Zwei Jahre hat die Stadt Weilheim rund 100 Brücken und Durchlässe im Stadtgebiet unter die Lupe genommen. Nun hat Jens Hofmann, der Leiter des Stadtbauamts, die Ergebnisse vorgestellt. Die verpflichtende Bauwerksprüfung DIN 1076 für „Ingenieurbauwerke im Zuge von Straßen und Wegen – Überwachung und Prüfung“ spricht eine deutliche Sprache: Bei 15 Bauwerken in Weilheim ist ein „akuter Handlungsbedarf“ vorhanden. Die „Schadensbilder“ werden dem Gemeinderat vor Augen gehalten, sie reichen von gebrochenem Beton, Rost in Verdohlungen, morsches Holz, Mauerwerksschäden oder Geländer, die schon deutlich korrodiert sind. Zu den „Top 5“ des „Gruselkabinetts“, wie es Hofmann nennt, gehört etwa die Brücke in Verlängerung der Schmiedgasse, die Lindachbrücke am Stadion oder die Brücke am Egelsberg Richtung Nabern, die aktuell gesperrt ist.
Wenn alle notwendigen Sanierungen in Angriff genommen werden, könnten bis zu 21 Brücken zumindest teilweise gesperrt, sagt Hofmann. Für insgesamt 20 Brücken inklusive dreier Neubauten werden Komplettsanierungen nötig, in 45 Brücken muss für Reparaturen investiert werden, für mindestens zwölf werden Unterhaltungsmaßnahmen nötig. „Insgesamt werden rund 11,2 Millionen Euro in den nächsten Jahren nötig“, kündigt Hofmann an.
Der bisherige Ansatz der Stadtverwaltung sieht vor, dass die Summe auf 500.000 Euro pro Haushaltsjahr gestückelt wird. Das sei im Haushalt „darstellbar“, habe allerdings einen anderen Nachteil. Mit dem Sanierungsprozess wäre man dann erst 2047 fertig und bis dahin würde sich sehr wahrscheinlich auch die bisher kalkulierten Preise ändern. An dieser Stelle wird es im Gremium sicher bei den kommenden Haushaltsverhandlungen Gesprächsbedarf geben. Für die Kosten der regelmäßigen Prüfung werden rund 22.000 Euro pro Jahr fällig.
Diese Kosten erschienen manchem Ratsmitglied etwas hoch. „Ich würde mir persönlich vor Ort ein Bild machen wollen. Ich sehe die Situation nicht ganz so schwarz“, merkte Bernd Kautter (UWV) an. Die Gemeindeverwaltung kommentierte die Einlassung nicht weiter, zumal der Tagesordnungspunkt nur zur Kenntnisnahme im Ratsrund vorgestellt.
Nur noch für Fußgänger
Konkret wurde es im nachfolgenden Tagesordnungspunkt: Für die marode Brücke über den Kuhbach am nördlichen Ende der Schmiedgasse wird ein „Teileinziehungsverfahren“ eingeleitet. Damit ist künftig nur noch Fußgängern die Nutzung der Brücke gestattet. Das vor 1926 errichtete Bauwerk war eine private Brücke, um das Gebäude Schmiedgasse zu erreichen. Erst 1977 wurde die Brücke in den städtischen Unterhalt übernommen. 2017 gab wollte die Stadt die Brücke komplett einziehen, weil sie mit einer Traglast von 1,5 Tonnen ohnehin kaum mit einem Auto zu befahren war. Der Gemeinderat lehnte es damals jedoch ab, speziell die Erschließung des Gebäudes Nummer drei sah man als problematisch an. „Dass man die Volleinziehung zurückgezogen hat, ist richtig. Das ist kostenmäßig die richtige Wahl“, findet Friedrich Haberstroh (FWV) noch heute. Mit der Teileinziehung bleibt die Brücke ein beschränkt öffentlicher Weg.
Mit einer Gegenstimme wurde der Vorschlag angenommen.