Wernau. Tumult auf der Kirchheimer Straße, es knallen drei oder vier Schüsse durch die Nacht. Ein Dutzend Notrufe gehen bei der Polizei ein. Das war Wernau vergangene Woche. Große Aufregung in den modernen Netzwerken, die auch Videos dazu lieferten. Fabian Mayer, der Leiter des Polizeireviers Kirchheim, nutzte das Ereignis als spannenden Einstieg in den Kriminalitätsbericht, den er dem Wernauer Gemeinderat vorstellte. Letztlich ist wenig passiert, ein Mann im psychischen Ausnahmezustand schlug auf Autos ein. Ein Autofahrer holte sich darauf zu Hause eine Schreckschusspistole und kehrte an den Unruheherd zurück. Ergebnis: zwei Strafanzeigen und eine Einweisung in die Psychiatrie. Von diesem außergewöhnlichen Ereignis abgesehen, kommt es in der Stadt regelmäßig zu störendem Verhalten an öffentlichen Plätzen. Das Ausmaß ist so groß, dass die Stadt einen Securitydienst beauftragt hat, um die Polizei mit zusätzlichen Kontrollen zu unterstützen.
Subjektives Empfinden
„Gefühlt wird’s immer schlimmer.“ Mit dieser Bemerkung liegt Stadtrat Stefan Redle (WBL/JB) richtig. Es geht um das subjektive Empfinden. Denn richtige Straftaten, das belegt die Statistik der Polizei, hat es in Wernau im vergangenen Jahr weniger gegeben. 471 Straftaten registrierte die Polizei, im Jahr zuvor waren es 484. Bei fast allen Arten von Delikten war in Wernau im vorigen Jahr die Zahl rückläufig. Gewaltdelikte, Diebstähle und Drogenvergehen nahmen beispielsweise ab. Lediglich bei Sexualdelikten stieg die Zahl von vier auf neun. Das hänge aber mit dem neuen Paragrafen zusammen, der nun Belästigung als Straftat werte. So tauchen auch zwei Küss-Versuche während der Fasnet in der Statistik auf. Die Zunahme bei den Betrugsfällen geht auf das Konto von Callcentern, die ältere Menschen unter Druck setzen.
Wie bekommt man aber die nächtlichen Störungen in den Griff? Die Polizei habe ihr Einsatzkonzept verändert, erläuterte Mayer. Sonderstreifen seien bis in die Nacht hinein unterwegs, um den Überwachungsdruck auf öffentlichen Plätzen zu erhöhen. Bei diesen Einsätzen erwiesen sich die Bodycams auch als hilfreich. Ein Hinweis auf die kleinen Körperkameras, zeige bei noch ansprechbaren Personen meist Wirkung. „Das wichtigste Einsatzmittel bleibt aber die Kommunikation“, betonte Mayer. Dass Jugendliche an warmen Sommerabenden ihre Freizeit draußen genießen, sei nichts Neues, aber Corona habe das verstärkt.
Bürgermeister Elbl kündigte an, die Stadt werde Schilder aufstellen, um die Regeln deutlich zu machen, beispielsweise zu Uhrzeiten und Alkoholgenuss. Das erleichtere auch der Polizei das Eingreifen, bestätigte Rainer Dieter, der Leiter des Wernauer Polizeipostens.
Bereits im vorigen Jahr genehmigte der Gemeinderat die Mittel für eine 50-Prozent-Stelle eines Streetworkers. Der Kreisjugendring hat aber trotz mehrfacher Ausschreibung noch keinen Sozialpädagogen für diese Aufgabe gefunden. Der Securitydienst wird laut Elbl nächste oder übernächste Woche seinen Dienst beginnen. Roland Kurz