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„Schön singen ist nicht das Nonplusultra“

Musik Mit großer Begeisterung ist Sandy
Heller seit 25 Jahren im Bereich Rock und Pop als Sängerin, Musikerin und Instrumentallehrerin unterwegs. Von Gaby Weiß

Reichenbach. „Music is the key“ und „You are the Music“ – über dem Klavier und an der Wand im Wohnzimmer bekennt Sandy Heller in ihrer Wohnung in Reichenbach Farbe für ihre große Leidenschaft. Musik ist für die 47-Jährige Passion, Herzensangelegenheit und Lebenselixier: „Musik ist ein Anker, der einen hält, bevor man abdriftet. Musik erfüllt mich. Und durch die Musik kann ich etwas geben.“ Seit 25 Jahren singt sie öffentlich, seit 2010 ist die gelernte
 

„Singen ist wie Sport machen. Man muss trainieren.

Sandy Heller

Sängerin, Musikerin und Vocal Coach

 

Speditionskauffrau freiberuflich unterwegs: Als Sängerin und Musikerin solo, im Duo mit Udo Seiler und als Frontfrau der Cover-Band Squeezed, als Lehrerin für Gitarre und Klavier und als Vocal Coach. „Es ist ein Geschenk, dass ich mein Hobby zum Beruf machen durfte“, ist die Powerfrau dankbar.

In Sandy Hellers Zuhause wurde viel gesungen und Musik gehört. Von klein auf sang sie im Kinder-, Schul- und Kirchenchor. Nach der obligatorischen Blockflöte in der Schule finanzierten ihre Eltern die erste Gitarre und den dazugehörigen Unterricht. Vom Konfirmandengeld kaufte sich Sandy Heller ein Keyboard und brachte sich selbst das Spielen bei. 1998, bei ihrem ersten Gesangsauftritt bei der Hochzeit einer Freundin, wurde ihr klar, dass die Stimme ihr Hauptinstrument ist. Und als ein Arbeitskollege sie zur Bandprobe von Squeezed einlud, zögerte sie nur kurz: „Plötzlich hieß es: ‚Komm, sing auch mal einen Song.‘ Ich konnte aber nur ‚What’s Up‘. Das hat allen gefallen, und ich bin in die Band eingestiegen“, strahlt sie. Mittlerweile ist dieses Lied zur Hymne von Squeezed geworden, ohne die die gefragte Cover-Band nie von der Bühne darf.

Weil Sandy Heller ein sicheres Fundament für ihre Leidenschaft wollte, ließ sie sich bei den auf Rock und Pop spezialisierten Akademien „Go Vocal“ in Stuttgart und „Powervoice“ in Hamburg ausbilden. Seither unterrichtet sie als Vocal Coach Menschen, „die einfach Lust am Singen haben“, geübte Hobby- oder Chorsänger, aber auch „Profi-Kolleginnen, die den Blick von außen wollen und mal wieder einen Push brauchen“. Sie alle erhalten von ihr Unterstützung auf dem Weg zu einer kraftvollen, ausdrucksstarken und interessanten Stimme, die ihre Individualität behält. „Anders als im klassischen Bereich ist im Rock und Pop schön zu singen nicht das Nonplusultra. Hier geht es um den Ausdruck, mal rauchig, mal zärtlich, mal rotzig, mal metallisch, mal soulig“, sagt Heller. Mit ihrer mitreißenden und zugewandten Art, ihrer bildhaften Sprache und ihrem praxisorientierten Unterricht kann sie ihr Wissen um das Sänger-Handwerk gut vermitteln: „Singen ist wie Sport machen, man muss trainieren“, betont sie, wenn sie die richtige Stimmtechnik vermittelt, mit der man singen kann, ohne außer Atem zu kommen und ohne heiser zu werden. „Ökonomie ist gerade im Rock- und Pop-Gesang sehr wichtig, sonst fehlen Kraft und Dynamik, sonst kann man kein Konzert über drei Stunden durchhalten.“ Auch psychologisch ist sie beim Coaching gefragt: „Viele Menschen sind sehr verkopft, sie müssen lernen, loszulassen. Singen heißt: Du machst dich nackt. Singen geht an den innersten Kern. Singen geht an die Seele.“

Wichtig sei es, wie sie immer wieder betont, sich auf der Bühne nicht zu verstellen: „Wenn du echt und authentisch bist, ist alles erlaubt. Dann nimmt man dir auch nicht übel, wenn du mal den Text vergisst.“ Aber sie vermittelt ihren Schülern auch, dass eine Live-Musikerin auf der Bühne abliefern muss, auch wenn es ihr mal nicht so gut geht. „Ich weiß, dass ich nicht alleine bin. Ich kann mich auf meine Jungs von der Band und ihr Können verlassen. Ich habe das Publikum mit seiner Energie. Und ich habe die Musik, die mich trägt“, betont Sandy Heller.

Bei jedem Auftritt ermutigt sie auch ihr Publikum, während des Konzerts Probleme und Sorgen vor der Tür zu lassen und für ein paar Stunden den Alltag zu vergessen: „Besonders in Zeiten, die uns anstrengen und beängstigen, die uns mutlos werden lassen, kann Musik helfen. Musik hören oder Musik selbst machen – das kann uns trösten, vielleicht sogar manche Angst nehmen. Musik wirkt auf den Körper und auf die Seele. Zum Abtanzen und Abreagieren, zur Entspannung. Deshalb ist es auch toll, dass es so unterschiedliche Musik gibt.“

Wenn sie beim Squeezed-Jahreshighlight auf der Esslinger Waldbühne erlebt, wie die Fans klatschen, mitsingen, tanzen und schwofen, wird für Sandy Heller jedes Mal aufs Neue deutlich: „Natürlich kann man Musik auch alleine zuhause hören. Aber sie gemeinsam live zu erleben, setzt eine unglaubliche Energie frei. Das ist für mich jedes Mal eine tiefe Erfüllung.“