Nürtingen. Kunst und Kultur leben von der Begegnung. Weil die in Zeiten der Corona-Pandemie unter Strafe gestellt war, sind viele Künstlerinnen und Künstler auf die digitalen Welten ausgewichen. Das war, verglichen mit der sinnlichen Gemeinschaftserfahrung in Vor-Corona-Zeiten, häufig nicht mehr als ein verzweifeltes Trockenschwimmen. „Die Sehnsucht nach Kontakt, der direkt und mit allen Sinnen erlebt werden kann, ist aus unserem Empfinden erst einmal nur verschoben“, sagen Svea Menne und Cora Fiedler. Damit wollten sich die Studentinnen der Theatertherapie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen nicht abfinden. Sie haben eigene Antworten gesucht - und das Projekt „ARTomat“ ins Leben gerufen.
Als künstlerisches Medium soll der ARTomat die Brücke sein, über die Nutzerinnen und Nutzer gemeinsam Hand in Hand, und dennoch kontaktlos, Kultur gestalten können. „Ziel des Projektes ist es, die Kultur wieder ins Bewusstsein zu rücken. Außerdem wollen wir den Menschen Inspiration geben, Zeit draußen zu verbringen und ihrem Erleben Ausdruck zu verleihen“, sagen die beiden ARTomat-Erfinderinnen.
Der ARTomat-Rundweg verbindet fünf Kulturinstitutionen in Nürtingen: den Club Kuckucksei, die Stiftung Domnick, die Jugendwerkstatt an der Alten Seegrasspinnerei, das Ensemble von Stadthalle und Kreuzkirche im Stadtzentrum sowie die Silberburg. Vor den jeweiligen Institutionen sind die Werke aufgebaut, die zur Mitgestaltung einladen. Sie dienen als Vehikel für die Bürgerinnen und Bürger, gemeinsam die Kulturräume Nürtingens wieder zu beleben.
Die Auswahl der Standorte ist nicht willkürlich geschehen, sondern hangelt sich an Fragen entlang wie „Wozu wollen wir an diesem Ort einladen?“, „Was fehlt in Nürtingen, wenn dieser Kulturort geschlossen ist?“ oder „Was ist das Charakteristische der Institution?“. Beispielhaft für diese Fragestellungen ist die Installation, die am Zaun des Skulpturengartens der Stiftung Domnick auf der Oberensinger Höhe aufgebaut ist. Zwei dies- und jenseits des Zauns spiegelbildlich aufgebaute Stühle machen das Spannungsfeld zwischen kultureller Begegnung und geschlossenen Kulturorten, zwischen dem „Dahinter“ und dem „Davor“, erlebbar.
Bis Ende August soll der ARTomat noch in Betrieb bleiben. Eine Kurzpräsentation des Projekts ist im Internet unter www.youtube.com abrufbar. Thomas Schorradt