Lenninger Tal
Schopflocher Scheunensommer lädt zum Stöbern, Schmökern und Kaufen ein

Tradition Nach zwei Jahren Zwangspause konnte in diesem Jahr der neunte Scheunensommer in Schopfloch stattfinden – ein Fest für Jung und Alt. Von Sabine Ackermann

Gestöbert, gefunden, gekauft, das Schnuffeltuch für die gerade mal zwölf Tage alte Paula: „Das ist ein perfektes Geschenk für die Freundin meiner Tochter“, verrät Evi Eisele, die beim für sie erst zweiten Scheunensommer fündig geworden ist. Mit ihrem Mann Alfred ist sie von Weilheim über Oberlenningen nach Schopfloch geradelt und gibt ehrlich zu: „Mit einem B‘scheißerle am Rad.“

Viel mit dem E-Bike unterwegs, kommt sie im Ort flugs von A nach B und macht nun beim Flohmarkt vor den Scheunen „Antik & Design“ und „Perlenshop“ Station. „Der Erlös geht an den örtlichen Kindergarten und das Kinder- und Jugendhospiz Ulm“, verrät Edith Flügel, die von Sohn Kay und Tochter Yvonne unterstützt wird. Fündig wurde auch Günther Kilgus aus Schlierbach. Eigentlich wollte er nur einen ehemaligen Schulkameraden besuchen und jetzt geht er mit einer waschechten Kaiserin nach Hause: Sissi! Über das schmucke Bild, verpackt und mit einem runden goldfarbenen Rahmen verziert, wird sich seine Tochter Tina ganz sicher riesig freuen. Der Papa erklärt: „Sie sammelt seit Jahrzehnten alles über Elisabeth, hat auch Sissi-Filme auf DVDs.“

Am Nabu-Stand geht es besonders um heimische Vögel. Fotos: Sabine Ackermann.

Gerade mal eine Stunde alt, ist es inzwischen beim samstäglichen Scheunensommer in den Gassen und Straßen an manchen Stellen richtig voll geworden. Zum Beispiel bei „Music & Spirit“ in der Brennerei „Wünsche Manufaktur“. Mit Interesse hängen die Besucher an Martin Wünsches Lippen, wenn er vom „Alkohol-Wasser-Dampfgemisch“ spricht, das über den Helm je nach Lage „entweder direkt zum Kühlsystem strömt, oder über das innenliegende Geistrohr zur Destillationssäule geleitet wird.“ Er und Stefan Lipka, letzterer hat schon in seinen Jugendjahren begeistert Kräuter gesammelt und Likör hergestellt, sind Spezialisten für Gin und weitere Spirituosen, in denen das Geheimnis die Kräuter- und Würzmischungen sind. Als Alternativprogramm unterhält Doris Lipka-Kirschke im lauschigen Garten hinter der Scheune mit ihrer Gesangskunst.

Genug gelüftet: nach zweijähriger Pandemie-Pause ist der Dorfbüttel wieder in Uniform unterwegs, weiß, wo was wann los ist und informiert zu seiner Pickelhaube und Glocke: „Beides dürfte so um die 150 Jahre alt sein.“ Tapfer im warmen Zwirn bekräftigt Jan Abegg: „Ich mach das gerne und freiwillig.“

Allerlei Deko-Objekte aus Filz bietet Janet Schmid an, die gerade die Barth’sche Scheunenbesitzerin Christine Barth vertritt. „Schaut euch erst einmal um, bevor ihr einkauft“, rät sie zwei potenziellen Kundinnen, die diesen Ratschlag gerne umsetzen. Im Außenbereich ist ihr Ehemann Manuel zusammen mit Gianluca Hauke als Waffelbäcker zugange, die knusprig braun gebackenen Leckereien sollen, wie der 13-Jährige erzählt, die Urlaubskasse auffüllen. Doch weil es so heiß ist, hält sich die Nachfrage „noch“ in Grenzen.

Während eine schwarze Katze die auf dem Boden liegenden Bücher und Spiele bewacht, nehmen sich manche Besucher beim Bummeln die Zeit, um die an eine Hauswand geschrieben Botschaften zu lesen. „Mein Hund war als Hund manchmal eine Katastrophe, aber als Mensch unersetzlich“, lautet eine Message. „Ich habe wegen Corona angefangen, es sind 100 Stück geworden“, erzählt Kristýna Bubeníková, die mit ihrer Tochter Nella Steine in jeglicher Größe und Form mit selbstgemalten Tiermotiven gegen Spende anbietet. Richtig gut zu tun haben Benjamin Scheel und Andreas Jannek, die am NABU-Stand die heimischen Vogelarten zeigen und erklären. Was das Wissen darüber betrifft, da muss sich Adrian Biermann keinesfalls verstecken. Wie ein Maschinengewehr rattert der 12-Jährige aus Esslingen die Vogelnamen runter, er selbst, interessiert sich besonders für Eulen, Falken und Co.

„Es ist erfreulich, wie viele Leute hierherkommen, auch junge, das Buch ist nicht totzukriegen“, sagt Bernd Löffler aus Oberlenningen. Dort befindet sich nicht nur seine Scheune, sondern auch sein Antiquariat, dass er mit seiner Frau Ursula betreibt. Und weil man auf der Schwäbischen Alb zusammenhält, ist er froh über Kay Flügels Angebot, am Scheunensommer-Wochenende seine Werkstatt zu benutzen. Doch genug der Worte, die vierjährige Elija aus Kirchheim will ihr Buch „Die gestohlene Nase“ von ihrem Taschengeld bezahlen. Na, dann aber los.