Er wirkt, als sei er die Ruhe in Person. Ein leiser Typ, der sich nicht in den Vordergrund schiebt. Sven Haumacher hat allen Grund, zufrieden zu sein. Und das merkt man ihm auch an. „Die vergangenen Jahre liefen sehr gut bei uns“, sagt Notzingens Bürgermeister. Seitdem er 2011 zum Rathauschef wurde, ist in der 3 600 Einwohner zählenden Gemeinde vieles bewegt worden. Ein Multifunktionsfeld für Sportler wurde errichtet, das Backhaus Kelterplatz saniert. Ein Konzessionsvertrag mit der Energieversorgung Filstal ermöglicht den Anschluss an das Gasnetz. Mit dem Neubau des privaten Pflegeheims - Investor und Betreiber ist Asklepia aus Kirchheim - geht es gut voran. 45 stationäre Plätze sollen darin entstehen, dazu gut zehn Tagespflege-Plätze.
Trotz vieler Investitionen steht die Kommune finanziell gut da. Etwa 9,5 Millionen Euro habe man auf dem Sparbuch, berichtet Haumacher. Damit lässt sich auch in den kommenden Jahren einiges realisieren. Einer der Hauptgründe für die gute Finanzlage seien die vergleichsweise geringen Personalkosten. Mit elf Mitarbeitern, neun davon in Vollzeit, habe man im Rathaus ein kleines, aber effektives und hoch motiviertes Team, so der 42-Jährige. Es gebe kleinere Kommunen, die einen mehr als eine Million Euro größeren Personalaufwand hätten.
Ein großer Teil des Rathauses ist seit Herbst eingerüstet. Das aus den 1970er-Jahren stammende Verwaltungsgebäude muss saniert werden. Dazu gehört eine zeitgemäße Wärmedämmung. Der Eingangsbereich bekommt ein neues Gesicht. Und das Rathaus wird mit einem Aufzug ausgestattet. Bis spätestens April sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. 1,4 Millionen Euro kostet die Modernisierung des Gebäudes, etwa die Hälfte davon übernimmt das Land. Im hinteren Teil des Verwaltungsgebäudes ist die örtliche Feuerwehr untergebracht - noch. Alles ist viel zu eng, der Umkleidebereich muss aus Sicherheitsgründen von der Fahrzeughalle getrennt werden. Deswegen denkt die Gemeinde über ein neues Feuerwehrzentrum nach, für das nach bisherigen Schätzungen gut vier Millionen Euro notwendig sind.
Haumacher würde dieses Projekt gerne in seiner zweiten Amtsperiode realisieren. Am 10. Juli stellt sich der 42-Jährige zur Wiederwahl. Zumindest im Augenblick ist kein Gegenkandidat in Sicht, der Haumacher den Posten streitig machen würde.
Natürlich gibt es da und dort Defizite, aber insgesamt verfügt Notzingen über eine gute Infrastruktur. Was die Nahversorgung angeht, kann man nicht klagen. Die meisten Dinge des täglichen Bedarfs bekommt man in den Läden im Ort, außerdem sind es nur ein paar Kilometer bis in die Einkaufsstadt Kirchheim. Ein bisschen heile Welt sei Notzingen schon, sagt Haumacher. Der kleine Ort werde von vielen wegen der überschaubaren Strukturen und der hohen Lebensqualität geschätzt. Das gilt erstaunlicherweise auch für die jungen Bürger, die sich 2011 bei einer Umfrage positiv über ihre Heimatgemeinde geäußert haben.
Natürlich gebe es in der Bürgerschaft den einen oder anderen Wunsch. Und wenn es schnell erledigt werden müsse, gehe man eben direkt auf den Bürgermeister zu. Ein klappernder Kanaldeckel könne sich schon mal zum Problem auswachsen. Auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht wie eine Nichtigkeit aussehe, müsse man solche Dinge ernst nehmen, sagt der 42-Jährige. Aber dafür sei er als Rathauschef auch da. Solche Aufgaben seien durchaus erfüllend: „Für das Gemeinwohl zu arbeiten, ist für mich etwas Befriedigendes.“ Er schätzt die Aufgabe wegen der Vielseitigkeit. „Man bekommt Einblicke in viele Bereiche und man lernt täglich dazu.“
Arbeiten fürs Gemeindewohl
Bürgermeister zu werden, sei nicht sein erstes Berufsziel gewesen, räumt der gebürtige Markgröninger ein. Haumacher hatte zunächst eine Ausbildung zum Polizeikommissar und ein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt an der Fachhochschule Villingen-Schwenningen absolviert. Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Uni Tübingen. Erste berufliche Stationen waren für den Juristen das Landgericht Hechingen und das Landratsamt Böblingen, wo er als Referent des Landrats beschäftigt war. 2011 wurde er trotz zweier Gegenkandidaten gleich im ersten Wahlgang mit 87,3 Prozent zum Nachfolger von Bürgermeister Jochen Flogaus gewählt.
Über die Maßen wachsen soll die Gemeinde Notzingen nicht. Trotzdem will der Gemeinderat Entwicklungsmöglichkeiten schaffen. Im Gebiet Hofäcker IV sollen 42 Bauplätze geschaffen werden. Ganz oben auf der Agenda steht für Haumacher die Sanierung der durch den Ort führenden Landesstraße. Die Schlaglochpiste ist für ihn „das größte Ärgernis“. Deswegen will er nicht locker lassen, bis der schlechte Straßenbelag endlich erneuert wird.