Weilheim · Lenningen · Umland
Schullandheim Lichteneck in Hepsisau wird komplett saniert

Umbau Der Kreis Esslingen investiert aufgrund von baulichen Mängeln über drei Millionen Euro in das Schullandheim Lichteneck. Im Sommer 2025 soll das Freizeitheim mit neuem Konzept wiedereröffnen. Was geplant ist. Von Elke Hauptmann

Das Schullandheim Lichteneck wird fit gemacht für die Zukunft. Der Landkreis Esslingen, dem die in idyllischer Hanglage oberhalb des Weilheimer Teilorts Hepsisau gelegene Freizeiteinrichtung gehört, wird 3,1 Millionen Euro in den künftigen „Bildungscampus“ investieren. Der Umbau soll nach Jahren des Stillstands einen Neuanfang ermöglichen.

 

Die ersten Kostenermittlungen haben uns überrascht.
Heinz Eininger
Der Landrat erläutert, warum die Modernisierung anderer Freizeitheime des Kreises noch warten muss.

 

Einen Aufenthalt in Lichteneck haben schon Generationen von Schülern genossen. Der reguläre Schullandheim- und Seminar-Betrieb endete jedoch 2016, als der Landkreis rund 30 unbegleitete minderjährige Geflüchtete dort einquartierte. Nach deren Auszug 2018 wurde das Haus zwar wieder für Schülerfreizeiten hergerichtet, blieb aber zu. Denn es fehlte inzwischen das Personal, um zu einem erforderlichen 24-Stunden-Betrieb zurückkehren zu können. 2021 war dann eine Lösung gefunden: Der Trägerverein der nahe gelegenen Jugendhilfeeinrichtungen Michaelshof und Ziegelhütte wird den Betrieb übernehmen. Nach zahlreichen Abstimmungsrunden ist der Kooperationsvertrag nun unterschriftsreif, darüber informierte der Landrat Heinz Eininger die Kreisräte jüngst im Ausschuss für Technik und Umwelt.

Unten Schulklassen, oben Kita

Es wird weiterhin Freizeitangebote für Schulklassen geben, allerdings stehen künftig nur noch das untere Unterkunftsgebäude und der Pavillon zur Verfügung. Das neue Nutzungskonzept sieht vor, dass der in Hepsisau ansässige Michaelshof im oberen Schulsaal eine inklusive Natur-Kita einrichtet und die Ziegelhütte aus Ochensenwang im oberen Unterkunftsgebäude eine therapeutische Wohngruppe für Jugendliche. Die dafür erforderlichen Umbauarbeiten hätten eigentlich schon im August 2022 beginnen sollen, doch als man sich die Bausubstanz genauer anschaute, kamen laut Eininger „gravierende bauliche Mängel“ in beiden Gebäuden zutage. So seien die Wandverkleidungen schadstoffbelastet, der Dachboden und die Außenwände nicht ausreichend gedämmt. Der Zustand sei „bauphysikalisch äußerst bedenklich“, da dadurch latent die Gefahr bestehe, dass Feuchtigkeit eindringe und sich Schimmel bilde, beschreibt der Landrat den Zustand der Gebäude in der Beschlussvorlage. Bei der energetischen Erneuerung der Dächer in diesem Frühjahr habe es die nächste böse Überraschung gegeben: Nagetiere hätten die Elektroinstallation angeknabbert und so stark beschädigt, dass sie ebenfalls erneuert werden müsse.

Energetische Sanierung

„Um den oberen Schulsaal sowie das obere Unterkunftsgebäude weiterbetreiben zu können, ist die Umsetzung eines größeren Maßnahmepakets unabdingbar“, betont Eininger. Dazu gehöre auch die Erneuerung der alten Heizungsrohre und Heizkörper. Die beiden Ölkessel, die noch eine Lebensdauer von sechs bis acht Jahren haben, sollen später durch eine Wärmepumpe ersetzt werden. Die Voraussetzungen dafür schaffe man aber schon jetzt. An den Außenwänden werde eine höherwertigere Dämmung angebracht, dadurch könnten der Energieverbrauch nachhaltig gesenkt und das Raumklima verbessert werden.

Doch die Sanierung geht ins Geld. Ursprünglich hatte die Kreisverwaltung mit 850 000 Euro gerechnet, jetzt beziffert sie die Gesamtkosten auf insgesamt 3,1 Millionen Euro. Der Trägerverein Michaelshof-Ziegelhütte wird sich laut Eininger mit 260 000 Euro an den Investitionen beteiligen, vom Bund erwartet man Fördermittel in Höhe von 25 000 Euro. Der Landrat rechtfertigt die Mehrausgabe: „Durch das neue Konzept wird ein bedarfsgerechtes, entwicklungsstarkes und zukunftsträchtiges Angebot im Bereich der Jugendhilfe geschaffen.“

Einiger betont: „Die Verwaltung arbeitet unter Hochdruck daran, die Sanierung voranzutreiben, um die getroffene Vereinbarung erfüllen zu können.“ Dennoch werde der Umbau des Schullandheims einige Zeit in Anspruch nehmen. Der Plan sehe derzeit eine Fertigstellung des oberen Schulsaals und des oberen Unterkunftsgebäudes im Sommer 2025 vor. Das untere Unterkunftsgebäude und der Pavillon, die beide nicht von den Arbeiten betroffen sind, sollen dem Trägerverein „zeitnah“ übergeben und dadurch ein Teilbetrieb ermöglicht werden.

Kein Geld für andere Häuser

Für die anderen in die Jahre gekommenen Freizeitheime des Landkreises Esslingen ist hingegen kein Geld in der Kasse vorhanden. Wie Eininger bei der Einbringung des Haushaltsentwurfs jüngst erklärte, müssten die Modernisierungen des Otto-Weinmann-Hauses (bei Schwäbisch Hall), der Sigelshütte (unterhalb der Burg Teck) und des Otto-Mörike-Hauses (bei Kirchheim) aufgeschoben werden. Denn: „Die ersten Kostenermittlungen haben uns überrascht.“ Zusammengenommen benötige man für die drei Häuser mehr als fünf Millionen Euro. „Das ist im Augenblick nicht darstellbar.“

 

Vom Schullandheim zum Bildungscampus Lichteneck

Schullandheim: Das Grundstück wird seit 1935 als Erholungsstätte für junge Menschen genutzt. 1955 erwarb der damals noch eigenständige Kreis Nürtingen das Heim, das mit der Kreisform 1973 in den Besitz des heutigen Kreises Esslingen überging. Bis 2016, als es zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt wurde, waren rund 10 000 Gäste pro Jahr zu Gast im Schullandheim Lichteneck, das einst Platz für drei Schulklassen gleichzeitig bot. Es verfügte über 81 Betten in zwei Häusern.

Inklusive Natur-Kita: Der Trägerverein hat in Abstimmung mit dem Landkreis Esslingen und der Stadt Weilheim ein Konzept für eine Kindertagesstätte mit Fokus auf Naturpädagogik erarbeitet. Geplant ist der Betrieb an fünf Tagen, jeweils von 7 bis 17 Uhr. Insgesamt sollen 20 Kinder von drei bis sechs Jahren betreut werden, bis zu fünf Plätze sind reserviert für Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf. Vorgesehen sind Synergien mit dem nahe gelegenen Michaelshof: So soll die Verpflegung aus der Großküche der Jugendhilfeeinrichtung kommen.

Therapeutische Wohngruppe: Die Jugendhilfeeinrichtung Ziegelhütte will eine therapeutische Wohngruppe schaffen. Sechs Jugendliche sollen dort die Zeit, die Möglichkeit und die entsprechende Hilfestellung bekommen, um wieder Anschluss an einen normalen Alltag finden zu können. Das Konzept ist jenem ähnlich, wie es seit vielen Jahren in der Ziegelhütte oder in den Außengruppen praktiziert wird. Die neue Gruppe wird in einem Trakt des oberen Unterkunftsgebäudes wohnen, im anderen wird das Therapeutikum untergebracht. eh