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Schuldenfalle schnappt häufiger zu

Finanzen Die Beratungsstellen verzeichnen einen Anstieg von Menschen, die weniger Geld haben, als sie brauchen.

Kreis. Die Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen im Kreis Esslingen bekommen mehr Arbeit: Mehr Menschen als im Jahr zuvor bitten um Rat, um aus einer Schuldenkrise herauszukommen. „Die zunehmende Nachfrage lässt einen Trend zu wieder steigenden Überschuldungszahlen erkennen“, heißt es in einem Papier der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung, zu der neben dem Landkreis der Diakonieverband und das Deutsche Rote Kreuz gehören. Im Vorjahr ging die Überschuldungsquote in Deutschland noch zurück. Dennoch gab es Alarmsignale. Der Arbeitsgemeinschaft zufolge stieg nämlich bereits im Vorjahr im Kreis die Nachfrage nach Schuldnerberatungen. Der Trend setze sich 2023 fort. Arbeitslosigkeit, Einkommensarmut, Krankheit, Scheidung und ein dem geringen Einkommen nicht angepasstes Konsumverhalten seien die wichtigsten Ursachen für die missliche Lage. Dazu kämen wenig Rücklagen sowie hohe Energie- und Lebensmittelpreise.

Anstieg bei älteren Menschen

In Zahlen: Fünf Schuldnerberatungsstellen im Kreis Esslingen gibt es, wo im Vorjahr 1529 Menschen um Rat baten. Dabei waren Männer und Frauen in etwa gleich betroffen. Erkennbar sei ein Anstieg der Zahl der Älteren, die um Rat nachfragten. „Auffallend war, dass auch vermehrt alte Menschen mit über 80 Jahren die Beratungsstellen aufsuchten“, heißt es in dem Papier. Außerdem auffällig: „Alleinleben steigert das Überschuldungsrisiko.“ Das entspricht dem Bundestrend. Bundesweiten Studien zufolge steigt das Risiko noch einmal deutlich für Alleinerziehende. Darauf geht das Papier der Arbeitsgemeinschaft zwar nicht direkt ein, vermerkt aber „einen deutlichen Anstieg bei der Anzahl der Kinder, die durch die Überschuldungsproblematik ihrer Eltern mitbetroffen waren“.

Der Landkreis hat auf die vermehrte Nachfrage reagiert. 2022 rief die Kommune das Projekt „Schulden-Los!“ ins Leben. Das Projekt richtet sich ausschließlich an Familien mit minderjährigen Kindern, darunter viele Erwachsene, die allein erziehen. Beraten wird vorrangig vor Ort. In Planung sind laut Landratsamt Präventionsveranstaltungen. Hier werden Grundpfeiler der Haushaltsführung gelehrt, also wie man einen Haushaltsplan aufstellt und wie man mit Verträgen umgeht.

Reagiert hat auch das Land Baden-Württemberg. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration gab am Dienstag bekannt, dass es über 900 000 Euro für 13 Pilotprojekte im Bereich der Schuldnerberatung für Familien zur Verfügung stellt. Einer der Nutznießer ist der Kreisdiakonieverband, der 67 600 Euro überwiesen bekommt. Johannes M. Fischer