Offen kommuniziert hatte Klaus Barner den Personalmangel bereits seit geraumer Zeit. Ein handgeschriebener Zettel an der Eingangstür hatte seit August auf diesen Notstand aufmerksam gemacht und die damit zusammenhängenden reduzierten Öffnungszeiten des Fachgeschäfts erklärt. Zusätzlich blieb der Laden im August für jeweils zwei halbe Wochen ganz geschlossen. Dass dies nicht lange gutgehen würde, das vermuteten viele, aber die Entscheidung, den Laden ganz aufzugeben – das überrascht jetzt doch einige.
Dass es für Läden in den Innenstädten immer schwieriger wird, großen Ketten Paroli zu bieten, dies ist ein seit Langem anhaltender Trend. Vor allem inhabergeführte Geschäfte haben es durch die Schnelllebigkeit von Produkten und begrenzte Lagerkapazitäten schwer, das weiß Klaus Barner von Barner Schuhe nur zu gut. Er selbst betreibt in Owen und Kirchheim noch zwei weitere Schuhgeschäfte, hatte nach eigenen Angaben bisher jedoch kein Problem mit dem Fachkräftemangel. Durch diverse Geschäftsaufgaben in jüngster Zeit auch in der Nachbarstadt Nürtingen habe auch er von arbeitssuchenden Fachverkäuferinnen vorläufig profitiert.
Was die Lage in letzter Zeit zusätzlich immer schwieriger mache, das sei eine Anhäufung von Krisen, die nicht absehbar gewesen seien, wie aktuell die Energiekrise oder der Ukraine-Krieg. Barner nennt auch die Corona-Krise: „Die Pandemie hat uns allen wehgetan.“ Nachdem man aus dem Gröbsten aber raus gewesen sei, habe sich der Verkauf wieder normal entwickelt.
Da macht der sich immer weiter ausbreitende Online-Handel größere Probleme. Zwar sagt Barner, dass er selbst Markenschuhe auf gängigen Verkaufsplattformen im Internet anbietet, doch echte Gewinne seien da für Läden in seiner Größe nicht zu machen. Bisher komme er damit null auf null heraus. Was ihn obendrein stört, sind die vielen Rücksendungen. „Die Deutschen sind Retourenweltmeister“, sagt er und runzelt die Stirn. Dagegen komme aus dem Ausland kaum wieder etwas zurück. Ein Drittel seiner im Internet angebotenen Ware verkauft er nach Österreich, in die Schweiz und Frankreich. Überhaupt machten sich viele etwas vor, zu glauben, dass im Internet prinzipiell alles günstig sei. Vieles sei im Laden günstiger. Doch damit hat die aktuelle Schließung der Filiale in Wendlingen direkt nichts zu tun. Auch die Miete für den Laden habe nicht den Ausschlag dafür gegeben, weist Barner eventuell aufkommende Spekulationen zurück.
Eine Ära geht zu Ende
„Das Schuhgeschäft wird geschlossen, weil wir keine geeigneten Mitarbeiter finden können“, sagt er. Ein Umstand, der aktuell von vielen Branchen beklagt wird. Eine Ausbildung als Verkäufer im Fachhandel wird unter jungen Menschen seltener nachgefragt. Das macht es so schwer, Mitarbeiter, die aufhören, zu ersetzen. In relativ kurzer Zeit sind das zwei Mitarbeiterinnen bei Barner. Die eine ging vor wenigen Monaten in Ruhestand, die andere wird im nächsten Jahr pensioniert. Das sei ihm auch schon länger bekannt gewesen und er habe deshalb auch rechtzeitig begonnen, sich nach adäquatem Ersatz umzuschauen – aber ohne Erfolg.
Deshalb wird bis Jahresende der Laden in der Albstraße geschlossen. Nach der Filialschließung werden die Wendlinger Verkäuferinnen in den anderen Filialen von Barner-Schuhe in Kirchheim und Owen weiterbeschäftigt. Niemand werde deswegen entlassen, sagt der Händler aus Owen, dessen Onkel Ende der 1970er-Jahre bereits unter dem Namen Barner das Schuhgeschäft in Wendlingen aufgemacht hat, das seit 18 Jahren von Klaus Barner geführt wird.