Längst hat es sich herumgesprochen: Papiere wie Testament, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht sind wichtig. Doch was passiert mit meinen digitalen Daten, wenn ich durch einen Schlaganfall, Unfall oder Tod keine Entscheidungen mehr treffen kann? Dietmar Faude aus Frickenhausen hat sich auf das Thema „Digitaler Nachlass“ spezialisiert. Im Bruckener Gemeinschaftshaus der Liebenzeller Gemeinschaft gab er auf Einladung des Lenninger und Owener Vereins „Unser Netz“ dazu hilfreiche Tipps.
Traurige Aktualität bekam der Vortrag des IT-Experten durch den unerwarteten Tod seiner Frau vor wenigen Wochen. Der Einstieg war sehr persönlich: „Ich muss nun selbst ausprobieren, ob das, was ich sage, einen Wert hat. Bis jetzt habe ich noch keine Bauchlandung erlitten.“ Eindringlich deshalb auch der Appell, die Vorsorge nicht aufzuschieben, sondern sich möglichst gleich dahinterzuklemmen und das Thema Schritt für Schritt anzugehen. Das Fotoalbum im Wohnzimmer lasse sich verteilen, wenn aber Handybilder irgendwo im Internet in einer Cloud gespeichert seien und kein Mensch die Zugangsdaten habe, komme man nicht an die Fotos heran. Auch wer etwa für einen Verein die Kasse führt, muss überlegen, wie jemand anderes im Notfall die Abrechnung nahtlos übernehmen kann.
Ihren Angehörigen eine
riesige Last ab.
Dietmar Faude rät, strukturiert vorzugehen und sämtliche Geräte aufzulisten, die man besitzt: Gedacht werden sollte nicht nur an Smartphone, Laptop, Tablet und Computer. Auch der verstaubt in der Ecke liegende E-Book-Reader, das WLAN, moderne Fernseher, Receiver fürs Radio und DVD-Player mit Internetanschluss, Fitnesstracker, Router und andere Geräte, für die es Zugangsdaten braucht, gehören notiert – und eben die Zugangsdaten selbst. Damit Hard- und Software oder auch virtuelle Währungen wie Bitcoins für die Nachfahren keine „Black Box“ bleiben, muss jemand die aktuellen Passwörter, Pins oder Entsperrungsmuster kennen. Für alle Anwendungen, egal ob Postfächer für E-Mail, das digitale Zeitungsabo oder den Elektronikshop braucht es Benutzerkonten, die im Übrigen nicht alle mit den gleichen Passwörtern zugänglich gemacht werden sollten.
Löschen, bewahren, weitergeben?
Nützlich ist es gemäß dem Fachberater, Wünsche für den Umgang mit den jeweiligen Daten zu hinterlegen: Sollen sie gelöscht, bewahrt oder weitergegeben werden oder – das gilt mitunter für pikantere Daten – sollen sie keinesfalls in die Hände einer bestimmten Person geraten? Ein weiterer Tipp ist, wichtige Kontakte auf dem Smartphone, etwa mit einem Ausrufezeichen besonders zu kennzeichnen. Wenn die Besitzerin beispielsweise im Krankenhaus liegt, kann das ihren engeren Freundinnen mitgeteilt werden. „Dafür werden sie dankbar sein“, betont Dietmar Faude. „Wenn Sie viel aufschreiben, haben es Ihre Angehörigen leichter. Sie nehmen ihnen eine riesige Last ab.“
Wie man die Dokumentation weitergebe, sei Typsache. Der Experte verweist auf spezielle Internetprogramme. Dafür braucht es ein Masterpasswort. Falls der Rechner kaputt geht, rät Dietmar Faude zu einer Kopie, sprich zu einer Sicherung der Daten außerhalb des Ursprungsgeräts. Technisch weniger Versierte werden die zusammengetragenen Unterlagen eher in Papierform mit weiteren wichtigen Dokumenten hinterlegen. Ob die schriftliche Vollmacht auf einen oder mehrere Menschen übertragen werde – entscheidend sei, die bevollmächtigte Person zu informieren, wo das Masterpasswort beziehungsweise die Unterlagen zu finden sind. „Das einfach jemandem aufs Auge zu drücken, ist wenig hilfreich“, so Dietmar Faude. Es brauche dafür Bevollmächtigte, die einerseits das Vertrauen genießen, andererseits aber auch ein technisches Verständnis haben.
Infos aus erster Hand
Dietmar Faude ist Geschäftsführer der Firma Sidapron – simplify data protection – mit Sitz in Frickenhausen. Das Büro berät gegen Bezahlung zu den Themen Datenschutz, Videoüberwachung und digitaler Nachlass. Der IT-Dienstleister hat ein „Vorsorgeheft digitaler Nachlass“ verfasst, das gegen eine geringe Gebühr bei ihm bezogen werden kann.
Nähere Infos gibt es unter
www.sidapron.de