Nürtingen. Einmal waren es sogar 15 Tiefkühlpizzen. Einfach weg. Der mutmaßliche Dieb war schnell enttarnt. Wieder einmal. „Mal sind es 20, mal sogar 180 Euro Schaden“, sagt Jochen Schwab. Er betreibt den Tante-M-Laden in Reudern. Das Geschäft läuft gut seit der Eröffnung im Oktober 2022. Doch mit der guten Laune ist es schnell vorbei, wenn er über den mutmaßlichen Dauerdieb spricht. Unerkannt ist er bei den Taten nicht geblieben, mehrmals hat ihn die Polizei aufgegriffen. „Doch das stört den gar nicht, der macht sich immer wieder die Taschen voll“, sagt Schwab, der als Franchisenehmer auch Betreiber der Tante-M-Läden in Gruibingen und Wiesensteig ist.
Die Kette, die mittlerweile an fast 50 Standorten vertreten ist, übernimmt mit ihrem ungewöhnlichen Konzept die Rolle des Nahversorgers an Orten, an denen es keinen Lebensmittelladen gibt. Das Besondere sind die Öffnungszeiten von 5 bis 23 Uhr, sieben Tage die Woche. Dies ist nur möglich, weil es sich um Selbstbedienungsläden handelt. Die Kunden wählen die Waren aus, scannen sie ein und bezahlen.
„Es gibt immer mal wieder Leute, die denken, sie können das System überlisten“, sagt Schwab. Doch fast immer komme man den Dieben anhand von Kameras auf die Schliche. Wer wegen Sachbeschädigung oder Ladendiebstahl ertappt wird, erhält eine Anzeige und muss mit einem Hausverbot rechnen. Letzteres hat der Verdächtige schon erhalten. „Sieben bis acht Anzeigen sind raus“, sagt Schwab. Das zuständige Polizeipräsidium in Reutlingen bestätigt die Anzahl der Anzeigen in dieser Höhe. Die Polizei hat den Mann, der eigentlich in Bissingen wohnt, an unterschiedlichen Orten, mit und ohne Diebesgut, geschnappt. Doch warum kann er nicht an weiteren Taten gehindert werden? „Ein Haftgrund liegt bei dieser Art von Diebstahldelikten nicht vor“, sagt Polizeisprecherin Ramona Döttling.
Jochen Schwab überlegt sich daher, ob es für den Tante-M-Laden in Reudern Zulassungsbeschränkungen geben wird. Das widerspricht eigentlich dem Nahversorgerkonzept: „98 Prozent unserer Kunden sind ehrlich, aber die andern paar Prozent machen es aus.“ Eine Schließung stehe aber nicht zur Debatte. Kai Müller