Seit 65 Jahren wird auf dem Grötzinger Galgenberg Theater gespielt, gut 20 000 Zuschauer sind es pro Jahr. Auch in diesem Jahr will man wieder an die Erfolge anknüpfen.
Insgesamt 34 Vorstellungen warten in dieser Zeit auf die Theaterfans, darunter drei Gastspiele. Den Auftakt machte am Samstagabend Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ (Regie: Jürgen Lingmann). Für die Vorstellungen auf dem Galgenberg entschied sich der Regisseur, der zudem Schauspieler und Choreograf ist, für die Übersetzungsfassung von Shakespeare-Forscher Frank Günther.
Seit einigen Jahren ist Jürgen Lingmann im Naturtheater für die Choreografie der Bühnenkämpfe zuständig, zuletzt im vergangenen Jahr für die Fechtszenen beim „Mann mit der Eisernen Maske“. „Das wird kein Romeo und Julia im klassischen Sinn. Bei uns sind Action, Spannung und auch lustige Elemente enthalten“, verrät Pressesprecher Kai Feldmaier, der selbst im Erwachsenenstück mitspielt. „Auch das Kostüm-Design ist nicht rein klassisch, sondern jeweils passend für die unterschiedlichen Rollen oder auch deren Alter. So sind die Kostüme für die jungen Leute teils sehr modern, für die älteren Rollen und Figuren wieder klassisch“, ergänzt Jürgen Lingmann.
Einen Tag später feiert mit „Ronja Räubertochter“ (Regie: Lars Kajuiter) am Sonntagmittag das Kinderstück Premiere. Der Klassiker von Astrid Lindgren wurde bereits 1997 auf dem Galgenberg aufgeführt. „Im diesjährigen Kinderstück ist eine der Herausforderungen die zahlreichen Szenen- und Ortswechsel. Wir haben etwa 40 kurze Szenen, die schnelle Übergänge erfordern. Außerdem spielt die Musik eine wichtige Rolle im Stück“, erklärt Regisseur Lars Kajuiter, der aktuell einen Vollzeitjob als Theaterpädagoge am Theater Baden-Baden innehat.
„Ein Shakespeare-Stück ist für uns eigentlich etwas außer der Reihe. Das ist allein schon sprachlich eine Herausforderung“, berichtet die künstlerische Leiterin Kerstin Schürmann, die im Erwachsenenstück selbst die Rolle von Julias Amme übernimmt. Die beiden Hauptrollen übernehmen Ronja Feldmaier (18) und Johannes Scheufele (17), die in diesem Jahr erstmals im Erwachsenenstück mitspielen. Die passende Fassung zu finden, habe etwas gedauert, ergänzt Regisseur Jürgen Lingmann, „das ist eine ganz wesentliche Entscheidung.“ Es sei nun keine romantische geworden, sondern mit jener von Frank Günther eine, die Shakespeare dem derben Volkstheater zuordne und das auch zum Ausdruck bringe. 136 Seiten habe die Originalfassung gehabt, auf 70 wurde diese zusammengekürzt.
Bei der ersten Leseprobe im November hätten die Schauspieler schon noch etwas geschluckt, allein schon die klassische Sprache galt es zu verstehen. Nach und nach kam dann allerdings die Sicherheit - mittlerweile sitzen die ausgefeilten Dialoge.
Insgesamt 80 Schauspieler zwischen neun und 80 Jahren sind bei beiden Stücken mit von der Partie, einige in einer Doppelrolle. Für das Bühnenbild beider Stücke ist erstmals Kathrin Younes verantwortlich: „Die Ausstattung der großen Bühne war eine Herausforderung. Zum Glück gibt es zwischen den Stücken inhaltliche Parallelen, die sich im Bühnenbild verarbeiten lassen. Das zentrale Element ist beispielsweise bei Ronja Räubertochter die große Burg, die bei ‚Romeo und Julia‘ zum Palazzo wird.“
Für das Schneidern der Kostüme war das Team um Helga Puth zuständig. Für das Kostümbild bei „Romeo und Julia“ ist Petra Hoksbergen verantwortlich, bei „Ronja Räubertochter“ Heike Pautkin. Die Maske von je 40 Spieler übernehmen bei den Vorstellungen Melanie Walz (Erwachsene) und Verena Kleinknecht (Kinder) samt Teams. Die Musik beider Stücke hat wie im vergangenen Jahr Kompositionsstudent Magnus Reichel komponiert, der derzeit in den Niederlanden studiert: „Ich konnte mich hier künstlerisch ausleben, das ist wirklich toll. Man muss für die verschiedenen Genres flexibel sein.“ Tanz-Choreografin bei „Romeo und Julia“ ist Nadine Ehrenreich.
„Die Produktionen werden immer aufwendiger. Dazu kommt das Alter unserer Spielstätte. Wir sind künftig immer mehr auf die Unterstützung der Kommune und des Landes angewiesen, damit das alles noch in gewohnter Qualität zu stemmen ist“, betont Finanzvorstand Klaus Herzog. „Wir müssen hier neue Wege gehen und haben uns diesmal erstmals auf Sponsorensuche begeben.“ Zudem seien weitere ehrenamtliche Helfer bei der Galgenberg-Theaterfamilie jederzeit willkommen.