Aus drei Baukörpern besteht der Entwurf des Architekturbüros Muffler aus Tuttlingen für das neue Verwaltungsgebäude der Volksbank Mittlerer Neckar. Groß und mächtig mit acht Stockwerken nach Westen, abfallend zur Stadt Wendlingen mit fünf und vier Geschossen hin zeigen sich die drei Gebäude, die auf dem ehemaligen Park-and-Ride-Platz gegenüber des Bahnhofs entstehen. Noch hat das höchste Gebäude nicht seine finale Höhe erreicht, doch die Bauherren wollten die milden Temperaturen des Herbstanfangs noch ausnutzen, um das Richtfest zu feiern.
„Der Rohbau steht, er ist größer, als ich ihn mir vorgestellt habe“, sagte Markus Schaaf, Vorstandssprecher der Volksbank Mittlerer Neckar und bezeichnete es als neues Zuhause des Unternehmens. Er erinnerte daran, dass der Spatenstich erst 18 Monate zurückliegt. „Der Star des Tages war damals allerdings ein Riesenbagger“, sagte Schaaf. Er bedankte sich bei Reiner Single vom Möbelhaus Behr, der als künftiger Nachbar sofort bereit war, eine Webcam auf dem Dach zu installieren, damit der Baufortschritt live mitverfolgt werden kann. Dass der Bau so schnell in die Höhe wuchs, verdankt die Volksbank nicht nur einer guten Planung, auch die Stuttgarter Firma Züblin, die als Generalunternehmer agiert, sorgte für einen reibungslosen Bauverlauf. Schaaf ging auch auf das Konzept ein, das künftig die Basis für die Arbeitsabläufe sein soll. Denn im neuen Gebäude wird kein Arbeitnehmer mehr einen festen Platz haben. Desksharing und Clean Desk sind künftig angesagt. Und das bedeutet, dass jeder jeden Abend seinen Schreibtisch komplett aufgeräumt verlassen muss, weil der Tisch am folgenden Tag womöglich von einem Kollegen genutzt wird. Wer für den nächsten Tag einen freien Arbeitsplatz braucht, muss ihn sich über eine App buchen. Die Auswahl der Möbel, die richtigen Farben oder die Gestaltung der Büroräume, hier sind die Mitarbeiter gefragt, sich einzubringen. „Schließlich sollen die neuen Büros eine Umgebung bieten, die Innovation und Agilität fördern“, sagte Schaaf.
Nachhaltigkeit war den Bauherren ein wichtiges Anliegen. So soll das Gebäude nicht nur klimaneutral betrieben werden, sondern klimapositiv. Ressourcenschonend und CO2-sparend. „Ein klein wenig stolz sind wir daher, dass unser Gebäude heute schon vieles von dem umsetzt, was aktuell in der Energiediskussion gefordert wird“, so der Vorstandssprecher.
Gestaltung des Stadteingangs
Für Susanne Ertle-Straub, die Aufsichtsratsvorsitzende der Volksbank Mittlerer Neckar, ist das neue Gebäude nicht nur ein Bauwerk aus Beton und Stahl, sondern ein Ort, an dem Ideen entstehen, Innovationen gefördert werden und Gemeinschaft gelebt wird.
Von einer kompletten Neugestaltung des westlichen Stadteingangs sprach Bürgermeister Steffen Weigel. „Wir freuen uns sehr, wenn im kommenden Jahr rund 300 Mitarbeiter in dieses Haus einziehen werden“, sagte der Rathauschef. Die Mitarbeiter werden, da ist sich Weigel sicher, für eine Belebung der Stadt sorgen. Er lobte die vertrauensvolle Zusammenarbeit, die nahezu geräuschlos über die Bühne geht. Einen Wunsch äußerte Weigel: „Es wäre schön, wenn möglichst viele Mitarbeiter auch die hervorragende ÖPNV-Anbindung nutzen würden, um zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen.
Architekt Tano Muffler, erläuterte das Gebäude- und Energiekonzept. Neben den flexibel nutzbaren Arbeitsplätzen und einem Schulungs- und Konferenzzentrum, das extern nutzbar sein werde, soll es auch eine Cafeteria und Räume für gesundheitliche Angebote geben. Offene und vielseitige Bürogestaltung soll sowohl die Produktivität, als auch die Kreativität anregen. Behaglichkeit und Geborgenheit sollen dabei jedoch nicht zu kurz kommen. Große Fensterfronten und Lichthöfe bringen viel Tageslicht ins Gebäude. 18 300 Quadratmeter Grundfläche umfasst das Gebäudeensemble.
Das Gebäude soll im Betrieb mehr Energie produzieren, als es benötigt. Photovoltaik-Module auf den Dächern und in der Fassade tragen zu diesem Ziel bei. Allein die Gebäudehülle soll mit 400 PV-Paneelen ausgestattet werden. „Zusammen mit den PV-Modulen auf dem Dach liefern sie fast den gesamten Strom für die Wärme- und Kälteenergieerzeugung“, erklärte Muffler. Beheizt und gekühlt werde dabei mit einer Geothermie-Anlage und einer Sole-Wasser-Wärmepumpe. Die Fassaden sollen gegen Ende des Jahres „dicht“ sein, damit der Innenausbau unbeinträchtigt von Wettereinflüssen gemacht werden kann. In den nächsten Wochen sind Fußböden, Lüftung und Sanitär an der Reihe, Dann beginnt Ende des Jahres auch schon peu á peu der Abbau des Gerüsts. Damit will man bis im Frühsommer 2024 fertig sein. Das Gebäude selbst soll Ende 2024 fertiggestellt sein.
Polier Bernd Brauer von der Firma Züblin erklärte zunächst, warum er nicht, wie üblich bei Richtfesten, eine schwarze Kluft trägt. Die ist nämlich Zimmerleuten vorbehalten. Mauer wie Brauer tragen ein dezentes Grau. Er trug seinen Richtspruch vor, der in der Feststellung mündete: „Das wird, bei Gott, Wendlingens schönstes Haus.“
140 der 280 Angestellten, die ihren Arbeitsplatz künftig in Wendlingen haben, waren gekommen, um sich in den Gebäuden umzusehen, in denen sie künftig arbeiten werden. Sie besichtigten ihre künftigen Arbeitsplätze, die sich natürlich noch im Rohbaustadium befinden. Selbst die Skeptiker unter ihnen gerieten allerdings ins Schwärmen, als sie den Ausblick sahen, der sich schon vom vierten Stockwerk bot: Ein Rundumblick über Wendlingen mit dem Panorama der Schwäbischen Alb im Hintergrund. Da verstummte jede Kritik.