Besondere Situationen erfordern zuweilen neue Wege. So kooperierten die benachbarten Musikvereine, um nach Corona bedingter Zwangspause und einhergehenden Widrigkeiten einen ersten Auftritt an den Tag zu legen. Hierzu sprach im Programmheft die Weilheimer Vereinsleitung offen aus, dass während der Pandemie in den Musikvereinen die Lücken größer geworden sind. „Wir haben nun ein größeres Volumen und einen besseren Klangkörper“, so Thomas Schediwy, Vorsitzender der Stadtkapelle über die Kooperationsvorteile in seiner Begrüßungsrede.
Im ersten Konzertteil betrat die vereinigte Jugendkapelle die Bühne. Die 21-köpfige Formation, abwechselnd dirigiert von Nicole Bertsch und Julian Linsenmayer, startete mit dem Stück „Rock forever“ von Donald Josuweit.
Sehr melodisch zeigte sich danach „Aladdin“ von Michael Sweeney. Die schönen Melodien aus 1001 Nacht waren quasi das hors-d‘oeuvre zum folgenden „Queen-Medley“, das Paul Murtha perfekt für Blasmusik arrangierte. Beeindruckend der lautstarke Auftakt mit stampfenden Füßen zum Ohrwurm „We will rock you“. Jedes Teil des Musikstücks war sofort erkennbar und die Übergänge wurden sicher ausgeführt - mal fließend, mal mit klarem Break.
Derselbe Arrangeur hatte mit dem nachkommenden „Shallow“ etwas geschaffen, das die Jungmusiker stark forderte. Diese nutzten ihre Chance und boten das dem Film „A Star is born“ entliehene Stück überzeugend dar. Im Oscar-prämierten Kinohit verliebte sich Bradley Cooper in eine von Lady Gaga gespielte Künstlerin.
Nach der Pause durfte die Stammkapelle ran, die es mit den Musikern aus Holzmaden und Weilheim auf 40 Akteure brachte. Das bedeutete harte Arbeit und viel Einfühlungsvermögen für den Dirigenten Stefan Koch, der bei der Stabführung einmal Nicole Bertsch den Vortritt ließ. Beide lösten ihre Aufgaben mit Bravour.
Das erste Stück „Märchenkönig“ - eine Reminiszenz an den Musikförderer Ludwig II - kam leicht und beschwingt daher. Die folgende Komposition „Fiskinatura“ entstand als Auftragswerk für die Musikkapelle Fischen im Allgäu anlässlich des 1150-jährigen Dorfjubiläums. Das Werk enthielt alles, was ein Bläserherz begehrt: Unterschiedliche Tempi, ein ausgewogenes laut und leise sowie optimale Bühnenpräsenz. Treffend wurde in der Ankündigung des Musikstücks auch von „verschiedensten Eindrücken aus dem Allgäu“ gesprochen. Mit Herzblut erledigten Hausherr Schediwy und Marco Nagel aus Holzmaden ihre Moderationsaufgaben.
Zu einer kleinen Degustation luden die Veranstalter bei „Around the Whiskey Jar“ ein, indem sie einzelnen Besuchern ein Glas Whiskey kredenzten. Die irischen Weisen waren so richtig nach dem Geschmack des Publikums. Leicht war daher die von Marco Nagel gestellte Saalfrage nach dem bekanntesten Lied zu beantworten: „What shall we do with a drunken sailor“.
Dass das Orchester in allen Genres bestens zu Hause ist, stellte sie bei „Simply Red on Tour“ unter Beweis. Das Potpourri beliebter Melodien der britischen Band gefiel ebenso wie die bekannten Lieder aus dem Musical Hair mit dem Gassenhauer „Let the Sunshine in“. Hier brillierte Julian Linsenmayer mit einem Solo auf seiner Trompete.
Die Polka „Eine letzte Runde“ zog den Schluss unter einen anspruchsvollen Konzertabend, den die rund 300 Besucher mit viel Applaus bedachten. Elena Berner, Leiterin Musik beim Musikverein Holzmaden, sprach das Schlusswort, würdigte die Dirigenten und bedankte sich für die Konzertanfrage aus Weilheim.