So manche Gerätschaft von Neidlinger Streuobstwiesenbesitzern muss bislang noch im Freien stehen. Deshalb setzen Nässe und Kälte den Geräten zu, und manches steht aus Platznot sehr unpraktisch auf verschiedene Stellen verteilt. Doch damit ist bald Schluss: Am Ortsrand in Richtung Wasserfall entsteht eine Gemeinschaftsschuppenanlage. 18 Bauherren haben dafür eine Bauherrengemeinschaft gegründet. Einer von ihnen hat zwei Schuppenanteile, das macht also 19 Anteile mit jeweils 67 Quadratmetern Fläche. Die Baukosten für jeden Anteil liegen bei 35 000 Euro. Im hinteren Teil des jeweiligen Schuppenanteils gibt es ein Obergeschoss. Die beiden Schuppenteile sollen parallel hintereinander entlang des Feldwegs stehen, liegen bei rund 35 000 Euro.
Den Baugrund hat die Gemeinde Neidlingen gekauft, das war gar nicht so einfach. Weil die Fläche einige der wenigen weitgehend ebenen Flächen in Neidlingen und dazu sehr fruchtbar ist, fiel den Eigentümern der Verkauf teils schwer. Vom Schuppen darf nur profitieren, wer mindestens 1,5 Hektar Streuobstwiese bewirtschaftet. Das bleibt auch langfristig so. Ein Schuppenanteil wird nicht einfach an den Sohn vererbt, der womöglich lieber ein paar Oldtimer rein stellt, sondern wird bei Bedarf von der Gemeinde abgelöst und dann gemäß der Zweckbestimmung neu vergeben.
Das Schuppenprojekt hatte Bürgermeister Klaus Däschler von seinem Vorgänger Rolf Kammerlander übernommen und brachte es ab 2014 weiter voran. Drei verschiedene Standorte hat die Gemeinde untersucht, das jetzige in der Verlängerung der Kirchstraße erwies sich als am besten geeignet. Als naturschutzrechtlichen Ausgleich plant die Gemeinde, auf einem anderen Grundstück eine verwahrloste Niederstamm-Obstanlage in eine Magerweide zu verwandeln. Im Juni hat die Gemeinde das Baugesuch eingereicht. Dass das Landratsamt schon fünf Monate später die Teilgenehmigung erteilte und die Erdarbeiten beginnen können, kam für das Neidlinger Rathaus überraschend. „Fünf Monate, das ist für den Außenbereich Weltklasse“, lobte Klaus Däschler. „In letzter Zeit haben wir Vollgas gegeben“, sagte Roland Ruoß, einer der drei Sprecher der Bauherrengemeinschaft. „Das ist ein guter Tag für die Neidlinger Streuobstwiesenbesitzer.“
Weil die Erdarbeiten kurzfristig schon vor Weihnachten beginnen konnten, verlegte Klaus Däschler den Spatenstich nach vorne. Der nächste Schritt ist das Betonfundament. Die eigentlichen Schuppen werden aber erst im Frühjahr erstellt, voraussichtlich ab Anfang April. Im Frühsommer soll alles fertig sein.
Bürgermeister Klaus Däschler lobte die „Verbundenheit der Neidlinger Bürger mit ihrer Jahrhunderte alten Kulturlandschaft“. Sie sorge dafür, „dass dieses einzigartige Landschaftsbild bis heute erhalten wurde.“ Die Bürger bewirtschafteten alleine mehr als 20 000 Kirschbäume, in der Regel im Nebenerwerb. Für ihn ist der Gemeinschaftsschuppen nicht nur eine Arbeitserleichterung, sondern auch ein Zeichen der Wertschätzung.
Eins ist noch Zukunftsmusik: Gerne hätten die Bauherren ihre Dachfläche an eine Energiegenossenschaft verpachtet, die darauf eine Solaranlage installiert. Doch das war in dieser Größe unter den aktuellen Bedingungen nicht wirtschaftlich. Aber das könne ja später noch werden, meinte Roland Ruoß. „Das Trafohäuschen zum Anschluss ist gleich nebenan.“