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Schopflocher Scheunensommer: Zum Bummeln in die Scheune

Tradition Sehen, Hören, Riechen, Schmecken: Zum zehnten Mal gab es in Schopfloch Regionales, Kreatives und Leckeres zu kaufen. Hitzebedingt kam der Markt erst später in Schwung. Von Sabine Ackermann

Samstag, 15 Uhr: der offizielle Start des nunmehr zehnten Scheunensommers. Noch ist die Zahl der Besucher angesichts der Hitze mehr als überschaubar. Und wer insgeheim gehofft hat, in Schopfloch sei es einen Kittel kälter, liegt zumindest um diese Uhrzeit falsch. Die ersten zwei, drei Scheunen – so gut wie leer. Das ändert sich übrigens am Sonntag: In den Scheunen und Gärten ist am zweiten, kühleren Tag ordentlich was los.

Wer sich intensiv informieren will, hat am ruhigeren Samstag aber gewisse Vorteile. So wie bei der Wünsche-Manufaktur, die seit Jahrzehnten aus natürlichen Rohstoffen Rezepturen entwickelt und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt hat, wie Martin Wünsche berichtet. „Wir destillieren unsere eigenen Spirituosen und stellen Gin, Absinth, Kräuterdestillate, Liköre und Bitter her“, erzählt der gelernte Drogist und klärt auf, wie und mit was man die satten „57 Volumen-Prozent“ verdünnt.

Linsen aus dem Biosphärengebiet

Auf andere Art und Weise bekömmlich sind die Produkte der „Kächele Agrar“, die unter anderem handwerklich hergestellte Nudeln, „grüne marmorierte Linsen“ aus dem Biosphärengebiet sowie „Leindotter-Öl“ im Programm haben. Letztere alte, anspruchslose Nutzpflanze gehöre zur Familie der Kreuzblütler, sei botanisch mit dem Raps verwandt und diene den Linsen als Stützfrucht, berichtet Ralf Kächele, der zum zweiten Mal beim Scheunensommer mitmacht. Kauft man einen Beutel dieser schwäbischen Hülsenfrüchte, der übrigens aus Papier ist, bekommt man von seiner Freundin Tanja noch einige leckere Rezepte dazu.

„Gabi, komm mol her, do gibt’s was zom riecha“, ruft jemand seine Begleitung an den Stand vom Engelhof der Familie Strehle und schnuppert zeitgleich an einer Seife aus Alpaka-Wolle. Und tatsächlich, die unterschiedlichen Kreationen riechen besser als vermutet. Die Lieferanten sind Rudi, Lucky und Dreamer, auch deren Hinterlassenschaften finden ihre Abnehmer. „Alpakadünger ist einer der besten Dünger der Welt – rein Bio und Öko“, wird die Werbetrommel gerührt.

Mittlerweile herrscht mehr Leben im Ort, die Sonne versteckt sich hinter dicken Wolken und in manchen Scheunen ist richtig was los. Zum Beispiel im „Atelier für Ausdrucksmalerei“ bei Helmut Kwoka, wo Tina und Karin aus Hohenstadt und Waltraut aus Schopfloch ihre abstrakten Acryl-Bilder vorstellen. „Beim gemeinsamen Malen bauen wir uns gegenseitig auf“, verrät das kreative Trio.

Dekoratives aus Nespresso-Kapseln

Viel Dekoratives für den Garten gibt es bei der Pusteblume, auch Selbstgemachtes wie Currysauce, Chilli und Ketchup wechseln den Besitzer. „Ich habe mich ganz arg gefreut wieder auszustellen“, verrät Heide Hining, die gut zu tun hat. Zum ersten Mal dabei ist Olga Holtmeier in „Oma Käthes Scheune“, die aus den bunten Nespresso-Kapseln Engel oder Schmetterlinge bastelt und verrät: „Ich habe über tausend Stück, mir gehen die Ideen nicht aus.“ So langsam meldet sich der Hunger. Kein Wunder, schräg gegenüber duftet es nach Flammkuchen, frisch gemacht in der Barth’schen Scheune. Kaum sitzen die Gäste unter dem Sonnenschein, geht’s wie auf Knopfdruck los: Es regnet – falsch, es schüttet. Schnell bricht Hektik aus, am gegenüberliegenden Stand wird alles in Sicherheit gebracht. Rund 15 Minuten später ist der Spuk vorbei. Fast alle Mitwirkenden wissen aus Erfahrung, dass am Sonntag bedeutend mehr los ist. „Da bringen alle Besucher mehr Zeit mit“, heißt es unisono. Und es zeigt sich: Genau so ist es dann auch.