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Rosenloh: Für das Gewerbegebiet fehlen noch 3,7 Hektar Fläche

Gewerbegebiet Bis Ende Oktober muss der Grunderwerb in Weilheim abgeschlossen sein. Jetzt appelliert der Bürgermeister an die noch verkaufsunwilligen Eigentümer. Von Bianca Lütz-Holoch

Noch immer fehlen Flächen für das geplante Gewerbegebiet Rosenloh und die Ansiedlung des Naberner Brennstoffzellenherstellers Cellcentric in Weilheim. Jetzt nennt die Stadt konkrete Zahlen zum Fortschritt beim Grunderwerb. „88 Prozent der für die Umsetzung des Bürgerentscheids benötigten Flächen im Gebiet Rosenloh sind bereits im Eigentum der Stadt Weilheim, oder die Eigentümer haben ihre Verkaufsabsicht erklärt“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung. „Von großer Bedeutung für die Ansiedlung von Cellcentric sind zentrale Flächen, die in der Hand von acht Eigentümern liegen.“ Ebenfalls erstmals genannt wird eine konkrete Deadline. „Bis Ende Oktober müssen die Gespräche zu einem positiven Abschluss gebracht werden, andernfalls wird sich das Unternehmen nach alternativen Planungen zur Realisierung der geplanten Brennstoffzellenfabrik umschauen“, teilt die Stadt mit. 

 

„Mit ihrer Zustimmung leisten Sie einen Beitrag zu einer Jahrhundert-Chance.
Johannes Züfle
Weilheims Bürgermeister appelliert an die Eigentümer
 

Cellcentric plant, auf einer Fläche von 15 Hektar im Gebiet Rosenloh das „Klimawerk“ zu errichten – eine grüne Fabrik, in der vor allem Brennstoffzellen für schwere Nutzfahrzeuge hergestellt werden. Das Naberner Unternehmen, ein Joint Venture von Daimler Truck und der Volvo Group, möchte zu einem weltweit führenden Hersteller von Brennstoffzellen werden. Bislang hatte sich Cellcentric immer klar zum Standort Weilheim bekannt. Zuletzt aber hatte das Unternehmen klargestellt, dass es ab einem gewissen Zeitpunkt Alternativen prüfen müsse.

Die benötigten Flächen im Gebiet Rosenloh umfassen insgesamt gut 30 Hektar. Sie gehören der Stadt zufolge 224 Eigentümern, teilweise handle es sich dabei um Eigentümergemeinschaften. „Mittlerweile hat sich die Zahl der noch nicht verkauften Flurstücke zwar deutlich reduziert, doch noch immer fehlen rund 3,7 Hektar, die aufgrund ihrer verstreuten Lage einer zusammenhängenden Bebauung entgegenstehen“, heißt es in der Pressemitteilung. Damit fehlen gut zwölf Prozent der Fläche. „Wir sind im intensiven Dialog mit den verbliebenen Eigentümerinnen und Eigentümern und tun mit einem fairen Angebot seit Monaten alles dafür, Fragen und Bedenken zu klären“, sagt Bürgermeister Johannes Züfle. Er betont außerdem, dass die Gleichbehandlung aller Grundstückseigentümer eine wichtige Maxime ist.

Der Flächenverbrauch ist Thema bei den Verhandlungen

Thema bei den Gesprächen zwischen Stadt und Eigentümern seien immer wieder die viel kritisierte Flächenversiegelung und der Naturschutz. „Um diesen nachvollziehbaren Argumenten Rechnung zu tragen, wurde einigen Grundstückseignern, vor allem Landwirten, die Vermittlung von Tauschflächen angeboten. Darüber hinaus wurde festgehalten, dass ökologisch wertvolle Ausgleichsflächen sowohl im Gebiet als auch außerhalb geschaffen werden“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt.

Jetzt wendet sich Bürgermeister Johannes Züfle an alle Grundstückseigentümerinnen und Grundstückseigentümer, die noch zögern: „Bitte unterstützen Sie das örtliche Gewerbe, Klimaschutz und Arbeitsplätze der Zukunft. Mit ihrer Zustimmung leisten Sie einen essenziellen Beitrag zu einer Jahrhundert-Chance“, lautet sein Appell.

Die Gewerbeflächenentwicklung im Gebiet Rosenloh bindet seit mehr als zwei Jahren die Ressourcen vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung: „Hunderte Gespräche und tausende Stunden wurden in den Prozess des Grunderwerbs investiert“, so der Bürgermeister. „Es ist unser ureigenes Interesse, dass unser Engagement für dieses bedeutsame Projekt auch Früchte trägt – damit die Stadt und die Menschen, die hier leben und arbeiten, davon profitieren.“

 

Die Gespräche laufen seit über zwei Jahren

70 Prozent der Weilheimer hatten bei einem Bürgerentscheid im April dafür votiert, neue Gewerbeflächen für örtliche Unternehmen sowie für die Ansiedlung von Klimaschutz- und Technologieunternehmen zu schaffen. Mit im Abstimmungspaket enthalten war auch der Bau einer Entlastungsstraße.

Abzuwägen galt es beim Bürgerentscheid zwischen Flächenverbrauch und Naturschutz auf der einen Seite und der Transformation der Wirtschaft und Klimaschutztechnologien auf der anderen Seite. Dieses Spannungsfeld kam auch bei den Bürgerwerkstätten und Informationsveranstaltungen im Vorfeld zum Ausdruck.

Seit über zwei Jahren führt die Stadt Gespräche mit den Grundstückseigentümern im Bereich Rosenloh. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben seither Zeit in den Prozess investiert.

Interesse an der Ansiedlung des Naberner Brennstoffzellenherstellers Cellcentric hat nicht nur die Stadt Weilheim selbst. Auch Vertreter der Wirtschaft und der Politik aus Land und Region setzen sich für das „Klimawerk“ in Weilheim ein. Prominentester Befürworter ist Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er war im April in Weilheim, um für die Technologie und das Unternehmen zu werben.

Die Brennstoffzellentechnik gilt als eine der Schlüsseltechnologien für die Erreichung der Klimaziele, aber auch als Pfeiler für die Transformation der Wirtschaft in Baden-Württemberg.

Cellcentric wurde 2021 als Joint Venture von Daimler Truck und der Volvo Group gegründet. Das Unternehmen entwickelt und produziert Brennstoffzellensysteme für den Schwerlastverkehr, aber auch für den stationären Bereich. Kunden sind aktuell Daimler Truck, die Volvo Group und Rolls Royce Systems/MTU.

Der Baubeginn der Brennstoffzellenfabrik ist bereits für Anfang 2023 geplant. 2025 soll die Produktion starten, ab 2026 möchte Cellcentric große Stückzahlen liefern.