Die Stirn in Falten gelegt. Die Augen weit aufgerissen. Hände fuchteln panisch durch die Gegend und die Stimme erreicht ungeahnte Höhen. Mareike Fröhlich ist in ihrem Element. In der Bücherei in Oberlenningen, darf sie als letzte Vorleserin von den mörderischen Schwestern ihre Kurzgeschichte zum Besten geben. Doch sie liest nicht nur, sie schauspielert. Mit „Läuft schon, Digger“ nimmt sie die Gäste zu einem Einbruch der besonderen Art mit.
Auch wenn sie nicht allein ist, so ist doch ihr Vortrag der gelungene Höhepunkt des Abends. Ein Krimi voller Überraschungen und tätlichem Angriff auf die Lachmuskeln.
Nach zehn Minuten: Schuss
Doch nicht nur ihre Geschichte ist zum Schmunzeln. Das Motto des Abends ist zwar Mord und Totschlag, aber mit einer Prise Humor gewürzt. Immer wieder wird gelacht. Da bringt Sarah Kempfle mit „Isa Klein“ einen Tollpatsch mit, der dem armen Kommissar in „Übung macht den Mörder“ um den Verstand bringt. Birgit Körner lässt einen Auftragsmörder zur Fortbildung gehen. Ganz ohne Visionen, aber mit dem Wissen, dass er jedes Hindernis beseitigen kann. Passenderweise heißt ihre Geschichte auch „Bildungsurlaub“. Ob der Urlaub erfolgreich ist, erfahren die Zuhörer und Zuhörerinnen nicht.
Das Konzept der Ladies Crime Night ist fest umrissen. Zehn Minuten hat jede Autorin, um die Reihen in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Dann ertönt ein Schuss und mit dem Schuss ist Ende. Egal wo sich die mörderische Schwester gerade befindet, wie es weitergeht bleibt geheim. Auch wenn im Schlössle viel gelacht wird, der Schuss bleibt. Trotz Vorwarnung zucken alle zusammen, als der erste fällt. Auch der zweite sorgt noch für Schrecken.
Fragen bleiben unbeantwortet
Bei Daniela Berg, Geschichte Nummer drei, „Ein Likörchen in Ehren“ sind dann alle entspannt. Doch das Ende kommt viel zu früh. War der Eierlikör nun vergiftet? Warum musste Hans sterben? Ist Waltraud verdächtig und wohin nun mit ihren Bedürfnissen? All diese Fragen bleiben unbeantwortet. Viel zu schnell sind auch Bergs Minuten zu Ende. Martina Uhl sorgte dann als einzige für ein Schaudern. „Der französische Gockel“ Luis muss dran glauben. Mit Leichen rechnen sie alle, aber als Uhl von den brechenden Wirbeln des Hahnes erzählt, zucken doch einige zusammen. Der tote neugierige Nachbar im Nachgang ist dann wieder okay.
Nur Mareike Fröhlich darf ihre Geschichte komplett lesen und wird von ihren Schwestern dabei unterstützt. Ein Vorweihnachtsgeschenk an die vielen, begeisterten Krimifans.
Doch nicht nur die Geschichten machen den Abend zu einem Erfolg. Mit Jazzklängen verzauberten Reiner Leu und Claus Lindenmayer von der Musikschule Lenningen das Publikum. Zwei Gitarren, auf die Geschichten abgestimmte Lieder und ganz viel Gefühl. Die beiden sorgen für das perfekte Ambiente und begeistern das Publikum. Nur die Kleidung der Männer und Frauen ist nicht aufeinander abgestimmt. Während die Schriftstellerinnen ganz in schwarz mit rotem Farbklecks erscheinen, sind die Herren locker leger in Bluejeans. Für eine lustige Anekdote sorgt Reiner Leu. Der Musiker ist mit einer „mörderischen Schwester“ liiert – und lebt immer noch, wie er mit einem Augenzwinkern betont.
10
Minuten Zeit zum Vorlesen hat jede Schwester. Dann fällt ein Schuss – und es geht weiter mit der nächsten.