Lenninger Tal
Sanierung sorgt für Kopfschütteln

Bahnverkehr In Unterlenningen hält der Zug an der falschen Stelle. Nun gäbe es eine einmalige Chance, das zu korrigieren. Sie wird aber wohl nicht genutzt. Von Peter Dietrich

Warum steht ein Bahnhof dort, wo er steht? Das liegt schließlich nicht nur an den Grundstücken, die frühere Generationen beim Bau bekommen konnten, sondern auch daran, dass ein Bahnhof immer in der Ebene liegen sollte. Grund: Dadurch rollt beim Rangieren ein ungebremster Wagen nicht weg. Außerdem müssen so auch keine Züge in der Steigung anfahren, was zu Dampflokzeiten ein weitaus größeres Problem war als heute.

Immer in der Ebene halten: Das gilt bisher auch in Unterlenningen. Erst nach dem Bahnhof geht es wieder bergauf in Richtung Oberlenningen. Heute werden aber in Unterlenningen längst keine Güterwagen mehr rangiert, und auch für die Regio-Shuttle wäre ein Halt in der Steigung kein großes Problem. So könnte der heutige Haltepunkt dorthin verlegt werden, wo er eigentlich hingehört: in die Unterlenninger Ortsmitte.

Das zumindest sagt der Nahverkehrsberater Hartmut Jaißle, der selbst nahe dieser Ortsmitte wohnt. Er verweist auf den Nahverkehrsplan des Landkreises Esslingen, der diesen Mangel immer wieder dokumentiere, und auf die im Lauf der Jahrzehnte gewachsene Bebauung. Ein Blick auf ein Luftbild gibt ihm sofort Recht: Von der Seestraße, also dem östlichsten Zipfel von Unterlenningen, ist der Fußweg zum Bahnhof einen ganzen Kilometer lang.

Weil über ein Modernisierungsprogramm des Bundes alle Bahnhöfe der Teckbahn barrierefrei ausgebaut werden, kocht dieses Thema nun wieder auf. Das würde nicht nur ein bisschen Kosmetik mit neuen Schildern bedeuten, sondern quasi ein Neubau, an gleicher Stelle oder leicht versetzt. Warum dann nicht gleich den Halt an eine günstigere Stelle nahe der Ortsmitte verlegen, fragt sich auch Hartmut Jaißle. „Platz wäre da, das Grundstück neben der Grundschule gehört der Gemeinde, ideale Voraussetzungen also.“ Misst man die Entfernung zwischen dem Bahnübergang an der Engelhofstraße und dem neuen gesicherten Fußgängerüberweg an der Badstraße 7 mit dem Routenplaner, ergibt das 150 Meter. Das würde für den Bahnsteig genügen: Die neuen Bahnsteige sollen vier Regio-Shuttle aufnehmen können, jedes davon ist 25,5 Meter lang. Durch die beiden Bahnübergänge wäre ein Bahnsteig in Seitenlage von beiden Seiten zugänglich.

Die Verlegung des Halts ist seit langem im Gespräch und wurde auch im Lenninger Rathaus schon verfolgt. Doch dort kam schon vor längerer Zeit eine sehr schlechte Nachricht an: Die Verlegung des Bahnsteigs könne nicht über das Förderprogramm abgewickelt werden, hatte die Deutsche Bahn mitgeteilt. Alle Kosten hätte die Kommune alleine zu tragen. Damit war die Verlegung für Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht „kein Thema mehr“.

„Das wäre ein bürokratischer Schildbürgerstreich“, sagt Hartmut Jaißle. „Man baut für viel Geld einen neuen Bahnsteig an falscher Stelle.“ Doch ist das wirklich so geplant? „Eine Verlegung der Station in Unterlenningen ist offenbar nicht vorgesehen“, sagt der grüne Bundestagsabgeordnete und Bahnexperte Matthias Gastel. Nun beginne die Vorbereitung der Ausschreibung, um die Maßnahmen wie geplant im zweiten Halbjahr 2021 zu realisieren. Alle Stationen würden im Bestand erneuert.

Nach früheren Planungen drohte beim Zugang zum Bahnsteig zudem ein Umweg, der Fußgänger zu gefährlichen Abkürzungen über das Gleis verleitet hätte. Dies ist nun vom Tisch: Denn laut SB sei in Unterlenningen die Erneuerung des Bahnübergangs geplant.