Zuerst wollte Erik Hartmann als Gesellenstück etwas Kleines und Einfaches machen. Doch dann haben sich seine Ideen immer weiter entwickelt. Zwei Wochen arbeitet er nun bei Möbelschreiner Hoffmann in Wernau an seiner Espressobar. Sie und 28 weitere Werke angehender Schreiner im Landkreis Esslingen – zwei Frauen und 27 Männer – werden am 24. Juli in Nürtingen ausgestellt.
Erik Hartmann stammt aus Wendlingen. Immer wieder in den Ferien zog es ihn jedoch nach Waldenbuch. Dort baute er mit dem Opa in dessen eigener Drechslerei so schöne Dinge wie ein Vogelhäuschen oder eine Gartenbank. Da lag es nahe, dass er in der neunten Realschulklasse ein Praktikum bei Möbelschreiner Hoffmann in Wernau machte. Entschieden war sein Berufsweg damit aber noch nicht. In einem zweiten Praktikum lernte er in einem Orthopädiebetrieb die Fertigung elektronischer Prothesen kennen. „Das hat mir gleich viel Spaß gemacht.“ Den Ausschlag gab dann aber das Material: „Ich arbeite lieber mit Holz als mit Kunststoff und Elektronik“, sagt Erik Hartmann.
Sein Chef Sigurd Hoffmann hatte sich 1999, nach seiner Meisterprüfung, selbstständig gemacht. Bis 2014 arbeitete er in Kirchheim mit einem Kollegen in einer gemeinsamen Werkstatt. Dann baute er in Wernau seinen eigenen Betrieb auf, der inzwischen auf zwei Gesellen, zwei Auszubildende und ihn selbst gewachsen ist. Die Auftragslage sei derzeit konstant, sagt er. Das Problem sei teilweise, das nötige Material zu bekommen. Er braucht für seine Möbel nicht nur Holz, sondern auch weitere Materialien wie Glas, Metall, Leder und Filz. Weitere Schwerpunkte sind die Restaurierung von Parkettböden und der Ladenbau, speziell für Arztpraxen. Ziel sei „die höchste Qualität bei Gestaltung und Technik“, sagt er. Es sollen Möbel für Generationen sein.
Bei seiner Espressobar hat sich Hartmann für massive Esche entschieden. „Dieser Baum stirbt als heimischer Baum gerade aus“, bedauert er, aber deshalb sei das Holz aktuell gut zu bekommen. Zuerst erhält die Esche einen Sperrgrund, danach wird sie geölt: „Dann dunkelt sie nicht so stark nach, das gibt einen schönen Kontrast zu der Schieferplatte, die oben drauf kommt.“ Um die Stabilität zu testen, hat der Auszubildende vom Fußgestell vorab ein Modell in Originalgröße gebaut und sich draufgestellt. Eine Schublade ist beim Gesellenstück Vorschrift, der Symmetrie wegen baut Hartmann zwei. Einen besonderen Aufwand betreibt er bei den beiden Türen: Sie sind aus 42 Lamellen zusammengesetzt. Diese sind nicht nur einfach verleimt, sondern in den Türen sind rund 120 Lamellos verborgen, das sind ovale Verbindungsscheiben. Den Platz dafür hat Hartmann ausgefräst. Weil die hervorstehenden Lamellen der Türen konisch sind, lassen sie sich gut greifen, so braucht es keine extra Griffe. Magnete halten die Türen sauber geschlossen.
Gewogen hat der angehende Schreiner die Materialen noch nicht, sein Chef schätzt die fertige Espressobar auf fast 100 Kilogramm. Für die Produktion hat Erik Hartmann einen exakten Zeitplan. „Ich hinke gerade zwei bis drei Stunden hinterher“, sagte er am Ende der ersten Woche. „Aber ich habe mir einen Puffer eingerechnet.“ Andere Auszubildende, ergänzt er, bauen in ihre aufwendigen Gesellenstücke sogar noch Beleuchtungen ein. „Ich mag es eher schlicht, ohne zu viel Schnickschnack.“
Nach dem Ende seiner Ausbildung wird Erik Hartmann weiterhin bei Möbelschreiner Hoffmann bleiben. Er wird dort auch in der Zukunft Neues lernen, denn bei den maßangefertigten Möbeln gibt es stets sehr viel Abwechslung. „Bei uns gibt es fast nichts, was schon mal da war“, sagt Sigurd Hoffmann. Peter Dietrich
Info Am Samstag, 23. Juli, werden die Gesellenstücke bewertet. Am Sonntag, 24. Juli, sind sie von 10 bis 16 Uhr in der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Nürtingen in der Kanalstraße 29 ausgestellt. Es gibt eine Bewirtung. Um 11.30 Uhr findet die Übergabe der Prüfungsergebnisse, Urkunden und Sachpreise statt. Ab 25. Juli sind die Gesellenstücke auch im Internet auf www.schreiner-es-nt.de zu sehen.