Wenn Bürgermeister Bäume pflanzen, wartet meist schon ein großes Pflanzloch auf sie. Bei Schülerinnen und Schülern ist das anders: Auf der Gemeindewiese hinter der Karl-Erhard-Scheufelen-Realschule machen die Jugendlichen vom Pflanzlochgraben bis zum Wässern alles selbst. Jochen Klass und Volker Rebmann vom Lenninger Bauhof unterstützen sie dabei, aber anpacken müssen die Jugendlichen schon selbst.
Spitzhacken, Spaten und Schaufeln warten – und das ist auch ganz gut so, denn es ist frostig an diesem Morgen. Malea friert trotzdem nicht – sie hat rote Backen und bereits ihre Jacke ausgezogen. Dort, wo sie zusammen mit Lilly und Carlotta ein Pflanzloch gräbt, ist der Untergrund besonders steinig. Ian, Fiona und Hanna haben eine ähnliche Situation, während die beiden anderen Schülerteams etwas besser dran sind. Wenn’s gar zu mühsam wird, hilft die Spitzhacke: Jochen Klass macht vor, wie man damit den Boden lockert. „Ihr dürft das auch machen, müsst nur ein bisschen aufpassen“, sagt er.
Das ist eine wahnsinnig motivierte Gruppe.
Lehrerin Ann-Kathrin Rückert
„Das ist eine wahnsinnig motivierte Gruppe“, stellt Lehrerin Ann-Kathrin Rückert fest. Als sie mit den Jugendlichen über ein gemeinsames Projekt im Rahmen des Fachs AES – Alltagskultur, Ernährung und Soziales – sprach, sprudelten die Ideen nur so. Aus all den Vorschlägen wurden schließlich drei ausgewählt, von denen das Baumpflanzen einer ist. Er kam von Ian, der schon beim Bauhof gejobbt hat und somit auch gleich den Kontakt herstellte. Seinen Mitschülern gefällt das Projekt ebenfalls sehr gut. Fiona und Hanna malen sich aus, wie das wäre, wenn jede Klasse der Schule einen Baum pflanzen würde – und freuen sich auf die Äpfel, die es hoffentlich irgendwann zu ernten gibt. Auch wenn das vermutlich nicht mehr in ihrer Realschulzeit der Fall sein wird. „Man kann ja jederzeit herkommen“, sagt Jochen Klass, denn die Wiese ist zugänglich, wenn nicht gerade Schafe darauf weiden.
Mittlerweile sind die Pflanzlöcher bereit und die Teams können sich jeweils für eine Apfelsorte entscheiden. Unter anderem stehen Bittenfelder, Kantapfel oder Krummstiel bereit. „Können wir den Boskoop haben?“, fragt eine Gruppe. Dann kommt ein Drahtgeflecht als Wühlmausschutz ins Loch, ebenso Dünger – in diesem Fall Schafwollpellets aus dem Biosphärengebiet – und ein Pfosten zum Anbinden. Locker anfüllen, zwischen die Wurzeln schütteln, leicht verfestigen: Jochen Klass erklärt das Schritt für Schritt und hat offenbar viel Freude am Umgang mit den Teenagern.
Für sie beschränkt sich der Arbeitseinsatz nicht auf den einen Tag. „Es gibt schon einen Gießplan“, sagt Ann-Kathrin Rückert. Immer montagmorgens werden einige der Neuntklässler losziehen und wässern, wenn es entsprechend trocken ist, und danach sieht es derzeit aus, auch mehrmals die Woche. Dafür müssen sie die Gießkannen von der Schule aus ein ganzes Wegstück lang über die steile Wiese tragen. Der Bauhof wird aber auch hier unterstützen, zum Beispiel in den Ferien. Schließlich sollen die Bäumchen eine Zukunft haben und Schülergenerationen erfreuen.
Nachhaltigkeit und ein positiver Effekt für die Umwelt oder für andere Menschen, das waren Kriterien, die bei der Projektauswahl eine Rolle spielten. Denn Nachhaltigkeit beschäftigt die junge Generation, wird aber auch bei der Abschlussprüfung im kommenden Jahr im Fach AES eine Rolle spielen. So haben die Jugendlichen auch beim ersten der drei ausgewählten Projekte – Keksebacken für die Senioren im Pflegeheim – verschiedenste Aspekte einbezogen. Sie haben der Gesundheit der Beschenkten zuliebe den Zucker im Rezept reduziert und, soweit möglich, Bio-Zutaten aus der Region verwendet. Als drittes Projekt steht nun noch ein Kochbuch an, das die Klassen gemeinsam erstellen wollen. Vielleicht steuert ja auch jemand ein Apfelrezept bei.