Teckboten-Weihnachtsaktion
Schritt für Schritt zurück ins Leben

Die Kirchheimer Tagesstätte, für die im Rahmen der diesjährigen Teckboten-Weihnachtsaktion gespendet werden kann, unterstützt psychisch erkrankte Menschen bei der Navigation durch ihren Alltag. 

In der Tagesstätte gibt es auch einen Arbeitsbereich. Hier können sich die Besucherinnen und Besucher durch leichte Tätigkeiten etwas dazuverdienen. Foto: Fiona Peter

Psychische Leiden sind in der Gesellschaft omnipräsent: Fast jeder zweite deutsche Erwachsene wird im Laufe seines Lebens mindestens einmal von einer psychischen Störung betroffen sein. Trotzdem sind derartige Erkrankungen noch immer mit Stigma belastet, und die Versorgungslage in Deutschland bleibt unzureichend.

Es sind schon kleine Dinge, durch die die Menschen merken: Ich kriege das hin und kann noch selber etwas bewegen. 

Claudia Blum, Mitarbeitende des Tageszentrums

Eine Anlaufstelle für Betroffene in der Region ist die Tagesstätte – ein Baustein des Kirchheimer Tageszentrums, das vom Reha-Verein des Landkreises getragen wird. Die gemütlichen Räumlichkeiten in Innenstadtnähe bieten psychisch erkrankten Menschen ein geschütztes Umfeld, um zusammenzufinden und sich in eigener Geschwindigkeit an die Alltagsbewältigung heranzutasten. 

Um dieses Konzept bestmöglich umsetzen zu können, hofft die Tagesstätte im Rahmen der diesjährigen Teckboten-Weihnachtsaktion auf reichlich Unterstützung spendenwilliger Menschen.

Kleine Schritte, die Großes bewirken

Das Angebot wird von Betroffenen fleißig genutzt – gerade in den vergangenen Jahren konnte die Tagesstätte viele neue Besucherinnen und Besucher gewinnen. Dazu zählen etwa Menschen mit Depressionen, Traumata, Angststörungen und suizidalen Gedanken, aber auch Menschen mit Erkrankungen wie paranoider Schizophrenie. Wie Claudia Blum vom Tageszentrum erzählt, haben diese Personen häufig ihre Arbeitsstelle und/oder ihren Wohnort verloren. Sie kommen mit sozialen Situationen nicht oder nur schwer zurecht und haben Schwierigkeiten, das alltägliche Leben zu navigieren.

Es ist wichtig, Angebote zu schaffen, um den Betroffenen die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.

Jessica Beck, Qualitätsmanagerin beim Reha-Verein des Landkreises

In der Tagesstätte finden die Betroffenen Anschluss, erfahren eine stabile Tagesstruktur und vor allem Selbstwirksamkeit: Von Montag bis Freitag wird unter anderem gemeinsam gekocht und zu Mittag gegessen. Außerdem stehen regelmäßige Freizeitaktivitäten wie Ausflüge, kleine Feste, Bastel- und Sportangebote auf dem Programm.

Um den Besucherinnen und Besuchern noch mehr Gestaltungsfreiraum zu geben, möchte die Tagesstätte ab dem Jahreswechsel eine Empowermentgruppe etablieren. „Wir sind generell schon so aufgestellt, dass die Teilnehmenden viel mitgestalten können“, berichtet Jessica Beck, die beim Reha-Verein des Landkreises als Qualitätsmanagerin tätig ist. Künftig sollen die Betroffenen aber nicht nur eigene Wünsche äußern können; vielmehr sollen sie sich jeden Montag zusammensetzen und die Woche eigenständig „von A bis Z“ planen – dazu zählen Aktivitäten, das Essen und andere Allgemeindienste. „Es sind schon kleine Dinge, durch die die Menschen merken: Ich kriege das hin und kann noch selber etwas bewegen“, erklärt Claudia Blum.

Viele Wünsche, wenig Geld

Leider seien größere Ausflüge, wie ein Thermen-, Museums- oder Volksfestbesuch, aber schon seit einiger Zeit nicht mehr möglich, bedauert Jessica Beck. „Die Grundversorgung ist da. Bei allem anderen wird es knapp.“

Von den Teilnehmenden sei zum Beispiel schon länger der Wunsch geäußert worden, in die Wilhelma zu gehen. Die „Kostenexplosion“ der letzten Jahre lasse diesen und ähnliche Vorschläge allerdings gegen die Wand fahren. Die Fahrtkosten könne man laut Jessica Beck gerade noch stemmen; vor Ort hapere es dann aber am Eintritt.

Die Grundversorgung ist da, bei allem anderen wird es knapp.

Jessica Beck

Auch für Bastel- oder Sportutensilien fehlt oftmals das Geld. In punkto Ausstattung muss das Team der Tagesstätte daher gelegentlich improvisieren: Die Nähmaschine, mit der die Teilnehmenden kleine Wärmekissen nähen, die anschließend auf dem Wochenmarkt verkauft werden, gehört eigentlich Claudia Blum. Auch der Stoff stammt gezwungenermaßen aus ihrem persönlichen Vorrat. "Es wäre schön, wenn wir solche Dinge gemeinsam mit den Teilnehmenden einkaufen könnten", meint Claudia Blum. Im Moment sei das finanziell nicht machbar.

An dieser Stelle kommt die Teckboten-Weihnachtsaktion ins Spiel: Jede einzelne Spende, die der Tagesstätte zugutekommt, trägt dazu bei, die Arbeit der Mitarbeitenden etwas leichter und den Alltag der Teilnehmenden etwas bunter zu gestalten. „Psychische Erkrankungen können jeden betreffen“, betont Jessica Beck. „Es ist wichtig, Angebote zu schaffen, um den Betroffenen die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Denn sie sind ein Teil unserer Gesellschaft.“

Spendenkonten der Teckboten-Weihnachtsaktion

Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen

Kontoinhaber: Gemeinsam für eine gute Sache e.V.

IBAN: DE35 6115 0020 0048 3333 44

BIC: ESSLDE66XXX

Volksbank Mittlerer Neckar

Kontoinhaber: Gemeinsam für eine gute Sache e.V.

IBAN: DE66 6129 0120 0304 7770 05

BIC: GENODES1NUE

Weitere Informationen 

Die Tagesstätte ist ein niederschwelliges Angebot: Betroffene können je nach Wünschen und Bedürfnissen regelmäßig oder unregelmäßig kommen. Wer möchte, kann auch nur einen Kaffee trinken.

Der offene Bereich hat montags bis freitags von 8 bis 14.30 Uhr geöffnet.

Das Altersspektrum der Teilnehmenden reicht von jungen Erwachsenen bis hin zu Senioren.

Die Spenden werden in die Umsetzung von Kreativprojekten, die Finanzierung von Ausflügen, Verpflegung und Personal investiert.

Im Dezember ist die Tagesstätte an drei Terminen auf dem Markt vertreten. Am Donnerstag, 4. Dezember, und Donnerstag, 18. Dezember, gibt es Zapfenzünder sowie die kleinen Wärmekissen zu kaufen. Am Freitag, 12. Dezember, übernimmt die Tagesstätte zudem den Wechselstand der Stadt am Max-Eyth-Haus.