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Schlechte Werte bei der Pünktlichkeit

Nahverkehr Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel belegt mit Zahlen eine Misere.

Region. Es ist kein gutes Zeichen, wenn Fahrgäste sich wundern, wenn der Zug mal pünktlich im Nürtinger Bahnhof einfährt. Im Bahnverkehr zwischen Tübingen und Stuttgart ist seit geraumer Zeit der Wurm drin. Umso mehr, wenn noch die Gewerkschaft der Lokführer regelmäßig zu Streiks aufruft. Dass es auf der Strecke alles andere als rund läuft, kann der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel anhand von Zahlen nachweisen.

Sein Fazit: „Die Neckar-Alb-Bahn weist im Vergleich mit anderen Strecken eine sehr schlechte Pünktlichkeitsquote auf. Die Zielwerte von 90 Prozent Pünktlichkeit werden weit verfehlt.“ Die ihm zur Verfügung stehenden Daten stammen von der Deutschen Bahn und beziehen sich auf den Zeitraum Juni bis August 2022. Pünktlich ist demnach laut DB ein Zug, wenn er weniger als fünf Minuten und 59 Sekunden von der geplanten Abfahrtszeit abweicht.

Im Gesamtverkehr liegt die Quote bei 80,3 Prozent. Besonders oft hat der IRE 6 in Richtung Stuttgart Verspätung (63,7 Prozent). Er fährt über Tübingen weiter nach Aulendorf. Gastel geht davon aus, dass der miserable Wert auf die Eingleisigkeit der Zollern-Alb-Bahn zurückzuführen ist sowie die doch hohe Verkehrsbelastung auf dieser Strecke und den langen Laufweg. Das Netz „Neckartal“ (RE 10, RE 12, RB 17, RB 18, IRE 6) belegt laut dem Bahnexperten insgesamt mit einer Pünktlichkeitsquote von 78,14 Prozent den 24. Platz von 29 Netzen.

Doch was ist zu tun, um den unbefriedigenden Zustand zu verbessern? Gastel hält dringend den Ausbau der Infrastruktur für nötig und mahnt ausreichende Pufferzeiten an. Der bahnpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag verweist auf zwei konkrete Vorhaben: eine zusätzliche Weichenverbindung in Bad Cannstatt und eine Blockverdichtung in Bempflingen.

Keine Ausweichmöglichkeit

Er selbst habe bereits vor zwei Jahren darauf hingewiesen, dass es auf dem 14 Kilometer langen Abschnitt zwischen Metzingen und Nürtingen nur ein Blocksignal gebe. Im Fall einer Signalstörung dürfe bis zum nächsten Signal auf der Strecke nur mit 40 Kilometern gefahren werden. Zugleich plädiert Gastel für eine Überleitmöglichkeit. Bisher fehlten solche Stellen auf der Strecke zwischen Tübingen und Reutlingen. Ein Überholen langsamer oder liegen gebliebener Züge sei dort nicht möglich.

Susanne Wolf, die zwischen Nürtingen und Tübingen pendelt, kann ebenfalls ein Lied von den Verspätungen und Ausfällen in der jüngsten Zeit singen. „Von 15. Oktober bis 4. November war Schienenersatzverkehr – da ist gar kein Zug gefahren.“ Pro Tag sei sie da zwei Stunden pro Weg von Tür zu Tür unterwegs gewesen. „Auch das war teilweise sehr chaotisch, da nicht selten die Busfahrer keine Ahnung hatten, welche Strecke sie fahren müssen“, erzählt die Pendlerin. Der vorhandene Fahrplan sei so gut wie nie eingehalten worden, da die Busse, vor allem abends, sehr oft im Stau gestanden hätten. Die Kapazitäten reichten ebenfalls nicht aus: „Ich musste des Öfteren einen bis zwei Busse vor mir losfahren lassen, da ich keine Möglichkeit hatte, einzusteigen – die waren viel zu voll.“ Auch in dieser Zeit sei gestreikt worden: „Zwischen Nürtingen und Tübingen war Schienenersatzverkehr und zwischen Nürtingen und Stutt-gart fuhr fast kein Zug mehr.“Auch wenn die Züge fahren, werde die Pünktlichkeit immer noch nicht eingehalten. „Zug fällt aus – Zug ist kaputt – Technische Schwierigkeiten – Probleme im Betriebsablauf: es sind immer die gleichen Probleme.“ Nur eines habe sich geändert: „Die Preise sind nach oben gegangen.“ Kai Müller