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Schutz für Rebhühner auf der Hahnweide

Projekt Der Lebensraum des Rebhuhns schrumpft. Auch in Kirchheim drohen die letzten Exemplare ganz zu verschwinden. Das will die Jägerschaft mit verschiedenen Maßnahmen verhindern. Von Daniela Haussmann

Früher ließen sich Rebhühner in Kirchheim und Umgebung häufig beobachten. Heute ist ihr Bestand gering. Der Nabu schätzt, dass bundesweit noch 50 000 Exemplare existieren. In der Teckstadt sind es noch rund 20. Vor 17 Jahren waren es noch über 50. Um die letzten Exemplare zu erhalten, hat sich die Jägervereinigung (JV) Kirchheim für die Bodenbrüter stark gemacht. 2006 nahm das Landratsamt Esslingen deshalb auf der Hahnweide eine Agrarfläche aus der Nutzung und stellte sie unter Schutz – ein wichtiger Schritt.

Denn laut JV-Vertreter Suad Babahmetovic lässt sich die Biotopqualität für die Kurzstreckenflieger nur verbessern, wenn keine Bewirtschaftung stattfindet und

 

In der Landschaft fehlen Insekten.
Von ihnen ist aber das Überleben der Küken abhängig.
Suad Babahmetovic, der Vertreter der Jägervereinigung, beklagt den Nahrungsmangel für den Rebhuhn-Nachwuchs.

 

keine Insekten- und Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen. „Herbizide reduzieren die Artenzahl von Unkräutern. Damit sinkt, wie auch bei Insektiziden, die Insektendichte, die für das Überleben der Küken entscheidend ist“, so der Biotopobmann. Ziel des Schutzprojekts sei, den Rebhuhn-Bestand auf der Hahnweide zu stabilisieren. An eine positive Trendwende glaubt er nicht. Dazu werde die Agrarlandschaft viel zu intensiv genutzt. Die Negativ-Entwicklung setzte allerdings schon viel früher ein und hält bis heute an.

Zwischen 1950 und 1970 wurde in der Landwirtschaft entlang des Albtraufs eine umfassende Technisierung angestoßen, die zu immer größeren Acker- und Wiesenreduzierungen führte. Strukturen wie Hecken, Staudenfluren, Altgrasstreifen, Feld-, Wiesen- und Wegraine, die den Rebhühnern Lebensraum sowie Schutz vor Witterung und Feinden boten, verschwanden. Durch die Flurbereinigung, die in den 1970er-Jahren auch im Kreis Esslingen Fahrt aufnahm, und die Schaffung von Bewirtschaftungserleichterungen schrumpfte der Lebensraum der Laufvögel weiter.

Früher bauten die Bauern noch ein breites Spektrum an Feldfrüchte an wie Kartoffeln, Rüben, Gerste oder Futterklee. Hier tummelten sich viele Insekten, die ideal für die Jungenaufzucht geeignet waren. Durch den landwirtschaftlichen Wandel war bereits in den 1960er-Jahren die Zahl der taubengroßen Bodenbrüter im Kreis vielerorts zurückgegangen.

In Bissingen, Hochwang und Schopfloch hatten Jäger mit viel Aufwand versucht, kleine Restbestände zu erhalten. Doch die Schäden, die Fressfeinde wie Fuchs, Dachs, Marder und Greifvögel anrichteten, waren zu groß. Die sind noch heute eine Herausforderung. Kirchheims Rebhühner existieren auf kleinen Lebensrauminseln, die für Beutegreifer gut einsehbar sind, weil die monotone Agrarsteppe kaum noch Schutz bietet. So überleben nur wenige der nicht mobilen Jungvögel und der am Boden brütenden Hennen, die auf dem Nest zur Beute werden, wie Kreisjägermeister German Kälberer sagt. Deshalb würden die Fressfeinde gezielt bejagt.

Auf der Hahnweide legt die Jägervereinigung artenreiche Blühstreifen an, in denen heimische Pflanzen wie Färberkamille, Steinklee oder Gelbsenf gedeihen. Um die wenigen Rebhühner zu erhalten, die es noch gibt, arbeitet die JV laut Babahmetovic mit anderen Projekten auf der Filderebene, in Nürtingen, Nabern und Bissingen zusammen. Es soll ein Netz aus Biotopen entstehen, das die Kolonisation neuer Standorte unterstützt. Sie sollen die Wanderung der Hühnervögel unterstützen, indem sie sie an Siedlungsgebieten, die die Landschaft zerschneiden, vorbeileiten. Babahmetovic betont, dass mit dem Ausbau der Infrastruktur der Druck auf die natürlichen Ressourcen wie Pflanzen- und Tierwelt wächst. Landwirtschaft, Energiewende, kommunale Nutzungen, Natur- und Artenschutz konkurrieren zunehmend um Flächen. Der Biodiversitätsschutz könne nur gelingen, wenn die Landschaftsplanung alle Akteure einbindet, die für das Gelingen von Schutzvorhaben relevant sind. Darunter etwa Landwirtschaft, Naturschutz, Jägerschaft und Baubehörde. Doch das geschehe noch viel zu selten.