Natur
„Schnelle Bewegungen nehmen die Vögel als Bedrohung wahr“

Auf Notzinger Gemarkung leben Mäusebussarde. Wenn sie im Sommer Jungvögel haben, sollten Jogger und Radfahrer besonders aufmerksam sein. 

Am Notzinger Sonnenweg Richtung Wernau leben Mäusebussarde. Haben sie Jungvögel, sind sie im Verteidigungsmodus. Foto: Iris Häfner

Am Notzinger Sonnenweg, der in Richtung Wernau führt, warnt ein Schild vor Greifvogelattacken. Das sei bereits 2023 dort aufgestellt worden, nachdem es im Sommer Angriffe auf Radfahrer und Jogger gegeben hatte, erklärt Bürgermeister Sven Haumacher auf Nachfrage. Damals hatte ein Greifvogel am Ende des geteerten Sonnenwegs im Bereich des Abzweigs runter zur Kläranlage unter anderem einen Radfahrer attackiert, der daraufhin stürzte und sich verletzte. 

Tempo raus zur Sicherheit

Anja Gleich aus Notzingen beschäftigt sich in ihrer Freizeit intensiv mit der örtlichen Vogelwelt. Beruflich ist sie Lehrerin am Kirchheimer Schlossgymnasium. Beim Joggen hat sie selbst schon einmal Bekanntschaft mit einem Mäusebussard gemacht: „Da erschrickt man schon, wenn er sich von hinten nähert. Ich habe damals plötzlich einen Luftzug gespürt und aus dem Augenwinkel einen Schatten gesehen. Der Mäusebussard hat immerhin eine Spannweite von gut 1,30 Metern. Passiert ist mir aber nichts.“ 

In dem beschriebenen Habitat am Sonnenweg leben laut der Notzingerin in der Regel mehrere Mäusebussarde. Seit den Vorfällen vor zwei Jahren seien ihr keine weiteren mehr bekannt. „Von zirka Mitte Februar bis Mitte April ist die Balzzeit der Bussarde, von etwa Ende Mai bis Juli ziehen sie ihre Jungvögel auf.“ In diesem Zeitraum sollten besonders Radfahrer und Jogger – „also alle, die mit Tempo unterwegs sind“ – den etwa 100 bis 150 Meter langen Bereich umfahren oder nur gehend und das Rad schiebend unterwegs sein, rät Anja Gleich zur Vermeidung potenzieller Attacken.

Mäusebussarde ziehen zwischen Mai und Juli ihre Jungvögel auf. Begegnet man ihnen, sollte man sich möglichst langsam bewegen, um nicht als Bedrohung angesehen zu werden. Foto: Carsten Riedl

„Schnelle Bewegungen nehmen die Vögel als Bedrohung wahr“, so Gleich, und reagieren darauf entsprechend. „Man muss im genannten Zeitraum einfach etwas wachsam sein, schauen, ob ein Bussard unterwegs ist und sich dann langsam und ihm zugewandt bewegen. Alternativ kann man auch einfach den Parallelweg weiter unten am Bach entlang nehmen, der ist ebenfalls geteert“, empfiehlt Anja Gleich.

Natürliches Verhalten der Vögel

Mäusebussarde seien nicht per se aggressiv, betont die Expertin, bei dem Verteidigungsmodus handle es sich um ein ganz natürliches Verhalten zum Schutz der Jungvögel, auf das auch der Mensch Rücksicht nehmen müsse. „Durch den gestiegenen Freizeitdruck kommt es gegebenenfalls öfter zu Begegnungen mit den Tieren, der Mensch ist schlicht mehr in deren Lebensräumen unterwegs“, so Anja Gleich. 

Im vergangenen Jahr seien keine weiteren Angriffe gemeldet worden. Wie es um den aktuellen Bussardbestand in Notzingen in diesem Jahr stehe, müsse man abwarten. „Vielleicht haben sie sich ein anderes Habitat gesucht, denn die Begegnungen mit Menschen bedeuten auch für die Vögel großen Stress“, weiß die Pädagogin. Das Warnschild stehen zu lassen, mache aber Sinn. Wenn, dann seien es in der Regel eher nur Scheinangriffe, also ohne den Menschen zu berühren, erklärt Anja Gleich. Durch den Schreck könne es aber natürlich zu gefährlichen Stürzen kommen. Das lasse sich mit dem entsprechend umsichtigen Verhalten vermeiden.