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Schönheitskur fürs Esslinger Bahnhofsquartier

Stadtbild Durch 65 verschiedene Maßnahmen soll das Entrée Esslingens attraktiver und sicherer werden. Manches wurde bereits umgesetzt, anderes lässt sich nur langfristig machen. Von Petra Pauli

Das Bahnhofsquartier soll zu einem „urbanen Raum für alle“ werden. Foto: Roberto Bulgrin

Der Bahnhof und sein Umfeld gehören seit Jahren zu den Sorgenkindern der Esslinger Kommunalpolitik: Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen sich dort vor allem zu späterer Stunde nicht sicher, in Sachen Sauberkeit ist Luft nach oben, die Verkehrssituation ist stellenweise korrekturbedürftig, viele beklagen eine wenig einladende Gestaltung. „Wir nehmen all das sehr ernst und versuchen gegenzusteuern“, sagt der Ordnungs- und Sozialbürgermeister Yalcin Bayraktar. Ein Projektteam hatte im Herbst 2022 unter Bayraktars Leitung die Arbeit aufgenommen – Ziel ist, das Bahnhofsquartier zu einem „urbanen Raum für alle“ zu entwickeln. Weil in unterschiedlichsten Bereichen Handlungsbedarf besteht, arbeiten im Projektteam das OB-Büro, die Stabsstelle Mobilität, das Citymanagement, das Amt für Soziales, Integration und Sport, das Ordnungsamt, das Stadtplanungsamt, das Tiefbauamt und das Grünflächenamt Hand in Hand. Institutionen wie der Jugendgemeinderat, die Polizei oder die Freie Wohlfahrtspflege sind ebenfalls dabei.

Drei zentrale Themenbereiche

Wichtige Hinweise hatte eine Sozialraumanalyse gebracht, aus der die Universität Tübingen mehr als 70 Handlungsempfehlungen entwickelt hat – am Ende blieben 65 Maßnahmen übrig, die die Stadt kurz-, mittel- und langfristig angehen will. Etwa ein Drittel der Vorschläge wie die kostenlose Nutzung der öffentlichen Toilette oder die freundlichere Gestaltung der Bahnhofsunterführung ist bereits umgesetzt.

Drei zentrale Themenbereiche hat die Stadt benannt: die Sozialarbeit im Bahnhofsquartier, die bauliche Gestaltung des Quartiers und die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn, der eine Schlüsselrolle zukommt. Einiges wurde bereits auf den Weg gebracht. So soll noch vor dem Sommer eine „warme Stube“ als Treffpunkt für Menschen, die gesellschaftlich ins Abseits geraten sind, eingerichtet werden. Die Evangelische Gesellschaft übernimmt die soziale Betreuung, die Finanzierung ist nicht zuletzt dank Zuwendungen einer Stiftung bis Ende 2025 gesichert. Mit der Bahn laufen Gespräche, ob die Stadt künftig auch im Bahnhof selbst Hausrecht erhält. Und der Kommunale Ordnungsdienst wird eine mobile Wache einrichten.

Auch die anderen Bahnhöfe berücksichtigen

Dicke Bretter müssen Baubürgermeister Hans-Georg Sigel und sein Dezernat bohren, wenn es darum geht, den Bahnhofsvorplatz und sein Umfeld attraktiver zu gestalten. Sigel spannt den Bogen bewusst etwas weiter, weil es ihm wichtig ist, „dass der erste Eindruck gut ist, den viele von Esslingen bekommen“. Auch in seinem Bereich wurden bereits erste Maßnahmen umgesetzt – etwa in der Kronenstraße, wo die Stadt begonnen hat, das wilde Parken besser in den Griff zu bekommen. Auch die vielen Fahrräder, die den Bahnhofsbereich zustellen, würde Sigel lieber in der Mobilitätsstation im „Qbus“ unterbringen, wobei er weiß, dass die verkehrliche Anbindung noch ausbaufähig ist. Tiefgreifendere Maßnahmen wie das Pflanzen stattlicher Bäume sind auf dem Bahnhofsvorplatz eher schwierig umzusetzen, weil die Möglichkeiten durch unterschiedlichste Einflüsse wie unterirdische Leitungen, Feuerwehrzonen oder Ähnliches stark eingeschränkt sind. „Da sind kreative Lösungen gefragt“, so Sigel. Im Sozialausschuss gab es Lob. „Wir lösen nicht nur die Symptome, sondern gehen auch an die Ursachen für das ungute Gefühl“, sagte Annette Silberhorn-Hemminger (Freie Wähler). Ursula Hofmann (Grüne) freut sich, dass „auch die Nebenschauplätze in den Blick genommen werden“. Bayraktar versprach zudem, dass auch die Bahnhöfe in Zell, Mettingen und Oberesslingen drankommen.