Weilheim und Umgebung
Ruf nach Naturkindergarten wird laut

Haushaltsreden Der hohe Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen beschäftigt alle Weilheimer Wählervereinigungen. Aber auch Fragen rund um Schulen, Wohnraum und Verkehr greifen die Redner auf. Von Bianca Lütz-Holoch

In Weilheim werden die Betreuungsplätze für Kinder schon wieder knapp - und das, obwohl die neue Kita erst vor einem Jahr eingeweiht wurde. Dieses Problem haben in Weilheim nun auch Vertreter aller vier Wählervereinigungen in ihren Haushaltsreden aufgegriffen - neben Themen wie Wohnraum, Schule, Verkehr und Digitalisierung.

Gunter Schilpp, der für die Unabhängige Wählervereinigung (UWV) sprach, beantragte in puncto Kinderbetreuung eine detaillierte Erhebung der U3- Zahlen. Untersucht werden müsse auch eine weitere Kooperation mit freien Trägern. Anders als andere Kommunen stemmt die Stadt Weilheim das Gros der Kinderbetreuung selbst. Gleich drei Fraktionen - FWV, SBV und BDF - brachten einen Naturkindergarten oder Themenkindergarten ins Spiel, insbesondere auch im Hinblick auf den sanierungsbedürftigen Kindergarten in Hepsisau. „Verschiedenste Konzepte sollten angedacht werden“, sagte Joachim Naasz, Sprecher der Freien Wählervereinigung (FWV). Martin Pfauth von der Sozialen Bürgervereinigung (SBV) bat, zu prüfen, ob die Einrichtung in Hepsisau durch eine besondere Konzeption auch für Weilheimer Kinder attraktiver werden könnte. Hans-Peter Sindlinger betonte, dass die Bürgerdemokratische Fraktion (BDF) einem Neubau kritisch gegenüberstehe. Auch Gunter Schilpp bat darum, Alternativen wie etwa Miet­räume zu erwägen.

FWV-Redner Joachim Naasz wies darauf hin, dass die Pandemie die Notwendigkeit einer funktionierenden digitalen Infrastruktur noch stärker vor Augen geführt habe. „Schnellstmöglich sollte innerhalb Weilheims in jedem Straßenzug Glasfaser installiert werden“, sagte er. Dass es da auch an Schulen Nachholbedarf gibt, führte Martin Pfauth an.

Nicht allzu schnell möchte die UWV die Komplettsanierung des Bildungszentrums Wühle angehen. „Das sehen wir eher mittelfristig“, sagte Gunter Schilpp. Martin Pfauth plädierte für einen vorgezogenen Einbau von Lüftungen und stellte klar, dass die Auslas- tung der Mensa am BZW erhöht werden müsse. Das forderte auch Hans-Peter Sindlinger.

Turnhalle ist ein Thema

Im Namen der BDF schlug Sindlinger vor, die Themen Schulen und Hallen in Weilheim komplett zu überdenken. So sei es fraglich, ob die Kapazitäten der Limburgschule am jetzigen Standort ausreichen würden. Die Grundschule könnte später in ein Gebäude ziehen, das als Interimslösung während der Sanierung des BZW gebaut werde, so die Idee der BDF. Ebenfalls am Standort Wühle ließe sich aus deren Sicht ein Ersatz für die Limburghalle integrieren. Hans-Peter Sindlinger plädierte außerdem dafür, die neue Grundschulturnhalle umzuplanen und die Baukosten massiv abzuspecken. Ganz anders positionierte sich in dem Punkt Gunter Schilpp: „Wir unterstützen eine zügige Umsetzung des Projekts“, betonte er mit Blick auf die Turnhalle. Martin Pfauth forderte, die Schule bei der Pausenhofplanung einzubinden.

Auf die schwierige Parkplatzsituation in Weilheim ging Joachim Naasz von der FWV ein. Um den Individualverkehr einzudämmen, brachte er Carsharing ins Spiel. SBV-Redner Martin Pfauth schlug vor, den Marktplatz an einigen Wochenenden im Sommer autofrei zu halten. Beide forderten die Verwaltung dazu auf, die Idee einer Bahnverbindung zwischen Kirchheim, Weilheim und Göppingen zu unterstützen. Sie wünschten sich auch zusätzliche E-Ladesäulen im Städtle.

Beim Thema Wohnraum legten alle Redner ein Bekenntnis zu „Innen- vor Außenentwicklung“ ab. Wunsch ist auch, dass die Stadt Eigentümer alter, verfallener Häuser anspricht. Gunter Schilpp beantragte eine aktualisierte Erhebung von Baulücken und Leerständen. Die SBV schlug eine Anpassung der Vergabekriterien bei Bauplätzen vor. „Auch das ehrenamtliche Engagement sollte berücksichtigt werden“, so Martin Pfauth.

Einen weiteren Vorschlag brachte Gunter Schilpp ein: „Uns wäre es wichtig, nach der Corona-Krise besonderes Augenmerk auf die sozialen Aspekte und das Wir-Gefühl in Weilheim zu legen.“ Wünschenswert seien viele kleine Aktivitäten, um den Zusammenhalt der Bürger zu fördern.