Zum Glockenschlag um 20 Uhr wird es mucksmäuschenstill im Kirchenraum der Notzinger Jakobuskirche. Mit den ruhigen Tönen des Titels „Schau auf den Stern“ beginnen Dania König und Martin Buchholz ihre „Wundernacht“. An diesem Abend erinnern die beiden Singer-Songwriter mit ihren ganz eigenen Interpretationen weltbekannter Weihnachtslieder sowie eigenen Geschichten rund um die Adventszeit und das Weihnachtsfest an die Geburt Jesu und deren Bedeutung: etwa an den alten Traum von Frieden auf Erden, der uns bis heute in den aktuellen Krisen- und Kriegszeiten nach wie vor begleitet. „Noch ist nicht Heiligabend, aber es ist eine Nacht, die uns hinführt zu jener, in der Gott Mensch wird“, kündigt Pfarrer Luca Bähne das Konzert an.
nächsten Glühwein freuen,
tobt in der Ukraine ein Krieg.
„Folge dem Stern, du wirst Jesus finden“ und „Gott wird für immer bei uns Menschen sein“, lauten Zeilen aus dem ersten Lied des Abends. „Doch wie war das eigentlich damals vor den Toren Bethlehems?“ überlegt Martin Buchholz. Wo die Hirten Nachtwache bei ihren Schafen hielten, wie an jedem anderen Tag: „Vielleicht saßen sie gemeinsam ums Feuer oder es hat einen Streit um die besten Weideplätze gegeben.“ Des Nachts habe sich jedenfalls ansonsten niemand auf den Weg vor die Tore der Stadt gemacht, raus in die Dunkelheit. Doch dann werden die Schafe plötzlich unruhig und die Nacht wird zu einer, die die Hirten nie vergessen werden.
Lieder zur Weihnachtsgeschichte
Die Situation, die Martin Buchholz bildhaft beschreibt, beruht auf der Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium. Dort schildert der Evangelist, wie den Hirten ein Engel in einem hellen Licht erscheint und die Geburt des Heilands verkündet, die eines Kindes, das in einer Krippe liegt. Mit dem „Lied der Hirten“ erfährt das Publikum von dieser prägenden Begegnung und macht sich auf seiner musikalischen Reise auf in den Stall, in dem das Kind in der Krippe liegt.
Gemeinsam mit Dania König schlüpfen die Zuhörer bei „Marias Lied“ in die Rolle der jungen Mutter, die sich mit der Geburt ihres Sohnes mit vielen schwierigen Fragen konfrontiert sieht: Wie hat Gott sich das vorgestellt? Wird nun alles friedlicher auf Erden? Und wie wird der Weg des Sohnes wohl aussehen, wo alle so große Hoffnung in ihn setzen?
Der verzweifelte Schrei nach Rettung, nach Trost für die ganze Welt ist es auch, der im kirchlichen Adventslied „O Heiland, reiß die Himmel auf“ ertönt. 1622 publizierte der Jesuit Friedrich Spee den Text vor den Hintergründen des Dreißigjährigen Kriegs. „Ja, auch das ist Weihnachten“, gibt Martin Buchholz zu bedenken. „Ein Protest gegen die Vertröstung auf bessere Zeiten. Ein Fest der bohrenden Fragen.“ Terror, Krieg und Vertreibung seien auch heute sehr präsent: „Das sind die krassen Widersprüche des Lebens: Während wir uns auf den nächsten Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt freuen, tobt in der Ukraine ein Krieg“.
Tiefsinnig, besinnlich und zum Nachdenken anregend sind die Lieder und Texte der „Wundernacht“. Zwischendurch auch humorvoll, wenn Martin Buchholz etwa aus seinem Buch „Alles Liebe – Geschichten und Gedanken über das Geschenk des Himmels“ rezitiert und mit einem Augenzwinkern eine sehr detaillierte „biologisch betrachtete“ Charakterisierung eines Engels sowie dessen Werdegangs zum Besten gibt.
Immer wieder spannt das Duo den Bogen zu aktuellen Zeiten. Ob das die Hektik des Alltags ist, gerade in der Vorweihnachtszeit, in der man so oft vergisst innezuhalten und sich auf das zu besinnen, um was es bei der Vorbereitung auf das große Fest eigentlich geht.
Singen mit dem Publikum
„Wie soll ich dich empfangen?“ lautet das Duett zur Frage, wie man dem hohen Besuch Jesu gerecht werden kann und liefert zugleich die Beruhigung, dass es schon die kleinen Dinge sind, wie das Entzünden einer Kerze, eines Lichts im Dunkel des Alltags. Oder das Singen von Weihnachtsliedern, wie es der sechsjährige Junge in der Geschichte von Dania König aus ihrem Buch „Deine Seele will leuchten – ein literarischer Adventskalender“ tut, der eigentlich einen richtig schlechten Tag hatte und „diese Last einfach weg singt mit diesem Lied über die Freude, die überall ist“.
Gemeinsam gesungen wird mit dem textsicheren Publikumschor dann auch in der Jakobuskirche beim festlichen „Gloria in Excelsis Deo“ oder der eigens von Dania König und Martin Buchholz kreierten deutschen Version „Deck den Tisch“ des englischen Weihnachtsklassikers „Deck the halls“ : „Falalalala lalalala“ tönt es da fröhlich durch die Bankreihen. Genauso schwungvoll endet der Abend in derJakobuskirche: „Fröhliche Weihnacht überall“.