Bissingen. Sie retten, bergen, löschen, schützen, kümmern sich um umgestürzte Bäume, pumpen vollgelaufene Keller aus, riskieren ihr Leben: die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Bissingen.
Bürgermeister Marcel Musolf kündigte zu Beginn des Festaktes, der vom örtlichen Musikverein umrahmt wurde, schmunzelnd an, die vergangenen 150 Jahre Revue passieren zu lassen – Jahr für Jahr. Doch schon nach dem Gründungsjahr der „Feuerrotte“ 1874 sprang er 100 Jahre weiter: Damals, 1974, gab es ein nagelneues Feuerwehrmagazin. Auf der Einladung sei halbseitig Bierwerbung abgedruckt gewesen. „Und das Beste war: Jeder einzelne Festteil an diesem Wochenende kostete Eintritt. Ja glauben Sie denn, das Magazin gab’s umsonst?“, blickte er fragend ins Publikum. Über die Jahrzehnte seien dann neue Herausforderungen hinzugekommen: zu wenig Platz, Unfallverhütungsvorschriften, Brandschutz im eigenen Magazin. Jetzt, 2024, sei das Magazin von damals in großen Teilen saniert. Doch seien 150 Jahre nicht nur ein zahlenmäßiges Jubiläum: Die Feuerwehr sei eine Institution, auf die die gesamte Gemeinde bauen könne. Und weil man das Eintreiben von Eintrittsgeldern dieses Mal verpasst habe, appellierte er an die Spendenbereitschaft der Anwesenden.
Der Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzende und Holzmadener Bürgermeister Florian Schepp erinnerte an Brände zur Gründungszeit. Das Feuer sei von den Männern, die gerade da waren, mit Ledereimern bekämpft worden, oft wirkungslos und mit teils verheerenden Folgen. Diesen Missstand hätten die Bissinger sehr früh erkannt und Männer in der Brandbekämpfung ausgebildet. Heute habe Bissingen eine zeitgemäße, motivierte und leistungsfähige Feuerwehr, in der sich auch Frauen engagieren. Am Tun der Einsatzkräfte „darf es kein Entgegenwirken in Form von Behinderungen oder im schlimmsten Fall sogar gezielte Angriffe gegen die Einsatzkräfte geben“, sagte er. Sie zu schützen, sei eine Aufgabe als Verband, der Gesellschaft und jedes Einzelnen.
Andreas Rudlof, stellvertretender Kreisbrandmeister des Landkreises Esslingen nannte Bissingens Brandbekämpfer einen verlässlichen Ankerpunkt. „Ihre Arbeit kann man durchaus mit den Begriffen Nächstenliebe und Solidarität zum Wohle der Allgemeinheit bezeichnen.“ Er hob zudem die wichtige Rolle der Angehörigen und Familien hervor, ohne deren Unterstützung und Rückhalt dies nicht möglich sei.
Aus Dresden war Kommandant Thiemo Matzkat angereist. Mit der Feuerwehr Dresden-Pillnitz verbindet die Bissinger eine lange Freundschaft. Thiemo Matzkat sagte, es sei wichtiger denn je, die Werte von Freiheit und Demokratie zu verteidigen. „Feuerwehrleute verkörpern diese Werte in ihrer täglichen Arbeit, indem sie selbstlos für das Wohl anderer einstehen, unabhängig von Herkunft, Religion oder politischer Überzeugung.“
Hansjörg Richter von den Bissinger Vereinen lobte die Jugendarbeit der Feuerwehr: „Ihr kümmert euch ständig um neuen Nachwuchs.“ Dies sei enorm wichtig, um auch künftig im Sinne der Gemeinschaft in Bissingen schlagkräftig zu sein.
Feuerwehrkommandant Alexander Gölz dankte der Gemeindeverwaltung, Bürgermeister Marcel Musolf, dem Gemeinderat, seiner Mannschaft und den Handwerkern, die rechtzeitig vor dem Festakt ihre Arbeiten abgeschlossen haben. Anschließend wurde das ersteigerte Feuerwehrfahrzeug GW-T mit der Schlüsselübergabe durch Marcel Musolf und mit kirchlichem Segen von Pfarrer Markus Frank in Dienst gestellt. Cornelia Wahl