Wir wussten uns nicht mehr zu helfen, deshalb haben wir spontan im vergangenen Sommer einen Sicherheitsdienst engagiert“, erklärte Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann. Es war der zweite Corona-Sommer. „Manche Jugendlichen hatten einen großen Drang, mit aller Macht Partys zu feiern. Vor allem an der Teckschule lief es aus dem Ruder mit Einbruchversuchen und Sachbeschädigungen“, führte der Schultes aus. Probeweise sei deshalb eine Zivilstreife à zwei Personen an den Wochenenden beauftragt worden, sich der Klientel anzunehmen: freitags und samstags fünf Stunden, in der Regel ab 20 Uhr. Dadurch entstanden pro Abend Kosten in Höhe von 500 Euro. „Manchmal war die City-Streife auch sonntagmorgens da. Die dort arbeitenden Leute sind kommunikativ ausgebildet, sie sprechen die richtige Sprache – das funktioniert effektiv, denn alles andere ist nicht handelbar“, warb er dafür, die Firma für drei Monate zu engagieren. Aus seiner Sicht ist das Pilotprojekt vergangenes Jahr erfolgreich verlaufen.
Dabei war die Teckschule vergangenes Jahr nur ein Brennpunkt von vielen. „An den Wochenenden gab es eine Reihe von Vorfällen. Schmierereien sind das kleinste Problem, Glasscherben, ein beschädigter Bagger, ein Loch im Kunstrasen, das immer größer wurde, sodass das Feld nicht mehr bespielbar war, ein kleiner Brand am Bahnhof“, zählte Rico Frick vom Ordnungsamt auf. Doch die Liste ist weiter: Vermüllung aller Art und Lärm auf dem Käppele, an Naturkindi und Kleingartenanlage, Kita Regenbogen und Wirbelwind, Schul- und Sportzentrum, Rathausplatz mit Tiefgarage, neuer und alter Friedhof, sämtliche Spielplätze, abgefackeltes Gras, Wildparkerei beim Gaulsgumpen, eingeschlagene Fenster in der Schlössleschule. „Anhand dieser Liste ist gemeinsam mit der Polizei eine Einsatzkarte entstanden. Die City-Streife zeigte ihre Präsenz, das war schon sehr hilfreich“, bilanzierte Rico Frick.
Da der Sicherheitsdienst von der Gemeinde beauftragt ist, hat er die gleichen Rechte wie die Kommune, ist also autorisiert und mit dem Hausrecht versehen. Die Mitarbeitenden können die Feiernden auffordern, den Platz zu verlassen, versehen mit dem Nachdruck, später nochmals vorbeizukommen und zu kontrollieren. Dann folgt die nächste Steigerung: eine Streife vorbeischicken und bei der Polizei Anzeige erstatten. „Die Angestellten arbeiten Hand in Hand mit der Polizei. Die Zusammenarbeit war hervorragend“, lobte Rainer Haußmann. Doch dafür müsste öffentliches Geld ausgegeben werden – für Sicherheit und Ordnung. „Urbanes Verhalten ist auch bei uns angekommen. Das ist ein Zeichen der Zeit. Aber die Prävention läuft im Dialog. So konnten wir viele Beschädigungen verhindern beziehungsweise verringern“, ist er überzeugt. Auch Bußgeldbescheide können die Security-Angestellten ausstellen. „Sonst wären sie ein zahnloser Tiger und das ist nicht wirksam. Sie sind die Vorstufe zur Polizei“, verdeutlichte der Schultes.
Von den Gemeinderätinnen und -räten wurde der Vorschlag mit großer Mehrheit positiv aufgenommen. „Im Bereich Goldmorgen hat es wieder eine Technoparty vom Feinsten gegeben, auch in der Beethovenstraße ist die Belästigung groß“, erfuhr Ulrike Schweizer. Sie findet es gut, wenn die Gemeinde präventiv arbeitet und hofft, dass die Security-Mitarbeitenden mit Fingerspitzengefühl unterwegs sind. „Die jungen Leute müssen raus – aber es muss natürlich in einem gewissen Maß bleiben“, sagte sie. „Traurig, dass man so etwas braucht“, fasste es Andreas Hummel zusammen und Gabriele Bernreuter findet es ebenfalls unglaublich. Maria Häfele hat eher skeptische Rückmeldungen erhalten. „Die Security soll sehr breitbeinig rumgelaufen sein“, berichtete sie. Dies konnte die Verwaltung nicht bestätigen und vermeldet „fast 100 Prozent Zustimmung“. Peter Beck hält es für sinnvoll, dass überwiegend mit dem gleichen Personal in Dettingen gearbeitet wird, was nach Aussage von Rainer Haußmann nach Möglichkeit auch so gehandhabt wird. „Wen ruft der Bürger oder die Bürgerin an, wenn er oder sie sich die belästigt fühlt – den Sicherheitsdienst oder die Polizei?“, wollte Peter Beck wissen. Die Antwort ist klar: „Immer die Polizei“, sagte Rainer Haußmann.