Beruflich hat Tobias Metzger mit Tierhaltung und Streuobstwiesen als Vertriebsleiter im Ingenieurbereich so rein gar nichts zu tun. „Ich bin viel unterwegs in der Welt und hätte gar keine Zeit, mich selbst um die Tiere zu kümmern“, erzählt der Nürtinger. Dennoch organisiert er jetzt ein Projekt, das die natürliche Beweidung von Streuobstwiesen mit Schafen und Ziegen wiederbeleben soll, womit die jahrhundertealte Artenvielfalt der Wiesenpflanzen und Wiesentiere erhalten bleiben kann.
Auf die Idee ist er gekommen, als er sein Wiesengrundstück sowie die Streuobstwiesen seines Schwiegervaters auf dem Käppele bei Dettingen gepflegt hat. „Viele Wiesen sind sehr verwildert und man schafft es kaum, sie zu pflegen. Mit einem Balkenmäher habe ich mich zwei Tage lang durchgekämpft.“
Im Biosphärengebiet Schwäbische Alb werde die aufwendige Pflege der artenreichen Streuobstwiesen immer mehr vernachlässigt oder bequem mit konventionellen Rasenmähern und Mulchgerät erledigt. Im ersten Fall verbuscht die Kulturlandschaft, wodurch die vielfältige Zusammensetzung der Flora und Fauna mit derzeit noch über 5000 Tier- und Pflanzenarten abnimmt. Im zweiten Fall entstehen artenarme Zierrasen und Insekten, Amphibien und Reptilien werden getötet.
Er überlegte sich, dass eine Schaf- oder Ziegenherde die Beweidung auf natürliche und schonende Weise erledigen könnte. Für die professionellen Schäfer mit Herden mit 300 Tieren sind die Grundstücke indes zu klein.
Daher sprach Metzger zunächst mit anderen Wiesenbesitzern, die fast „alle das gleiche Problem“ haben. „Viele Leute wollen Streuobstwiesen, haben aber keine Zeit, sie zu bewirtschaften.“ Bisher fünf weitere Grundstücksbesitzer würden für das Projekt gerne ihre Wiesen in Dettingen, in Owen und in Nürtingen zur Verfügung stellen. „Auf der Wiese in Nürtingen steht eine kleine Scheune. Die würde sich als Winterquartier eignen.“
Ausrüstung kostet 3000 Euro
Anschließend fand Metzger auch drei potenzielle Tierhalter, die sich gerne eine kleine Schafherde anschaffen wollen. Daher entschloss er sich dazu, eine Crowdfunding-Kampagne auf der Internet-Plattform EcoCrowd.de zu starten. Auf diese Weise möchte Tobias Metzger das Geld für die nötige Ausrüstung zusammen bekommen. Rund 3000 Euro will er sammeln, damit er für das Projekt die nötige Ausrüstung besorgen kann, die er den Tierhaltern gratis zur Verfügung stellen will: einen mobilen Unterstand, ein Wasserfass mit Tränke, einen mobilen Weidezaun inklusive Batterie und einen Baumschutz gegen Fraßschäden an jungen Bäumen.
„Die Schaf- oder Ziegenhaltung auf wechselnden Weiden entspricht dem natürlichen Verhalten dieser Nutztiere, wodurch sie artgerecht gehalten werden können. Da meiner Idee die Haltung einer nur kleinen, nicht-kommerziellen Herde durch Hobby-Halter zugrunde liegt, stehen die Tiere auch nicht unter einem kommerziellen Druck.“
Zudem hat der Nürtinger bereits Schulen, Kindergärten und Therapieeinrichtungen in der Region zwischen Weilheim und Neuffen angeschrieben, die in die Pflege und Haltung der Tiere mit eingebunden werden könnten. Die ersten positiven Rückmeldungen habe er schon bekommen. „Die Verbundschule Dettingen würde das Projekt gerne in den Unterricht integrieren“, freut sich Tobias Metzger. Damit seien die drei potenziellen Tierhalter auch einverstanden.
Der mobile Unterstand soll im Idealfall im Zuge eines Sommerferienprogramms eine Woche lang mit Kindern gebaut werden. Für eine Spende gibt es bei der Plattform Ecocrowd als Dank mitunter auch Tauschgüter. Auch daran hat der Nürtinger schon gedacht. Er wird unter anderem Blumenwiesensamen-Tütchen, Karten für das Freilichtmuseum Beuren, Nistkasten-Bausätze und Schafwolle-Pellets zum Düngen bereitstellen.
Die Kampagne läuft 60 Tage und somit noch bis Ende Mai. „Bis auf den mobilen Unterstand kann ich alles relativ schnell kaufen“, sagt Tobias Metzger. Im Sommer könnte es dann losgehen.
Ein Video und noch mehr Informationen zum Crowdfunding-Projekt gibt es im Internet unter https://www.ecocrowd.de/projekte/weideausruestung