Lenningen. Ausführlich hat Gemeinderatsmitglied Kurt Hiller bei der jüngsten Sitzung des Lenninger Gremiums über die Klausurtagung der Räte und der Verwaltung in Tauberbischofsheim berichtet. Dafür war eigens ein gesonderter Tagesordnungspunkt vorgesehen, wobei es sich um ein Novum für den Lenninger Gemeinderat handle, sagte Hiller: Er sei jetzt schon seit vielen Jahren dabei, „und es ist das erste Mal, dass der Gemeinderat komplett einen Punkt der Tagesordnung übernimmt und über zukünftige Entwicklungen und Planungen informiert – und es ist hoffentlich nicht das letzte Mal.“
Ziel der dreitägigen Klausur sei es gewesen, Strategien für die Zukunft der Gemeinde zu entwickeln. „Neudeutsch würde man sagen: Wir haben eine Roadmap für die nächsten Jahre entwickelt.“ Schwerpunkte seien die Sicherung der kommunalen Infrastruktur, die Stärkung der autarken Versorgung und die Förderung des Gemeinwesens.
Die Mehrheit des Gemeinderats habe sich ausdrücklich für den Ausbau erneuerbarer Energien ausgesprochen. „Nahwärmenetze sollen vor allem im Zentrum der Gemeinde geprüft werden.“ Der Gemeinderat würde es begrüßen, wenn ein Nahwärmenetz das Schulzentrum, Kinderhaus, Rathaus, aber auch Teile von Ober- und Unterlenningen sowie das neu zu entwickelnde Scheufelen-Areal versorgen würde. „Als Energieträger stellen wir uns Holz vor.“ Die Räte seien außerdem offen für den Ausbau von Photovoltaik und Windenergie.
Der größte Schwerpunkt der Diskussionen bei der Klausurtagung sei das Sanierungsgebiet „Ortsmitte Oberlenningen“ gewesen, „dessen Fortschritt bisher völlig unbefriedigend ist“, gab Hiller zu bedenken. Zum einen habe sich der Grunderwerb lange hingezogen, zum anderen seien viele Behörden involviert. Auch der Gemeinderat sei nicht ganz aus der Verantwortung zu nehmen, „da wir immer nach einer optimaleren, vielleicht preiswerteren Lösung gesucht haben und uns dies in der Entscheidung gehemmt hat“. Jetzt drohe das Sanierungsprogramm mit den Förderungen auszulaufen. „Deshalb hatten wir den Druck, Entscheidungen festzulegen.“
In diesem Zusammenhang sprach Hiller auch das geplante Kinderhaus an: „Wir wollten einen Befreiungsschlag machen und uns von dem ewigen Klein-Klein-Erweitern der bestehenden Einrichtungen lösen.“ Planungsstand seien 16,4 Millionen Euro. Weil man jedoch keine verlässlichen Förderzusagen von Bund und Land erhalte, sei klar: „Wir können uns das nicht leisten.“ Deshalb habe der Gemeinderat entschieden, zunächst einen ersten Bauabschnitt für eine sechsgruppige Kindertagesstätte zu realisieren. Der Tobelkindergarten solle dann in dieses neue Gebäude einziehen. Die Ganztagesbetreuung an Grundschulen, für die ab 2026/27 ein gesetzlicher Anspruch besteht, solle dann im Gebäude des Tobelkindergartens stattfinden.
„Dieses Vorgehen ermöglicht uns dann die kurzfristige Entscheidung über den zweiten Bauabschnitt“, ergänzte Hiller. Sollten doch noch Förderungen eingehen, könnte das Kinderhaus realisiert werden „oder auch zur Erweiterung des Schulbetriebs an der Grundschule zur Verfügung stehen“.
Ein weiterer Baustein der „Ortsmitte Lenningen“ sei das Rathaus mit Sanierung und Neubau. „Nach langen und intensiven Diskussionen hat sich der Gemeinderat entschlossen, nur den Standort am Marktplatz beziehungsweise an der Amtgasse weiterzuverfolgen.“ Mit dem Siegerentwurf im Rahmen eines Wettbewerbs sei der Gemeinderat jedoch nicht ganz zufrieden. „Deshalb wird die Gemeindeverwaltung beauftragt, mit dem Planungsbüro des Siegerentwurfs konkret in eine Weiterentwicklung einzusteigen.“
Dies solle es auch für mögliche Investoren interessanter machen, in die Bebauung des Bereichs zwischen Amtgasse, Backhausstraße und Burgtobelweg einzusteigen. Dort sei eine Bebauung mit Wohn- und Geschäftshäusern vorgesehen. „Der Gemeinderat wünscht ausdrücklich, dass die Verwaltung die Suche nach einem Investor intensiviert und die Planung konkretisiert wird.“ Heike Siegemund