Weilheim · Lenningen · Umland
Schäfertage: Auf Tuchfühlung mit den Lämmchen

Freilichtmuseum Bei den 23. Schäfertagen sorgte das unbeständige Wetter für niedrige Besucherzahlen. Dem Spaß tat das keinen Abbruch. Besonders die jüngsten Besucher kamen auf ihre Kosten. Von Matthäus Klemke

Die Schafe zeigten sich im Museumsdorf sehr zutraulich. Foto: Matthäus Klemke

Soweit es geht, streckt Amelina ihren Arm durch den Holzzaun. Nur noch ein paar Zentimeter fehlen, um das weiße Schaf streicheln zu können. Die Sechsjährige drückt sich fast schon selbst komplett durch den Zaun, da kommt das kleine Schaf schon von ganz allein auf sie zu, um sich die Streicheleinheiten abzuholen. Tante Daniela Zuckschwert möchte eigentlich weiter zu nächsten Station. Wenn man schon den ganzen Weg aus Neu-Ulm nach Beuren fährt, möchte man natürlich so viel wie möglich im Freilichtmuseum entdecken. „Ich wollte eigentlich noch die alten Häuser sehen“, sagt sie lächelnd, wohl wissend, dass sie so schnell nicht von dem Gehege wegkommen wird. Mittlerweile hat auch ihr siebenjähriger Sohn David ein Schaf ins Herz geschlossen und krault es am Kopf. „Es ist ganz fantastisch hier“, sagt Daniela Zuckschwert. Daheim habe sie im Internet geschaut, was man mit Kindern in Beuren unternehmen kann. „So bin ich auf die Schäfertage gekommen“, sagt sie.

 

Das ist Wolle-Wetter.
Susanne Hecht
Die Handweberin freut sich über die herbstlichen Temperaturen.

 

Das Gehege mit den verschiedenen Schafrassen gehört auch in diesem Jahr wieder zu den Höhepunkten der Schäfertage. Kein Wunder, so zutraulich wie die Tiere sind. Sogar die Lämmchen lassen sich streicheln, wenn man sich ihnen behutsam nähert. Um sie vor Regen zu schützen, haben die Museumsmitarbeiter kleine Pavillons aufgespannt. Dem unbeständigen Wetter ist es wohl auch geschuldet, dass in diesem Jahr am Eröffnungstag deutlich weniger Besucher gekommen sind, als üblich. Noch im vergangenen Jahr kamen die Leute in T-Shirt und kurzer Hose, nun sieht man vor allem Winterjacken und Wollmützen. Ingrid Fischer aus Salach strahlt trotz grauer Wolken am Himmel über beide Ohren. Sie ist mit ihrer Tochter und den Enkelkindern gekommen. „Es ist einfach herrlich hier“, sagt sie. Natürlich lässt auch sie es sich nicht nehmen, eines der Lämmchen zu streicheln.

Seltenes Handwerk bestaunen

Auch in diesem Jahr haben sich in den zahlreichen Häusern auf dem Museumsgelände verschiedene Händler und Kunsthandwerker einquartiert. Susanne Hecht dürfte an diesem Tag die einzige Person im Freilichtmuseum sein, die sich über die herbstlichen Temperaturen freut. „Das ist Wolle-Wetter“, sagt sie lächelnd, während sie an ihrem Spinnrad spinnt. Die gelernte Handweberin aus Altdorf im Kreis Böblingen verkauft Wollmützen und andere Kleidungsstücke, die man bei einem solchen Wetter gut gebrauchen kann.

Eine junge Besucherin fragt sich auch, was Christian Bock da eigentlich treibt. Vom Weiten sieht es ein wenig so aus, als würde er an einer Drehorgel stehen. „Das ist eine Kardiermaschine“, erklärt der zweite Vorsitzende des Zuchtvereins Skudden und Pommern. Mit dem Gerät kämmt er verfilzte Wolle. „So wie du dir morgens die Haare kämmst“, erklärt er dem Mädchen. Ob sie es einmal selbst versuchen möchte? Das Mädchen ist unsicher, das Kurbeln sieht doch etwas anstrengend aus.

Schnell wird klar, dass die überschaubare Besucherzahl auch Vorteile mit sich bringt. Händler und Museumsmitarbeiter haben für die Belange jedes Besuchers viel Zeit. Ein Gedränge an den Gehegen gibt es nicht und auch bei den Mitmachaktionen gibt es keine langen Wartezeiten.

Bei einem der Höhepunkte der Schäfertage – dem Schauhüten – ist der Andrang gewohnt groß. Keiner der Besucher möchte verpassen, wie gut die beiden Kelpies Larry und Patzmann ihre Schafherde im Griff haben. In einem großen Bogen nähert sich Patzmann den Schafen. „Er respektiert die Privatsphäre der Schafe“, erklärt Schafhalter Andreas Walz dem Publikum, während Uta Reichenbach den Hunden Kommandos gibt. Patzmanns Aufgabe ist es, die Herde anzutreiben, Larry hingegen ist der „Ausbremshund“, wie Walz sagt. Er soll dafür sorgen, dass die Schafe nicht zu schnell machen, schließlich sollen sie sich beim Überqueren des imaginären Baches nicht verletzen. Es braucht ein paar Anläufe, dann sind die Böcke sicher im Gehege angekommen und die beiden Kelpies bekommen vom Publikum ihren verdienten Applaus.

Am Ende der 23. Schäfertage zeigt sich Museumsleiterin Steffi Cornelius hochzufrieden mit dem Wochenende: „Dass trotz der Temperaturen so viele Leute gekommen sind, freut uns total.“