Lenninger Tal
Schafswolle ist ein tierisch guter Langzeitdünger

Ökologie Seit mehr als zwei Jahren stellen Frank Adolf und Sabine Laubengeiger in Beuren aus Rohwolle Gartendünger her. Mit dem ökologischen Naturprodukt bieten sie Schafhaltern eine Einnahmequelle. Von Daniela Haußmann

Längst werden aus Schafwolle nicht nur Kleider, Matratzen, Teppiche, Sitzbezüge oder Dämmstoffe gemacht. Zu Wollpellets verarbeitet ist der nachwachsende Rohstoff bei Gartenfreunden, Gartenbaufachbetrieben und in der ökologischen Landwirtschaft als Dünger gefragt. Schließlich wollen viele das Grün um ihr Haus möglichst naturnah bewirtschaften und deshalb auf Mineraldünger verzichten, erzählt Frank Adolf aus Beuren. Seit mehr als zwei Jahren stellt der 44-Jährige als Lohn-Pelletierer kleine kompakte Stäbchen aus dem Naturprodukt her.

Dazu verwendet Adolf ungewaschene Rohwolle. Dass vor allem das Haarkleid an den Bauch- und Beinpartien der Schafe mit Exkrementen verschmutzt ist, stört dabei nicht. „Vielmehr handelt es sich dadurch um einen Mehrnährstoffdünger, der seine Inhaltsstoffe wegen des anhaftenden Wollfetts und auch in Abhängigkeit von der Witterung im Verlauf von sechs bis zehn Monaten langsam freigibt“, so Sabine Laubengeiger. Adolfs Lebensgefährtin, die im Betrieb mitanpackt, betont, dass der ökologische Dünger mit Langzeitwirkung grundsätzlich für alle Pflanzen, die keine sauren Böden brauchen, geeignet ist. „Allerdings ist sein pH-Wert für Heidelbeeren, Rhododendren und andere Moorbeetpflanzen zu hoch“, wie Laubengeiger erklärt.

Schafwolle enthält der 45-Jährigen zufolge bis zu 10,6 Prozent Stickstoff. Der ist für Pflanzen lebensnotwendig. Aus ihm bauen sie etwa Amino- und Nucleinsäuren auf und Dank ihm bilden sich Enzyme und Pflanzenpigmente, wie zum Beispiel Chlorophyll. Kurzum: Dank des Nährstoffes können Pflanzen laut Laubengeiger überhaupt erst wachsen. Nach Angabe des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz enthalten Wollpellets zudem rund fünf Prozent Kalium, zirka zwei Prozent Schwefel und etwa 0,05 Prozent Magnesium. Wobei die angeführten Mengenangaben nur Richtwerte sind und je nach Schafrasse und Reinheit variieren können.

 

„Der Dünger eignet sich auch für Staudenbeete und Kübelpflanzen.
Sabine Laubengeiger

 

Frank Adolf zufolge bietet der Dünger damit aber alles, was eine Pflanze zum Erhalt ihrer Vitalität braucht. Das DLR gibt auch an, dass Wollpellets etwa 0,15 bis 0,17 Prozent Phosphat enthalten. Diese geringe Menge wirkt sich aus DLR-Sicht positiv auf die tendenziell mit dem Nährstoff überdüngten Gartenböden aus. Dort wo eher ein Mangel an Phosphat herrscht kann eine naturnahe Kombination aus Wollpellet-Dünger und Kompost weiterhelfen, wie Frank Adolf versichert. Doch Schafwoll-Pellets bieten noch andere Vorteile. „Sie verbessern die Wasserspeicherkapazität“, weiß der 44-Jährige. „Die Pellets können das 3,5-fache ihres Eigengewichts an Wasser speichern.“

Möglich ist das, weil eine relativ große Menge an Wolle bei der Pelletierung zusammengepresst wird. Kommt das kompakte Stäbchen mit Feuchtigkeit in Kontakt quillt es auf und durch diese Oberflächenvergrößerung kann die Wolle eine relativ große Menge an Wasser aufnehmen und halten, so Adolf weiter. Gerade in Zeiten des Klimawandels, in denen vermehrt mit Trockenperioden zu rechnen ist, werden Pflanzen dank dieser Eigenschaft weiter versorgt, wie Sabine Laubengeiger berichtet. Die Schafwoll-Pellets, die Frank Adolf sein zweites Standbein, den Beurener Getränke-Stollen vertreibt, ist beispielweise optimal für Pflanzen mit einer Kulturdauer von zehn bis vierzehn Wochen geeignet, wie Kartoffeln, Tomaten oder Kohl. „Der Dünger eignet sich aber auch für Staudenbeete und Kübelpflanzen“, sagt Laubengeiger. „Auch für Zimmerpflanzen kann man ihn nehmen, wenn der Schafgeruch nicht stört.“ Sie betont auch, dass beim Pelletieren eine Temperatur von 90 Grad entsteht durch die Keime neutralisiert werden. Unerwünschte Fremdeinträge seien somit ausgeschlossen.

Frank Adolf und seine Lebensgefährtin haben sich ganz bewusst für die Schafwoll-Pelletierung entschieden. Sie wollten die heimischen Schäfer und ihre Herden unterstützten. Denn sie tragen maßgeblich zum Erhalt der regionalen Kulturlandschaft und Biodiversität bei. Für Schafhalter und -scherer wie Bernd Voigt, der von Nellingen im Alb-Donau-Kreis nach Beuren kommt, ist die Pelletierung eine zusätzliche Einnahmequelle: „So wird die Wolle, deren Verkauf kaum noch lohnt und die deswegen oft zum Abfallprodukt wird, wieder lukrativ.“

 

Pellets bestellen

Wer bei der Gartenbewirtschaftung Schafwollpellets verwenden möchte, kann sich an den Beurener Getränke-Stollen wenden. Dort werden Pellets verkauft, die aus der Rohwolle von Schafen hergestellt werden, die in den umliegenden Gemeinden des Biosphärengebietes Schwäbische Alb und des Neuffener sowie Kirchheimer Tales auf der Weide stehen. Die Öffnungszeiten sind unter www.getränke-stollen.de abrufbar. Die Anlieferung von Wolle ist nur nach vorheriger Absprache möglich. dh