Jetzt fehlen nur noch die Tanks“, schrieb Birgit Zimmermann Mitte März in ihrer WhatsApp-Gruppe „My Germans“. Nachrichten, die ihre Freunde in Deutschland mit Beifall oder „Daumen hoch“ kommentierten. „Mensch Birgit, ein Wahnsinnsprojekt. Respekt euch allen!“, schrieb ein Freund, der wie viele andere die Tiefbrunnenbohrung beim Badilisha Maisha Center (BMC) in Kenia von Anfang verfolgt hat. Die Brunnenbohrung ist inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Auf dem Metallturm sind nicht nur die Wassertanks befestigt, sondern zusätzlich noch ein paar Fotovoltaikelemente montiert. Mit dem Strom werden die Pumpen betrieben.
Der gelungene Abschluss eines kommunal-partnerschaftlichen Projektes, bei dem die Gemeinde Bempflingen, Heimatort von Birgit Zimmermann, ganz maßgeblich beteiligt ist. Mit dem Wasser aus dem Brunnen wird nicht nur das BMC versorgt, sondern auch viele Nachbarn in Sinendet. Eine Kommunalpartnerschaft, die das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziell unterstützt. Für Sinendet auch ein wichtiger Beitrag zum sozialen Frieden in der Gemeinde.
Einer der Wegbereiter für dieses Tiefbrunnen-Vorhaben war Holger Dembek, der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Grafenberg. Birgit Zimmermann war vor ihrem Umzug nach Kenia in Metzingen, Dettingen und schließlich in Grafenberg als Erzieherin im Kindergarten beschäftigt. Im Ruhestand übernahm Holger Dembek den Vorsitz im Verein Eldoret Kids Kenia, der von Deutschland aus das BMC und die Arbeit von Birgit Zimmermann in Kenia unterstützt.
Ziel der Arbeit im BMC ist es, dass Kinder und Jugendliche vom Leben auf der Straße mit Hunger, Drogen und Kriminalität wegkommen. Birgit Zimmermann und ihr Team helfen den jungen Menschen, neue Perspektiven und Wege in eine gesicherte Zukunft zu finden. Die Kinder sollen wieder in die Familien integriert werden und das BMC sorgt für ihre Schul- und Berufsausbildung. Nach dem Tod von Holger Dembek hat Sandra Heinrich den Vorsitz des Vereins Eldoret Kids Kenia übernommen, der seinen Sitz in Bempflingen hat.
Kommunale Partnerschaft zwischen Bempflingen und Sinendet
Im Zuge dieser Unterstützung hatte sich die Gemeinde Bempflingen 2019 zu einer Partnerschaft mit Sinendet entschlossen. Ein erster Förderantrag für eine Tiefbrunnenbohrung im Rahmen eines Programms des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wurde zunächst abgelehnt. Im zweiten Anlauf klappte es. 90 Prozent der Kosten in Höhe von 100 000 Euro werden übernommen, den Rest steuert die Gemeinde bei. Wichtig sei, so der Bempflinger Bürgermeister Bernd Welser, dass im Rahmen des Förderprogramms nicht nur der Brunnen gebohrt, sondern auch der Verkauf von Wasser geregelt werde und eine nachhaltige Information der Bevölkerung über die Bedeutung von sauberem Wasser für ihre Gesundheit erfolge. Denn Typhus- und Cholera-Erkrankungen sind in der Trockenzeit immer noch an der Tagesordnung, weil häufig nur verunreinigtes Wasser zur Verfügung steht.
Heiner Löffler hat Erfahrung mit Projekten in Afrika
In Heiner Löffler fand die Gemeinde einen Projektbetreuer, der sich vorbildlich um die Brunnenbohrung und die damit zusammenhängenden Aufgaben kümmert. Der Metzinger war im Oktober zum ersten Mal in Kenia. Damals hat er die Ausschreibung der Bohrarbeiten und die Angebote geprüft. Jetzt ist der Technische Betriebswirt erneut ehrenamtlich dort, um mit den Verantwortlichen aus Sinendet, der Bürgermeisterin und weiteren Vertretern der Kommunalverwaltung, ein Betriebskonzept zu erstellen.
Nachdem das Wasser sprudelt und die 50 000 Liter fassenden Tanks gefüllt sind, geht es um die Verantwortung für das Vorhaben. Engagement Global, das im Auftrag des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit Kommunen oder Unternehmen bei ihren entwicklungspolitischen Projekten berät, achtet auf Nachhaltigkeit und Kontinuität.
Heiner Löffler hat in den zurückliegenden Tagen viele Gespräche geführt und Vertragsdetails mit der Kommune von Sinendet festgezurrt. „Die Gemeinde Sinendet ist jetzt in der Verantwortung“, sagt Löffler. Nun geht es darum, dass klar festgelegt ist, wer sich um den Wasserverkauf kümmert, wer den Kiosk unterhält und außerdem müssen Preise für das Wasser festgelegt werden. Genauso wichtig ist es aber auch, dass künftig die Hygienevorschriften eingehalten werden und der sparsame Umgang mit dem kostbaren Nass unter den Dorfbewohnern bekannt gemacht wird. Es muss auch über die tägliche Förderung ein Protokoll geführt werden. „Das alles muss beispielsweise in einem Betriebshandbuch festgehalten werden“, sagt Heiner Löffler. Geplant ist zudem, dass auch Mitarbeiter geschult werden, die als Multiplikatoren in Schulen gehen. Außerdem wird eine Delegation aus Sinendet nach Deutschland kommen, um sich über die Wasserversorgung in Bempflingen zu informieren. Eine kommunale Partnerschaft, von der weit über das BMC hinaus viele Menschen profitieren.
„Im Moment haben wir eine lange Sitzung mit zehn Personen der Gemeinde Sinendet mit der Pflanzung eines Orangenbaumes beendet“, schrieb Heiner Löffler vor wenigen Tagen. „Die zu regelnden Dinge sind auf einem sehr guten Weg, so dass zu Beginn der Trockenzeit der Zugang zu sauberem Wasser für die hier lebenden Menschen gesichert ist.“