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Sein Herz schlägt für die schrägen Töne

Fasnet Markus Mirbauer ist erster Zunftmeister der Wernauer Narren. Der 51-jährige spielt bei den Bodenbachsymphonikern und belebt den Verein mit Guggenmusik und einer Besenwirtschaft im Herbst. Von Elisabeth Maier

Der tätowierte Notenschlüssel auf seinem Arm verrät seine Leidenschaft. Markus Mirbauer liebt Guggamusik. Deshalb ist der erste Zunftmeister der Wernauer Narren im Häs der Bodenbachsymphoniker unterwegs. Das sind die Musikerinnen und Musiker der Wernauer Narren, benannt nach einem Rinnsal, das durch die Stadt fließt. Zwar hat der Narrenchef inzwischen viel weniger Zeit, mit seinen Musikern durch die Straßen zu ziehen, weil ihn die Leitung des Vereins ganz in Anspruch nimmt. Wenn der 51-Jährige von seinen musikalischen Erlebnissen schwärmt, spürt man jedoch schnell, dass sein Herz für die schrägen Töne schlägt.

Wie kam der heutige Zunftmeister zu den Wernauer Narren? Als Jugendlicher fing er zunächst bei den Baura an: „Das ist eine der traditionellen Figuren unserer Wernauer Fasnet.“ Dann wurde ihm jedoch schnell klar, dass er seine musikalische Leidenschaft ausleben will. Zwar sei es eigentlich nicht üblich und gewünscht, die Maskengruppen zu wechseln. Deshalb musste er seinen Entschluss erst einmal gut begründen. Die heutige Ehrenzunftmeisterin Rita Zink prüfte seine Beweggründe. Vor dem Gespräch habe er weiche Knie gehabt. „Bei ihr daheim habe ich sie überzeugen können, dass ich bei den Musikern am besten aufgehoben bin.“ Die Maskengruppen bei den Umzügen mit Pauken, Trompeten und Schalmeien zu begleiten, das macht Mirbauer und seinen Bodenbachsymphonikern Spaß. Lange hat er die Musikerinnen und Musiker auch selbst dirigiert.

2021 übernahm Mirbauer dann das Zepter bei den Wernauer Narren, weil sein Vorgänger Marcel Reith aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war. Das war mitten in der Coronazeit. Wegen fehlender Einnahmen war der Verein in finanzielle Turbulenzen geraten. Mit Besonnenheit, einem strengen Sparkurs und frischen Ideen hat der 51-Jährige mit seinem Team den Verein dennoch leicht über diese schwere Zeit gebracht. „Die Wernauer Fasnet stemmen, das schafft man nicht alleine“, ist Mirbauer überzeugt.

Um die Finanzierung des Vereins zu sichern, weiteten die Wernauer Narren ihre Aktivitäten aus. 2021 öffnete an fünf Wochenenden im Herbst zum ersten Mal der „Hexabesa“ im Vereinsheim am Eulenberg die Türen. Immer freitags und samstags gibt es dort schwäbische Speisen, Wein und gute Unterhaltung. Musik und närrische Mundart ziehen befreundete Narrenvereine aus der ganzen Region an. Das spült nicht nur Geld in die Kasse der Wernauer Narren. Den Austausch mit den Gästen aus nah und fern genießt Mirbauer. Im Herbst öffnet das vereinseigene Lokal wieder die Pforten.

Als Direktor der Projektentwicklung bei Bosch Thermotechnik in Wernau ist der Chef der Wernauer Narren beruflich stark eingespannt. Doch sein zeitraubendes Ehrenamt möchte er nicht missen. Menschen mit seiner erfrischenden Art zu begeistern und zu motivieren, das liegt dem Wernauer – im Beruf wie auch im Ehrenamt. Dem welt- und wortgewandten Ingenieur, der viel mit internationalen Geschäftspartnern arbeitet, liegt es, zu repräsentieren. In der närrischen Zeit ist der Terminkalender von Mirbauer und seinen Wernauer Narren gut gefüllt: „Wir besuchen Umzüge anderer Narrengruppen im ganzen Land, weil wir uns natürlich über Gegenbesuche freuen.“ Der Narrenumzug in Wernau ist mit mehr als 30 000 Besucherinnen und Besuchern eine der ganz großen Fasnetveranstaltungen im Land. Der kommunikative Zunftmeister genießt es, neue närrische Netzwerke zu knüpfen.

Internationale Szene im Blick

Dabei hat Mirbauer auch die internationale närrische Szene im Blick. Zuletzt reisten die Wernauer Narren zum Euro-Carneval in Verona/Desenzano am Gardasee in Italien. „Teil des Festivals ist ein internationales Guggenmusiktreffen“, sagt Markus Mirbauer. Die unterschiedlichen Klänge aus vielen Ländern zu hören, hat dem Wernauer Narrenchef sehr gut gefallen.

Dass die Bodenbachsymphoniker nicht im eigenen Saft schmoren, zeigt schon ihre Kleidung. Das Motto lautet seit 2023 „Tempelritter“. Die Guggenmusiker tragen ihr Häs mehrere Jahre. „Das haben wir alles selbst genäht“, sagt Markus Mirbauer. Allerdings habe er sich Hilfe beim Nähteam der Wernauer Narren geholt, verrät er augenzwinkernd. Das aktuelle Häs sei von thailändischen Männertrachten inspiriert, verrät Mirbauer. Beim Entwurf lassen die Musikerinnen und Musiker gemeinsam ihre Fantasie schweifen. Dem Narrenchef ist wichtig, „dass wir beim Nähen selbst Hand anlegen“.

Um den närrischen Nachwuchs ist dem Vereinschef in der Hochburg Wernau nicht bange. Der Schmotzige Donnerstag am 8. Februar beginnt mit dem Sturm auf die Wernauer Schulen. Dass die Kinder und Jugendlichen sich da immer fantasievoll verkleiden, freut den Narrenchef sehr.