Gastronomie
Schwäbische Küche kommt gut an

Vier Jahre lang war das Traditionslokal Rössle in Ochsenwang geschlossen. Seit einigen Monaten ­können Ausflügler und Stammgäste hier wieder wie gewohnt einkehren. 

Andreas und Gabi Duckwe aus Berlin waren mit ihrer in Fellbach lebenden Tochter Mandy auf einem Wander-Ausflug auf der Schwäbischen Alb. Bei Martina Banzhaf im Ochsenwanger Rössle wurden sie auf der Suche nach einem Mittagessen fündig. Foto: Katja Eisenhardt

Gabi, Andreas und Tochter Mandy Duckwe gehören an diesem Freitagmittag zu den ersten Gästen im Gasthaus Rössle in Ochsenwang. Die drei Wanderer kommen gerade vom Breitenstein und freuen sich auf ein gutes Mittagessen, bevor sie ihre Tour auf der Schwäbischen Alb fortsetzen. „Wir sind gerade aus Berlin zu Besuch bei unserer Tochter, die in Fellbach lebt“, erzählt Andreas Duckwe. „Wir waren nicht sicher, ob wir auf unserer Runde ein Gasthaus finden, das gerade geöffnet hat, dann sind wir hier vorbeigekommen. Das ist jetzt wirklich praktisch.“ Auf der Speisekarte werden sie schnell fündig: Ob Kalbsschnitzel mit Bratkartoffeln oder gerös­tete Maultaschen mit Kartoffelsalat, die benötigte Stärkung für den Rest der Wanderung ist gesichert. Seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 war das Rössle vier Jahre lang geschlossen. Seit rund acht Monaten hat das Gasthaus in Ochsenwang unter der neuen Leitung von Martina Banzhaf wieder geöffnet – sehr zur Freude von Ausflüglern und Stammgästen. 

Die SiebenTage-Woche ist für mich normal. Ich bin in einer Gastronomenfamilie aufgewachsen.

Martina Banzhaf

 

Martina Banzhaf ist gleichzeitig die Inhaberin des Hotels Württembergischer Hof samt „Stall“, dem Restaurant des Traditionshauses in Kirchheim. „Den Württembergischen Hof hatten erst meine Eltern Sylvia und Wolfgang Banzhaf, 2017 habe ich dann übernommen“, erzählt Martina Banzhaf, die selbst sowohl ausgebildete Hotelfachfrau und zugleich Tanzlehrerin ist. „Ich habe 14 Jahre lang in der Tanzschule Winkle in Kirchheim gearbeitet. Aufgewachsen bin ich aber in einer Gastronomenfamilie. Als meine Eltern dann in den Ruhestand gegangen sind, habe ich den Familienbetrieb übernommen“, so Martina Banzhaf. Das Rössle in Ochsenwang hatten parallel zum Kirchheimer Hotel-Restaurant 2013 zunächst ihre Mutter und ihr Bruder Jörg gekauft und geführt. Für alle Wanderer, Naturfreunde und Naherholungssuchende wurden typische schwäbische Speisen angeboten, daran hat sich bis heute nichts geändert.

Das Rössle wieder neu belebt

„Als dann Corona begonnen hat und die Restaurants auf unbestimmte Zeit schließen mussten, hatte meine Mutter zunächst noch vor, weiterzumachen, sobald wieder möglich. Das war anfangs aber ja gar nicht absehbar. Altershalber hat sie dann doch aufgehört“, berichtet die heutige Chefin beider Familienbetriebe. Einzig die Gästezimmer des Rössle betreue die Mutter (70) nach wie vor. „So ganz lassen kann sie es noch nicht“, sagt Martina Banzhaf und lacht. Die Woche über ist Martina Banzhaf, wie sie sagt, „unten“, also im Württembergischen Hof in Kirchheim, ab Freitagvormittag dann „oben“ im Rössle in Ochsenwang. Dort übernimmt sie die Organisation und den Service, Chef in der Küche ist Thorsten Fischer, der zuvor längere Zeit bereits der Küchenchef im „Stall“ war. Sollte besonders viel los sein, bekommt das Duo Unterstützung vom Servicepersonal des „Stalls“. „Da sind mir zum Glück trotz Corona alle aus dem Team geblieben“, sagt Martina Banzhaf. So aufgestellt sei es für sie mit beiden Häusern auch stemmbar: „Ich bin stolz auf meine Truppe“, so die Chefin. „Der Job geht sieben Tage die Woche durch, wobei ich zwischendurch schon auch mal eine Pause einlegen kann. Aber in meiner Branche ist das normal, ich kenne es auch von meinen Eltern früher nicht anders“, erklärt die Gastronomin. „Als Familie sind wir dann früher eben immer montags essen gegangen.“ Was die Doppelbelas­tung mit Kirchheim und Rössle zudem ermögliche, sei die im Vergleich zum „Stall“ deutlich kleinere Karte des Rössle, erklärt Martina Banzhaf.

Gasthaus mit langer Tradition

Das bestätigt ihr Küchenchef Thorsten Fischer, der auf 42 Berufsjahre als Koch in ganz unterschiedlichen Küchen national und international zurückblickt. „Drei Tage sind für mich optimal. Dazu mit einer kleineren Karte. Das kann man gut vorbereiten. Es bleibt mehr Zeit, um noch weiter am Geschmack und der Gestaltung der Gerichte auf den Tellern feilen zu können. Das ist schön und das gehört ja auch dazu, das Auge isst schließlich mit“, weiß der Profi.

Auch draußen lässt es sich im Rössle gut sitzen, auch wenn es direkt an der Durchfahrtsstraße liegt. Foto: Katja Eisenhardt

Jeweils von 11 bis 20 Uhr hat das Rössle Freitag bis Sonntag geöffnet. „Das ist dann schon auch ein Marathon, aber hier ist es ja nicht pausenlos voll. Das ist unten in der Stadt anders“, sagt Thorsten Fischer. „Es kann natürlich schon auch vorkommen, dass plötzlich ein ganzer Schwung Gäste gleichzeitig kommt oder mehrere kleine Gruppen ohne vorherige Anmeldung. Dann wird es schon auch stressig, das ist man als Koch allerdings gewohnt und gerade auch mit unserer kleineren Karte lässt sich das gut regeln.“

Das Rössle sei kein reines Ausflugslokal, wobei natürlich schon viele Ausflügler und Wanderer unter den Gästen seien. Zum anderen sei es aber auch Anlaufstelle für zahlreiche Stammgäste aus dem Ort und der Umgebung, von denen es viel positive Rückmeldung zur Wiedereröffnung gebe, freuen sich Thorsten Fischer und Martina Banzhaf, die beide mit Herzblut bei der Sache sind. Das wird im Gespräch deutlich.

In Ochsenwang hat das Rössle eine lange Tradition. 1848 wurde es erstmals als Dorfschenke mit Brennerei erwähnt. Lange Zeit war es in Händen der Familie Schempp, ab 1977 übernahm die Familie Bolldorf, 2013 dann die Familie Banzhaf.