Von 17 bis 20 Uhr war das Ferienprogramm an der Mattenschanze in Wiesensteig geplant. Aber die Kinder waren so begeistert, dass sie bis kurz vor 21 Uhr fuhren. Doch dann hätte es eine Flutlichtanlage gebraucht, und es war definitiv Schluss. In den Stunden zuvor hatten die Kinder viel dazugelernt – auch, wie man die eigene Angst überwinden kann.
Angemeldet waren 30 Kinder, gekommen waren aber nur 17. Für sie war das schön, denn sie mussten viel weniger warten. Sie waren aus Wiesensteig und Umgebung, aus Laichingen und Umgebung, aus Bad Boll und Umgebung, aus Deggingen und Umgebung und aus Neidlingen nach Wiesensteig angereist. Der jüngste der Teilnehmer war der fünfjährige Jeremy aus Bad Ditzenbach. Das Hinaufsteigen zum Startpunkt, sagte er hinterher, sei für ihn anstrengender gewesen als das anschließende Hinunterfahren.
Zuerst wurde in der Mitte gestartet, dort wo sich sonst die Springer in die Lüfte erheben. Von dort wurde die Abfahrt geprobt. So manche Abfahrt fand zuerst auf dem Hosenboden statt, doch das änderte sich ganz schnell. Ein Problem war zudem, dass die Fahrt beim Verlassen der Matten, auf dem Gras, sehr schnell abgebremst wird, deshalb stieg so mancher auf dem Gras aus den Ski. Dann wurde auch das Gras nachgewässert, der Skiclub Wiesensteig hat auf seiner Mattenschanze einen Tank mit 8000 Litern verbaut. Als es sehr trocken war, hatte die Feuerwehr extra 5000 Liter Wasser gebracht.
Von den Trainern Georg Ulmer – der Vater des Skispringers Christian Ulmer – und Christoph Erne gab es die richtigen Tipps zur Haltung, angepasst auf den jeweiligen Fahrer. So waren manche mit den Händen auf den Knien sehr schnittig unterwegs. Im zweiten Schritt standen die Kinder vor der Entscheidung, es von oben und mit einem Sprung zu wagen. Markus Schurr, der Organisator vom SC Wiesensteig, war erstaunt über den Mut der Kinder, die meisten wagten es. Im Vorjahr waren es nur einige wenige der damals etwa 30 Kinder gewesen. Einer stachelte den anderen an, die Kinder lernten voneinander, sagten die Trainer.
Sie wagten es, auch wenn es sie teils ordentlich Überwindung kostete. Das sei aber steiler als unten, sagte der sechsjährige Benne aus Neidlingen, als er neben dem Trainer oben am Startpunkt saß. Dann schnallte er die Ski nochmals ab und ließ Lisa vor, die sich als einzige mit ihren Spezialski in die genoppten Metallrinnen mit Spurführung wagte, die die Abfahrt nochmals rasanter machen. Danach fasste Benne Mut und lieferte schon beim ersten Versuch eine stilvolle, perfekte Abfahrt. Dass das kein Anfängerglück, sondern Können war, bewies er mit einer sofortigen Wiederholung.
Die ersten Sprünge waren etwa drei bis fünf Meter weit, der Rekord auf der 20-Meter-Sprungschanze liegt bei 24 Metern. Gestartet wurde oben an der untersten von acht möglichen Positionen – mit jedem Meter mehr nimmt das Tempo zu. Auf die Meter kam es aber nicht an, für seinen Mut bekam jeder Teilnehmer eine Urkunde – und in der Pause eine Grillwurst und Getränke.
Mit dem Ferienprogramm wirbt der SC Wiesensteig um Nachwuchs, die Abteilung Wintersport des Turnvereins Neidlingen wirbt mit. Leider kämen jedes Jahr nur ein bis zwei Neue dazu, sagte Markus Schurr. Aktuell hat der SC Wiesensteig rund 330 Mitglieder. Das gute Argument für die Mitgliedschaft, dass es dann den Skipass für die drei Wiesensteiger Lifte günstiger gibt, ist angesichts der vergangenen Winter weitgehend entfallen.
Das alles könnte sich aber ändern: Zum einen waren die Kinder beim Ferienprogramm derart motiviert, dass wohl einige in Zukunft zum samstäglichen Sprungtraining kommen werden. Zum andern steuert die Erde derzeit zielstrebig auf das nächste „große Sonnenminimum“ zu, das es zuletzt um die kalten Jahre 1810 bis 1820 gab. Beim Ferienprogramm lachte die Sonne jedenfalls, und es gab keinen Tropfen Regen.