rechberg, das Federvieh angetan. Als bekennendes „Landei“ habe er jeden Tag den Bauernhof der Familie Rieger besucht, die Tauben züchteten. Jedes Mal, wenn er heute in den Taubenschlag gehe, steigen Kindheitserinnerungen wieder hoch und „die Welt sei dann in Ordnung“.

Bei den Tauben könne er abschalten vom stressigen Alltag in der Krankenhaushygiene im Klinikum Esslingen. Seit 2008 ist er auch Preisrichter und 2012 ist er zum Sonderrichter für „Deutsche Modeneser“ berufen worden. Seit 2019 ist er Mitglied im Bundesausschuss der „Deutschen Modeneser“ und maßgeblich mitverantwortlich für das Erscheinungsbild und das „gewisse Etwas“ der Modeneser.

Bei der Zucht lege man gro­ßen Wert auf die Gesundheit, Vitalität und die Ausstrahlung der Tiere, zu der auch die Schönheit und Eleganz gehörten. Seine Tiere würden mit den Preisrichtern und Fotografen kokettieren, das sei das Geheimnis seines Erfolges. „Sie fühlen sich nicht nur in der Hand herrlich weich an, sondern nehmen selbstbewusst Kontakt zur Außenwelt auf.“ Vielleicht sei es das richtige Posing, was sie so besonders und einzigartig mache, vermutet er. Vor Wettkämpfen bereitet er seine Tiere in einem „Dressurkäfig“ darauf vor. Sie sollten Spaß haben und gewöhnt sein, dass jemand sie anschaue, und sich nach dem Motto verhalten: „Hallo, hier bin ich.“ 

Die Wahl seiner Zuchtpaare geht er mit Kalkül und Sachverstand an, manchmal würden sich die Tiere aber auch selbst entscheiden, nicht zu Ungunsten des Züchters: Tatsächlich gingen daraus die schöneren Tiere hervor. Es sei immer wieder faszinierend zu sehen, wie nach der Brutzeit von 17 Tagen im Frühjahr zwei Jungtiere schlüpften. Die Aufzucht zu begleiten, sei spannend, und nach einem halben Jahr erkenne man bereits, ob das Tier Talent besitze. Die tägliche Arbeitszeit von zwei Stunden im Stall erscheine da mühelos, wenn wieder ein Exemplar  mit Eleganz und Ausstrahlung geschlüpft sei, sagt er.

Bei seinem zeitintensiven Hobby stehen dennoch seine Frau und seine Kinder immer an erster Stelle und er ist dankbar, dass sie ihn immer unterstützen. Und manchmal bleibt auch noch Zeit für seine zweite Leidenschaft – den VfB.