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Segelflieger Manuel Stokinger ist Vorbild des Jahres 2023

Auszeichnung Manuel Stokinger wurde von einer Jury der Württembergischen Sportjugend zum „Vorbild des Jahres 2023“ gewählt. Seit zehn Jahren ist er Vorsitzender der Fliegergruppe Hülben. Von Volker Haussmann

Manuel Stokinger ist begeisterter Flieger und Fluglehrer mit Leib und Seele. Foto: Privat

Was macht einen Menschen zum Vorbild? Manuel Stokinger aus Neckarhausen ist gerade mal 32 Jahre alt. Seit seinem 14. Lebensjahr hat er sich der Segelfliegerei verschrieben und dann als Fluglehrer damit begonnen, junge Menschen mit viel Enthusiasmus an die Segelfliegerei heranzuführen. Seit seinem 22. Lebensjahr bestimmt er als erster Vorsitzender die Geschicke der Fliegergruppe Hülben federführend mit und hat die letzten zehn Jahre unter anderem dafür genutzt, für die Ausbildung junger Segelflieger möglichst ideale Bedingungen zu schaffen. Beschrieben wird er als Mensch, dessen offene und begeisternde Persönlichkeit es ihm ermöglicht habe, „andere für seine Visionen zu gewinnen und sie für die Welt des Fliegens zu begeistern“. So gut wie möglich versuche er zu fördern, „dass junge Menschen etwas für sich entdecken und daran wachsen“.

Die Jury wählte unter 257 Namensvorschlägen zehn Vorbilder aus

Sein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement für Kinder und Jugendliche war der Grund dafür, dass die Jury des landesweiten Ehrenamtswettbewerbs „Vorbild des Jahres“, der von der Württembergischen Sportjugend (WSJ) ausgeschrieben wurde, Manuel Stokinger zu einem „Vorbild des Jahres 2023“ kürte. Stokinger ist damit einer von landesweit zehn Vorbildern, die am Dienstag, 16. April, bei einer Feierstunde in Stuttgart gewürdigt werden. Segelflug-Weltmeisterin Conny Schaich (Nürtingen/SC Stuttgart) wird ihm die Trophäe „Victor“ und ein Preisgeld von 1000 Euro überreichen. Eine prominent besetzte Jury, der unter anderem die Landesminister Theresa Schopper und Manfred Lucha angehörten, wählte aus 257 Namensvorschlägen die zehn Vorbilder aus.

 

Ich gebe erst, bevor ich etwas nehme und versuche immer, das Positive zu sehen.
Manuel Stokinger, Flieger und Fluglehrer
 

Manuel Stokinger, das wird im Gespräch schnell klar, ist ein Mensch mit einem klaren Kompass. Einer, der weiß, was er will, und der alles daran setzt, das dann auch umsetzen zu können. Schon in ganz jungen Jahren habe ihn die Fliegerei fasziniert, erzählt er. In Erkenbrechtsweiler aufgewachsen, zog es ihn immer wieder zum nicht weit entfernten Hülbener Flugplatz. Der Vorsitzende der dortigen Fliegergruppe war damals Werner Buck, ebenfalls ein „Weilermer“. Mit ihm durfte er zum ersten Mal – damals dürfte er zwölf Jahre alt gewesen sein, schätzt er – im Segelflieger mitfliegen. Damit war für ihn klar, dass er mit 14 als Flugschüler in den Verein eintreten wird.

Heute fliegt Manuel Stokinger einen Learjet der DRF Luftrettung

Mit 17 hatte Manuel Stokinger den Flugschein in der Tasche, drei Jahre später den Ultraleichtflugschein. 2013, da war er 21, schloss er die Ausbildung zum Fluglehrer (Segelflug und Ultraleichtflug) ab. 2014 wurde er zum ersten Vorsitzenden der Fliegergruppe Hülben gewählt. Von 2011 bis 2018 absolvierte Stokinger in Stuttgart ein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik, das er mit dem Master abschloss. 2016 machte er den Motorflugschein, drei Jahre später absolvierte er die Pilotenausbildung und erwarb damit die Berufspilotenlizenz. Seit Anfang des Jahres fliegt er als First Officer bei der DRF Luftrettung einen Learjet 35, eine international eingesetzte fliegende Intensivstation mit zwei Piloten, einem Notarzt und einem Notfallsanitäter an Bord.

„Für mich schließt sich damit der Kreis“, sagt Manuel Stokinger. „Ich bin immer gemeinnützig unterwegs und die DRF Luftrettung passt dazu. Da trägt man seinen Teil zur Gesellschaft bei.“ Diese positive Grundstimmung bestimme sein ganzes Handeln, sagt er. „Ich gebe erst, bevor ich etwas nehme und versuche immer, das Positive zu sehen. Bei mir gibt’s nie negative Gedanken. Schlechte Erfahrungen vergesse ich sehr schnell.“

„Als ich Flugschüler war, gab es in Hülben nur einen Fluglehrer. Der betreute zeitweise allein sechs Flugschüler“, erzählt Stokinger. „Normalerweise hätte man dafür fünf oder sechs Fluglehrer gebraucht. Das wollte ich ändern.“ Er selbst habe als Fluglehrer gelernt, mit Menschen umzugehen. „Man muss sich in die Menschen hineinversetzen“, sagt Stokinger und ergänzt: „In der Kommunikation mit den unterschiedlichsten Menschen bin ich sehr gut.“

„Wertschätzung und Vertrauen sind bei der Fliegerei das Wichtigste“, findet Stokinger. „Wenn einer mit 14 zum Verein kommt, bekommt er sofort auch ein Amt.“ Man müsse den jungen Menschen früh Verantwortung übertragen, damit sie lernen, sich etwas zuzutrauen. Das gehe nicht mit Druck. „Man muss sie motivieren, das muss von innen heraus kommen.“ Ihm sei es wichtig, dass junge Leute früh eine Werkstattausbildung absolvieren, damit sie als Zellenwart Verantwortung für Flugzeuge übernehmen können. „Die merken dann: Ich werde wertgeschätzt.“ Und wer sich wertgeschätzt fühle, der bleibe auch im Verein. Man müsse die Jugend aktiv fördern, findet Stokinger, „und denen auch was zutrauen“.

Neue Impulse für die Segelfliegerausbildung

„Man lernt über die Jahre, was wichtig ist im Verein“, sagt Stokinger, der mit 20 Jahren Mitglied im Ausschuss der Fliegergruppe Hülben und zwei Jahre später zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Der Verein habe in den vergangenen Jahren seinen Flugzeugpark umstrukturiert und modernere Flieger und einen Doppelsitzer angeschafft. Die Anschaffung des Segelflugzeugs Duo Discus XLT gab der Segelfliegerausbildung in der Fliegergruppe neue Impulse. „Wir haben alles optimiert für die Ausbildung von jungen Piloten.“ Auf Stokingers Initiative gehen auch publikumswirksame Veranstaltungen zurück, die den Verein in den Blickpunkt brachten, wie zum Beispiel das Drachenfest oder das Sommer-Open-Air auf dem Hülbener Flugplatz.

„Man muss Ressourcen bündeln und zusammenarbeiten“, betont Stokinger im Hinblick auf die von ihm angebahnte Kooperation der Hülbener Flieger mit anderen Vereinen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Fliegergruppe aus Grabenstetten ermöglicht zu haben, sieht er, wie er sagt, als einen seiner größten Erfolge. „Wir machen sehr viel mit den Fliegern aus Grabenstetten.“

„Dass ich zum Vorbild des Jahres gewählt wurde, hat mich sehr gefreut“, sagt Stokinger. „Für mich ist das ein Zeichen, dass die Wertschätzung zurückkommt.“ Gefreut habe ihn auch, dass er für den Wettbewerb angemeldet wurde. „Ich danke allen meinen Kameraden im Verein für das langjährige Vertrauen in mich.“ Als sehr positiv empfindet er es auch, „dass dadurch die Nischensportart Segelflug in der Württembergischen Sportjugend etwas populärer wird“.

Zehn Jahre an der Spitze des Vereins sind genug, findet Stokinger. Einen geeigneten Nachfolger, „der neue Wege gehen will und neue Ideen hat“, werde er gerne „nach Kräften“ unterstützen. Er selbst wolle sich künftig als Ausbildungsleiter noch mehr auf die Ausbildung in der Fliegergruppe konzentrieren. „Da sehe ich Potenziale, die man noch erreichen kann.“